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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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Spätburgunder zeigte Wirkung. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, auf absehbare Zeit keinen Alkohol mehr zu trinken. Zu frisch waren noch die Erinnerungen an die Zeit in Stuttgart, als er jeden Tag seinen Kummer in Alkohol ertränkt hatte und drauf und dran gewesen war, ein jämmerlicher, abgesoffener Alkoholiker zu werden, der nicht mehr zu retten war. Aber in Anwesenheit von Sabine Bauer rief der Alkohol Gefühle hervor, die ihm fast abhandengekommen waren. Er konnte plötzlich wieder über alles reden, er konnte lachen, und er sah in der netten Kollegin eine überaus begehrenswerte Frau. Letztere Feststellung führte er aber keineswegs auf den Alkohol zurück. Sabine hatte ihm vorher schon gefallen. Gleich als er sie das erste Mal gesehen hatte. Aber jetzt war sie nicht nur die hübsche Kollegin, jetzt war sie die Frau, die im Begriff war, ein gewaltiges Feuer in ihm zu entfachen. Er fühlte, wie sein Körper und sein Verstand immer mehr aus den Fugen gerieten.
    Gemeinsam nahmen sie auf der Couch Platz. Als ihm ihr herrlich duftendes Parfüm aus unmittelbarer Nähe in die Nase stieg und sie langsam, Knopf für Knopf, sein Hemd öffnete, brach jeglicher Widerstand in ihm.
    »Sabine …«, flüsterte er heiser und schon verschlossen ihre Lippen seinen Mund. Er versuchte, wenigstens einigermaßen bei Verstand zu bleiben, und sah, wie sie sich die Bluse über den Kopf zog und sich mit einer ihm unverständlichen Beweglichkeit aus dem engen Rock schälte. Ihm stockte der Atem. Die halterlosen Strümpfe, ein Hauch von einem Slip und ein BH , dessen Design nicht göttlicher hätte sein können, katapultierten ihn in einen Rausch von Lust und Begierde.
    Irgendwann fanden sie sich im Schlafzimmer wieder. Sie lagen in einem großen französischen Bett und atmeten heftig. Zuerst an die Decke starrend, drehte Nawrod nun langsam seinen Kopf zu ihr. Sie hatte die Augen geschlossen. Er sah kleine Schweißperlen auf ihrer Stirn und es verlangte ihn danach, sie wegzuküssen. In dem Moment, als er sich über sie beugte, war er sich nicht sicher, ob sein Organismus einen zweiten Sturm überleben würde.
    Immer noch die Augen geschlossen, lächelte sie, wobei sich an den Mundwinkeln kleine, unwiderstehliche Fältchen bildeten. Er sah, wie ihre Wimpern anfingen, ganz leicht zu vibrieren, wie sich schließlich ihre Lider öffneten und die Augen freigaben. Diese Augen waren für ihn unbeschreiblich. Er konnte durch sie direkt in ihre Seele schauen.
    Falls es für mich überhaupt wieder eine Frau gibt, dann ist es diese hier, schoss es ihm durch den Kopf, als ihr beider Atem abermals auf Kollisionskurs ging. Für Eva war in diesem Moment kein Platz in seinem Kopf.
    Als Sabine ihn am nächsten Morgen sanft weckte, fuhr er erschreckt hoch. Er hatte so tief und fest geschlafen wie lange nicht mehr. Sie war bereits angezogen und hatte das Frühstück zubereitet. Elfengleich schwebte sie durch die Wohnung. Als er aus dem Bad kam, blieb sie vor ihm stehen, nahm sein Gesicht in beide Hände und sah ihn lange an. Dann küsste sie ihn auf den Mund und sagte mit sanfter Stimme und dem ihr eigenen braunen Glanz in den Augen: »Es war traumhaft, Jürgen. Du hast mir gezeigt, wie wunderschön es ist, eine Frau zu sein.«
    Er küsste sie und flüsterte: »Ich wusste nicht mehr, wie es ist, ein Mann zu sein, dessen Körper explodiert, und der dabei wie durch ein Wunder überlebt.«
    37
    Als Wegner vor versammelter Mannschaft eingestehen musste, dass sich am Morgen des dritten Tages nach Eingang des letzten Päckchens weder bei den Observationen noch bei den TKÜ s irgendwelche Hinweise auf tatrelevante Aktivitäten ergeben hätten, hatten sich die Sorgenfalten in seinem Gesicht noch tiefer eingegraben.
    »Wenn die Täter den Vier-Tage-Rhythmus beibehalten wollen, müssen sie spätestens heute das nächste Paket aufgeben.« Wegner hob den Zeigfinger und fuhr fort: »Eigentlich hätten sie es schon gestern tun müssen, da Pakete oft einen Tag länger als Briefe unterwegs sind. Hoffen wir, dass heute die Falle zuschnappt. Wir haben bis jetzt kaum etwas gegen sie in der Hand und nicht die leiseste Ahnung, wo das zweite Opfer gefangen gehalten wird. Eine Festnahme der beiden zum jetzigen Zeitpunkt könnte einen qualvollen Tod der Geisel bedeuten. Ich glaube nicht, dass die Tatverdächtigen ein Geständnis ablegen und uns das Versteck verraten werden.«
    Es klopfte. Frau Lelle betrat den Besprechungsraum. Sie entschuldigte sich für die Störung und

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