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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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die große Glocke zu hängen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir aber noch nicht, was wir jetzt wissen.«
    »Und das wäre?«
    »Es gibt schlechte Neuigkeiten. Wir haben Philipp Ottes Wohnung gestürmt. Er war nicht zu Hause. Sein Briefkasten quoll über. Von den Nachbarn ist er seit längerer Zeit nicht mehr gesehen worden. Der Mann lebte offenbar sehr zurückgezogen. Er ist spurlos verschwunden. In seiner Wohnung gibt es nicht einen Hinweis, der auf einen Kontakt mit Gottwald Radecke hindeuten könnte. Auch konnten die Kriminaltechniker keine Spuren von Gewalt feststellen. Es gab einfach nichts, was uns weiterbringen könnte.«
    »Und was ist mit Ottes DNA ?«, brummte Nawrod enttäuscht.
    »Die Untersuchungen laufen. Inzwischen hat sich auch definitiv herausgestellt, dass Radeckes Verwandten und Kollegen so gut wie nichts über ihn wissen. Zudem gibt es keinerlei Anhaltspunkte auf eine Beziehung zwischen ihm und Haider. Sämtliche Recherchen liefen bislang ins Leere.«
    »Wo ist das letzte Paket aufgegeben worden und was wissen wir über die Person, die es zur Post brachte?«
    »Das Paket wurde in der Filiale in der Kurfürsten-Anlage aufgegeben. Wenn sich der Schalterbeamte nicht täuscht, hat unser Täter dieses Mal einen alten, gebrechlichen Mann als Boten eingesetzt. Er soll am Stock gegangen sein und ständig gehustet haben.«
    »Das ist doch zum Verrücktwerden!«, stieß Nawrod laut und verärgert hervor. »Die Schweine spielen mit uns Katz und Maus! Was ist mit Haider? Könnte der das Päckchen dem alten Mann übergeben haben?«
    »Wenn man den Observationskräften glauben darf, dann hatte Haider eigentlich keine Möglichkeit dazu. Sobald er aus seiner Wohnung kommt, lassen sie ihn keine Sekunde aus den Augen. Vor zehn Minuten haben unsere TKÜ -Spezialisten allerdings diese E-Mail abgefangen, die er von zu Hause an Pfaff geschickt hat.« Wegner übergab Nawrod den Ausdruck.
    Polizei machtlos!
    Gestern erhielt die Kriminalpolizei Heidelberg schon das sechste Paket des Mörders. Dieses Mal befand sich die an der Spitze gespaltene Zunge eines Menschen darin. Wie zu erfahren war, stammt sie von einem Mann aus Berlin. Die Täter kündigten weitere Aktionen an, wenn folgende Forderungen nicht erfüllt würden: Johannes Holzmann, der Privatsekretär des Papstes, soll live in Nachrichtensendungen von ARD , ZDF und RTL auftreten und gestehen, dass er als Priester junge Ministranten sexuell genötigt und vergewaltigt hat. Weiter soll er offenlegen, warum er schon Jahrzehnte im Dienst des Papstes steht und nach Bekanntwerden seiner Verbrechen von dem damaligen Bischof und heutigen Pontifex nicht seines Amtes enthoben und einer gerechten Strafe zugeführt wurde.
    Nawrod verschlug es beim Lesen der Zeilen den Atem. Völlig überrascht und schockiert, brachte er zunächst keine Silbe hervor.
    »Mir ging es genau wie Ihnen«, sagte Wegner. »In meiner Bestürzung habe ich sofort Uhl angerufen. Der Profiler ist sich nun sicher, dass es mehrere Täter sind, die uns, und vor allem Sie, Herr Nawrod, nur als Werkzeug benutzen. An Sie werden die Pakete geschickt, weil Sie in dem kuriosen Selbstmordfall von der Presse in höchsten Tönen gelobt wurden. Ebenso werden die Presse und andere Medien vor den Karren gespannt. Das wird jetzt ganz deutlich, meinte Uhl. Sie, wir und sämtliche medialen Institutionen werden dazu benutzt, so viel Druck im Kessel aufzubauen, dass am Ende nur noch ein kleiner Funke genügt, um den Supergau auszulösen.«
    »Von welchem Supergau sprechen Sie?«, fragte Nawrod entgeistert.
    »Uhl meint, da könnte auch eine größere Organisation dahinter stecken, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Papst Clemens XII . und seinen engsten Vertrauten zu stürzen. Der Supergau ist die Enttarnung und Verurteilung des Papstes, seines Privatsekretärs und letztlich der gesamten katholischen Kirche.«
    »Das ist doch schizophren«, stieß Nawrod entsetzt hervor.
    »Erklärt aber durchaus den Aufwand, den die Täter betreiben«, bemerkte Yalcin, die nicht weniger schockiert war. »Außerdem könnte Uhl mit der Organisation durchaus recht haben. Wenn wir mal zusammenzählen, sind mit Haider, Pfaff, dem Skinhead und den noch unbekannten drei Paketboten inzwischen mindestens sechs verschiedene Figuren aufgetaucht. Gehen wir davon aus, dass seit den Observationen weder Haider noch Pfaff unmittelbar mit Radeckes Bewachung und Verstümmelung zu tun haben können, müssen wir zu den sechs noch eine oder gar zwei Personen

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