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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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Aktion. Wie in allen kniffligen Fällen sind wir einfach mal wieder auf Kommissar Zufall angewiesen. Mit der DNA des ersten Opfers hatten wir bislang ja Pech. Hast du sonst noch etwas zu berichten?«
    »Sagt dir das Wort Herzmuschel etwas?«, fragte die Kriminaltechnikerin. Ihre Stimme klang jetzt weich und nicht mehr so sachlich.
    »Nein, tut mir leid«, antwortete Nawrod, dem die Veränderung in Bauers Stimme sofort auffiel. »Hat das mit dem Herzen des ersten Opfers zu tun?«
    Sabine Bauer lachte laut, bevor sie antwortete: »Herzmuscheln in Weißweinsoße als Vorspeise. Dazu einen Jerez-Xeres-Sherry. Als Hauptgericht Rumpsteak mit Kräuterpaste und Frühlingskartoffeln. Zur Verstärkung unseres kulinarischen Vergnügens treffe ich hoffentlich mit einem Kaiserstühler Spätburgunder deinen Geschmack. Bei dem Dessert handelt es sich um eine badische Spezialität: Apfelküchlein in Vanillesoße. Na, ist das eine gute Nachricht oder nicht?«
    Nawrod schluckte. Ihm lief buchstäblich das Wasser im Mund zusammen. Wie lange schon hatte er keine anständige Mahlzeit mehr zu sich genommen? Und nun so ein köstliches Angebot. »Auf welcher Speisekarte befindet sich dieses leckere Menü?«, fragte er naiv.
    »Auf meiner, Herr Kollege. Wenn du gestattest, lade ich dich heute Abend zum Dinner ein.«
    35
    Daniel Weiß machte alles richtig. Als Radecke abends nicht nach Hause kam, rief er zuerst in dessen Büro und danach sämtliche Bekannte und Verwandte an. Von Telefonat zu Telefonat machte er sich mehr Sorgen, denn niemand konnte ihm über den Verbleib seines Ehepartners Auskunft geben. Einige der Angerufenen wollten ihn beruhigen, indem sie lockere Kommentare abgaben oder ihm gute Ratschläge erteilten, die jedoch in der Mehrzahl der Fälle verletzend wirkten.
    In der Vergangenheit war Gottwald selten länger weggeblieben. Seit sie offiziell verheiratet waren, gar nicht mehr. Er hätte bestimmt angerufen oder zumindest eine SMS geschickt, wenn er noch etwas vorgehabt hätte. Je mehr Zeit verging, desto sicherer wurde sich Weiß, dass seinem Partner etwas zugestoßen sein musste. Kurz nach Mitternacht rief er bei allen Krankenhäusern der Stadt an und erkundigte sich, ob ein Gottwald Radecke oder eine andere namentlich nicht bekannte männliche Person als Notfall eingeliefert worden sei. Manche Gespräche zogen sich unendlich hin, andere Auskunftspersonen fassten sich wiederum sehr kurz. Doch alle hatten eines gemeinsam: Es gab in den letzten zwölf Stunden keine eingelieferte Person, die den Namen Radecke trug oder auf die die Beschreibung Radeckes passte.
    Schließlich wählte er um 1   :   53   Uhr die 110. Es dauerte keine drei Sekunden, bis er einen Polizeibeamten am Apparat hatte, dem er in aller Ausführlichkeit sein Anliegen schildern konnte. Der Beamte teilte Weiß mit, dass er dessen Sorgen verstehe, er ihm aber raten würde, bis zum Morgen abzuwarten. In der Nacht wäre es kaum erfolgversprechend, irgendwelche Maßnahmen einzuleiten. Außerdem würde bei Vermissten, die über achtzehn Jahre alt sind, nur dann eine Vermisstenanzeige aufgenommen, wenn tatsächliche Anhaltspunkte dafür vorlägen, dass sich die Person in einer hilflosen Lage befinden oder einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte.
    Weiß spürte einen Kloß im Hals. Der Beamte hatte das Kind beim Namen genannt. Er selbst hatte bislang die aufkeimenden Gedanken daran verdrängt, dass Gottwald ermordet worden sein könnte. In einer Großstadt wie Berlin wurden ständig Morde verübt. Es verging kaum eine Woche, in der in den Zeitungen nicht von irgendeinem Tötungsdelikt berichtet wurde. Aber wieso sollte man Gottwald ermorden? Vielleicht war er am Abend noch durch einen verlassenen Park gegangen? Das machte er gelegentlich, um seinen Kopf freizubekommen. Und möglicherweise war er dort überfallen und beraubt worden? Ganz sicher hätte er seine Geldbörse nicht freiwillig herausgegeben. Er hätte sich kräftig gewehrt. Weiß hatte immer wieder davon gehört, dass heutzutage Jugendbanden wie Wölfe im Rudel die Parks durchstreiften. Erst vorige Woche hatte er im Berliner Kurier gelesen, dass in einer Grünanlage ein Toter gefunden worden sei, der von Jugendlichen niedergestochen und ausgeraubt worden war.
    Vor dem inneren Auge sah er seinen Lebenspartner blutüberströmt zusammensinken und schutzsuchend ins dichte Unterholz kriechen, wo er röchelnd seine letzten Atemzüge aushauchte. Halb verwest würde ihn irgendwann der Hund eines

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