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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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haben, wo sie sie tagelang unbeaufsichtigt lassen können. Das ist bestimmt nicht in ihren Wohnungen. Die Kollegen vom MEK haben mir mitgeteilt, sie könnten das aufgrund der Verhältnisse in den beiden Häusern ausschließen.«
    »Das würde ich auch sagen«, antwortete Yalcin vorlaut. »Jürgen und ich …«
    Nawrod unterbrach sie und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. »Wir haben uns darüber auch schon Gedanken gemacht.« Hatte er ihr nicht ausdrücklich gesagt, Wegner sollte nichts von ihrem Besuch in Haiders Haus erfahren? »Gibt es von der TKÜ etwas Neues?«, lenkte er auf ein anderes Thema.
    »Haider telefoniert momentan kaum. Der E-Mail-Verkehr hält sich ebenso in Grenzen. Es gibt absolut nichts, wo wir einhaken können. Bei Pfaff sieht es etwas anders aus. Er hängt den ganzen Tag an der Strippe und setzt parallel dazu Unmengen von E-Mails ab. Die Kollegen von der TKÜ stöhnen nur noch. Ich musste ihnen zusätzlich einen Mann zur Unterstützung geben, der nun an anderer Stelle fehlt. Trotzdem liefert die TKÜ nicht einen einzigen Hinweis auf Pfaffs Tatbeteiligung. Er versucht lediglich, die Story bei Agenturen und Verlagen für gutes Geld an den Mann zu bringen.«
    »Dann bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten«, antwortete Nawrod nachdenklich. »Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich heute früher Feierabend machen. Sollte sich in der Sache noch etwas tun, können Sie mich selbstverständlich jederzeit auf meinem Handy anrufen.«
    Wegner nickte. »Kein Problem. Ich denke, Sie beide haben in den letzten Tagen genug Überstunden gemacht.« Und zu Yalcin gewandt: »Möchten Sie auch früher gehen? Bestimmt würde es Ihnen guttun, wenn Sie mal wieder früher ins Bett kämen.«
    »Das Angebot nehme ich gerne an«, lächelte Yalcin und dachte gleichzeitig an einen schon längst fälligen Disco-Besuch mit ihrer Freundin.
    Fast fünf Wochen war es her, dass Nawrod seinen Dienst beim Polizeipräsidium Heidelberg angetreten hatte. Als er in sein Auto stieg, wurde ihm klar, dass er von dieser schönen Stadt eigentlich noch nichts kannte. Von fundierten Ortskenntnissen konnte keine Rede sein. Mit Mühe und Not hatte er sich die Hauptverkehrsstraßen eingeprägt. Mehr aber auch nicht. Er hatte sich bislang immer auf Yalcin verlassen, die jeden Winkel kannte und als Fahrerin sicher die Ziele ansteuerte.
    Boxberg, Ginsterweg 8 stand auf dem kleinen, roten Notizzettel. Er schaltete das Navi ein und tippte die Adresse auf den Touchscreen. Zwanzig Minuten später stand er vor einem Mehrfamilienhaus. Als er klingelte, merkte er, dass er an den Händen schwitzte. Über den kleinen Lautsprecher klang die Stimme etwas verzerrt, dennoch kam sie ihm schon sehr vertraut vor. Die Wohnungstür stand einen Spalt offen. Er war etwas außer Atem, was nicht nur an den drei Stockwerken lag, die er über die Treppe hochgeeilt war, sondern auch an der inneren Anspannung, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Fest umschloss seine Hand den Strauß mit sieben Blumen, deren Namen er sich nicht hatte merken können, die ihm aber sehr gut gefielen. Warum sieben und nicht acht, hatte er die Floristin gefragt. Freundlich lächelnd hatte sie geantwortet, gerade Zahlen brächten Unglück.
    »Komm rein, ich bin in der Küche.« Jetzt klang die Stimme nicht mehr verzerrt. Sie erschien ihm so klar und lieblich wie der Klang einer Harfe. »Mach es dir schon mal im Wohnzimmer gemütlich. Ich komme gleich.«
    Nawrod sah sich um. Er stand in einem kleinen Flur. Alle Türen waren offen. Das Licht der Abendsonne drang mild durch die Fenster. Ein kurzer Rundumblick verriet ihm, dass Sabine Bauer nicht nur einen guten Geschmack hatte, sondern auch Wert auf Sauberkeit legte. Ganz bestimmt nicht von IKEA , dachte er, während er auf dem Sofa Platz nahm und mit einer Hand über das zarte Polster fuhr. Im Hintergrund lief leise ein Lied von James Blunt.
    Immer noch den Blumenstrauß in der Hand, erhob er sich, um sich ein Gemälde, das schräg vor ihm an der Wand hing, aus besserer Perspektive anzusehen. Es gefiel ihm, obwohl er sonst wenig für Kunst übrighatte. Die Farben waren in einem beeindruckenden Gleichklang gemischt. Sie wirkten auf das Auge des Betrachters beruhigend und wohltuend. Nawrod machte sich Gedanken, woher der Künstler die Inspiration für dieses Werk erhalten hatte, als seine Gastgeberin mit einem kleinen Tablett, auf dem zwei Gläser Champagner standen, durch die offene Tür kam. Nawrod stockte der Atem. Sie sah umwerfend

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