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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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mit Hilfe der Fernsteuerung das Garagentor öffnen wollte, reagierte es nicht. Vermutlich waren die Batterien leer. So war er gezwungen, den Golf vor der Garage abzustellen. Es hatte inzwischen zu regnen begonnen. Er betrat das Haus durch den Haupteingang. Im Innern war alles ruhig. Sämtliche Rollläden waren heruntergelassen. Bevor er sich um Gottwald Radecke kümmerte, wollte er eine Kleinigkeit essen. Er ging zum Kühlschrank und holte eine Dose Bier sowie ein Stück Fleischwurst heraus. Dazu schnitt er sich eine Scheibe Brot ab. Anschließend schaltete er routinemäßig die beiden Monitore ein. Er sah, dass Radecke auf der Pritsche lag und schlief. Draußen vor der Einfahrt war auch alles ruhig.
    52
    Nachdem Nawrod zuerst weitergefahren war, drehte er nach etwa 300   Metern wieder um und bog anschließend nach rechts in die schmale Straße ab. Er schaltete die Scheinwerfer aus. Durch den Regen und die näherrückende Dunkelheit konnte er den Straßenverlauf nur mit Mühe erkennen.
    Der Weg führte ihn zunächst übers freie Feld, danach kurze Zeit durch einen kleinen Wald. Er musste langsam fahren, um nicht von der Fahrbahn abzukommen. Unmittelbar nach dem Wäldchen sah er schemenhaft rechts vor sich ein Gebäude. Er hielt sofort an und schaltete den Motor ab. Beim Schließen der Autotür achtete er darauf, keine Geräusche zu verursachen. Er griff in seine Hosentasche und zog sein Handy heraus. Routinemäßig schaltete er es auf stumm, denn es wäre fatal, wenn das Ding gerade in dem Moment seines Überraschungsangriffes klingeln würde. Anschließend tastete er mit der rechten Hand an seinen Gürtel. Im gleichen Moment fiel ihm ein, dass er seine Waffe ja abgegeben hatte. Er spähte in alle Richtungen. Nichts. Nicht die geringsten Anzeichen von Menschen oder Fahrzeugen. Das Gebäude war dunkel. Kein Lichtschein war zu sehen. War Dreyer etwa weitergefahren? Gab es in dieser gottverlassenen Gegend vielleicht noch ein Haus oder ein anderes Versteck, in dem Dreyer sein Opfer gefangen halten konnte?
    Nawrod schlich auf das Haus zu, das weiträumig von einer hohen Mauer umgeben war. Die dahinterstehenden Tannen überragten die Einfriedung um mehr als das Doppelte. Als er das große schmiedeeiserne Tor erreicht hatte, sah er sofort den VW -Golf. Er stand am Ende der langen Einfahrt, direkt vor der Haustür. Das Hoftor war geschlossen. Der dicke Knauf am Schloss ließ sich nicht drehen. Nawrod überlegte. Sollte er über das gut 2,50   Meter hohe Tor steigen oder wäre es besser, das Anwesen erst einmal zu umrunden? Vielleicht gab es ja eine Stelle, die er leichter überwinden konnte. Schließlich entschied er sich für das Überklettern des Tores, obwohl dessen Oberseite mit pfeilartigen Metallspitzen versehen war.
    Es war schwieriger, als er gedacht hatte. Das Tor war so gebaut, dass Diebe oder sonstige Eindringlinge im oberen Drittel kaum noch die Möglichkeit hatten, sich mit den Füßen abzustützen. Nawrod fluchte leise. Ihm blieb nichts anderes übrig, als mit weit gespreizten Beinen zu versuchen, einen Fuß auf die andere Seite zu bringen und sich dabei mit den Händen so weit hochzudrücken, dass er den äußeren Fuß nachführen konnte, ohne sich an den Pfeilspitzen zu verletzen. Als er dachte, es fast geschafft zu haben, rutschte seine rechte Hand am nassen Metall aus. Er hörte, wie der Stoff seiner Hose zerriss. Im selben Moment spürte er einen glühenden Schmerz am Oberschenkel. Schlagartig schoss ihm der Schweiß aus allen Poren. Er wusste, gäbe er jetzt nach, würde sich die Stahlspitze noch tiefer in den Muskel bohren. Unter Aufbietung aller Kräfte konnte er sich Millimeter für Millimeter nach oben stemmen und sich so aus der misslichen Lage befreien. Schwer atmend spürte er, wie warmes Blut am Bein hinunterrann. Die Wunde brannte wie Feuer. Der Schmerz raubte ihm die Kraft. Er musste innehalten. Sekundenlang hing er vor Anstrengung zitternd an den stählernen Gitterstäben des Tores. Dann ließ er sich langsam abwärtsgleiten. Als er das verletzte Bein belastete, stieß er einen unterdrückten Schrei aus. Humpelnd erreichte er die Eingangstür. Sie war zugezogen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sich das Haus in einem maroden Zustand befand. Er zog am Türknauf und stellte fest, dass die Tür genügend Spiel hatte. Es dauerte keine halbe Minute, bis Nawrod mit einem dünnen Spezialhaken, den er stets in seiner Geldbörse trug und der ihm schon wertvolle Dienste erwiesen hatte, den

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