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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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Frau Lelle abgeholt. Sie arbeitete schon seit über 18   Jahren im Geschäftszimmer des Dezernates und galt als sehr zuverlässig und tüchtig. Allerdings drosselte ihr äußeres Erscheinungsbild das Balzverhalten von Männern auf der nach oben offenen Skala nahezu gegen Null, wenn nicht sogar in den Minusbereich. Das war auch der Grund, weshalb sie mit ihren 48   Jahren noch nie mit einem Mann zusammen gewesen war. Doch sie wurde von allen sehr geschätzt, weil sie ein Elefantengedächtnis hatte, in dem Dinge abgespeichert waren, die sehr hilfreich bei der Aufklärung von Verbrechen sein konnten. Auch wurde sie gerne als Protokollantin bei Vernehmungen eingesetzt, da sie ein Mensch war, der von dem zu Vernehmenden kaum wahrgenommen wurde.
    »Hier ist ein Päckchen für Sie. Ist heute Morgen mit der Post gekommen.« Mit diesen Worten legte sie das kleine Paket fast behutsam vor Nawrod auf den Schreibtisch.
    »Danke, Frau Lelle«, erwiderte Nawrod höflich »Welch noble Person schickt mir jetzt schon Geschenke? Ich bin doch erst eine Woche hier.« Und mit Blick auf den Absender: »Einen M. Meier aus Heidelberg kenne ich nicht, zumindest nicht bewusst.«
    »Vielleicht ist es eine Sie?« Yalcin grinste vielsagend.
    »Der Absender ist falsch«, antwortete Frau Lelle. »Die Hausnummer 141 gibt es in der Goethestraße ebenso wenig wie einen M. Meier. Wir sollten das Paket röntgen lassen.«
    Nawrod hob die Augenbrauen. »Sind Sie sicher, dass der Absender gefakt ist?«
    »Absolut, da gibt es keinen Zweifel.«
    Nawrod hob das Päckchen vorsichtig in die Höhe und stellte es dann gleich wieder ab.
    »Hm, ist ziemlich leicht.«
    Yalcin warnte: »Hat nichts zu sagen. Batterien zum Zünden einer kleinen Sprengladung sind heutzutage nicht größer als ein Centstück.«
    »Klugscheißerin. Die gab’s schon, da warst du noch flüssig.«
    Nawrod griff zum Telefonhörer. Ein paar Minuten später erschien Sabine Bauer und nahm das Päckchen vorsichtig in Empfang. Es dauerte keine zehn Minuten, als sie zurückrief: »Hallo, Kollege Nawrod, du hattest den richtigen Riecher. Ist echt ein Hammer, was man dir da geschickt hat.«
    »Rück schon raus, was ist es?«
    »Das schaust du dir mal am besten gleich selbst an.«
    Bevor Nawrod weiterfragen konnte, hatte die Kriminaltechnikerin den Hörer aufgelegt.
    »Wir sind mal drüben bei der Technik. In dem Päckchen scheint tatsächlich etwas Interessantes zu sein. Kompliment, Frau Lelle!«
    »Danke, Herr Nawrod. War doch selbstverständlich.« Über Erika Lelles biederes Gesicht huschte ein stolzes Lächeln.
    »Sabine ist im Spurensicherungsraum«, begrüßte Beck die beiden. »Sie erwartet euch schon. Aber vorher müsst ihr in einen Overall schlüpfen und euch einen Mundschutz umbinden.«
    »Das wird schwierig, Herr Kollege.«
    »Wieso soll das schwierig werden? Die Dinger findet ihr im Regal vor der Tür zum Spusi-Raum.«
    Nawrod deutete auf Yalcin. »Hast du für den abgebrochenen Meter nicht einfach eine Plastiktüte, mit der wir ihn einpacken können? In euren Overalls wird die Kleine sich bestimmt verirren«, lachte Nawrod und Beck lachte mit.
    »Hey, Alter, wenn du meinst, du kannst mich hier ständig vorführen, hast du dich geschnitten. Noch so eine blöde Bemerkung, und ich trete dir in die Eier, dass du die Engel im Himmel singen hörst. Wenn das deine Art ist, dem Nachwuchs etwas beizubringen, dann ist die Bezeichnung Kollege, was deine Person betrifft, wohl der Witz des Jahrhunderts.«
    Nawrod spürte, dass er eben eine Grenze überschritten hatte. »War nicht so gemeint, Kleine«, entschuldigte er sich.
    »Ich habe dir schon einmal gesagt, du sollst mich nicht immer Kleine nennen. Ich heiße Nesrin Yalcin. Also, entweder Nesrin oder Kollegin Yalcin, wenn ich bitten darf. Ist das klar?«
    Beck hob die Augenbrauen und stieß hörbar die Luft aus. »Ein tolles Verhältnis habt ihr beiden. Das muss man euch schon lassen. Ich dachte, euch nennt man das Dreamteam.«
    »Nichts ist so, wie es scheint«, raunzte Nawrod und begab sich in Richtung Spusi-Raum. Yalcin folgte ihm. Als sie kurz darauf den Raum betraten, konnte sich Sabine Bauer ein Lächeln nicht verkneifen. Yalcin sah in dem Overall tatsächlich wie ein Fabelwesen von einem anderen Stern aus. Sie musste aufpassen, nicht zu stolpern, denn die Hosenbeine ragten weit über ihre Schuhe hinaus und die Ärmel reichten bis zu den Knien. Der Mundschutz verdeckte zusammen mit der Kapuze fast ihr ganzes Gesicht. Nur noch ein schmaler

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