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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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wieder zurück.
    Tom Schneider meldete sich: »Ist davon auszugehen, dass der Täter in Heidelberg wohnt?«
    »Es spricht vieles dafür«, antwortete Uhl. »Studien haben ergeben, dass diese Art von Tätern meistens ihre Ideen Schritt für Schritt entwickelt und deren Umsetzung zumindest zu Beginn im Umkreis eigener Ankerpunkte verwirklicht. Unter Ankerpunkten versteht man Wohnung, Arbeitsstelle, Stammlokale, Bekannte oder Verwandte, Lieblingsplätze und dergleichen. Alle Pakete wurden in Heidelberger Postfilialen aufgegeben. Die ersten drei in einem ziemlich begrenzten Bereich, höchstens 800   Meter Luftlinie voneinander entfernt. Erst das vierte Paket wurde in der Poststelle Kleingemünder Straße im Stadtteil Ziegelhausen aufgegeben. Dort könnte die alte Dame wohnen, die der Täter als Botin benutzte. Vorsichtig ausgedrückt, hat unser Mann einen starken Bezug zu Heidelberg, insbesondere zu dem engen Bereich der Innenstadt. Er fühlt sich dort durch die gewohnte Umgebung sicher und es fällt nicht auf, wenn er zum Beispiel in diesem Bereich wohnende Angehörige bittet, in nahe gelegenen Postfilialen ein Paket für ihn aufzugeben.«
    Am liebsten hätte Nawrod euphorisch hinausgeschrien, dass Ansgar Haider 32   Jahre alt war, in der Sophienstraße 42 wohnte und dass seine Wohnung nur einen Steinwurf von den Poststellen entfernt war, in denen die ersten drei Pakete aufgegeben worden waren. Er wollte Yalcin einen sanften Stoß in die Rippen geben. Aber sie war gerade dabei, bei ihm das Gleiche zu tun, weshalb sie mit den Ellenbogen zusammenstießen. Sie sahen sich an, nickten sich zu, und Yalcins Lächeln drückte pure Freude über ihren Ermittlungserfolg aus.
    »Können Sie sonst noch etwas zum Täter sagen?«, fragte Kriminaloberkommissar Hauk. »Wie erklären Sie sich, dass er offensichtlich einen erwachsenen Mann in seine Gewalt bringen, ihn über längere Zeit gefangen halten und ihm nach und nach Körperteile bis hin zum Herzen entnehmen konnte?«
    »Da ist der Fantasie Tür und Tor geöffnet, Herr Kollege.« Zum ersten Mal war bei Uhl der Anflug eines Lächelns zu erkennen. »Es gibt Betäubungsmittel, es gibt schallgedämmte Kellerverliese und es gibt die Vermutung, dass es sich bei dem Täter um eine medizinisch versierte Person handelt. Ist Ihre Frage hiermit beantwortet?«
    Hauk sah betreten zur Decke. Das hätte er sich natürlich auch selbst denken können.
    »Kommen wir nun zum Opfer.« Uhl runzelte die Stirn und machte eine Pause. »Leider wissen wir über das Opfer nicht viel. Anhand der Größe und Beschaffenheit des abgetrennten Fingers nimmt die Gerichtsmedizinerin an, dass es vermutlich kein besonders großer, circa 55 bis 65   Jahre alter Mann gewesen ist, der zu Lebzeiten keine schwere Arbeit leisten musste. Er war Brillenträger und hatte irgendwann einmal einen Herzinfarkt. Unter seinen Fingernägeln befanden sich Spuren von eigenem Kot und grüner Farbe. Ich habe mich gestern beim Kriminaltechnischen Institut des Landeskriminalamtes erkundigt. Der Bericht liegt zwar noch nicht vor, aber man gab mir die Auskunft, dass es sich bei der Farbe um handelsübliche grüne Dispersionsfarbe handelt, die im Außenbereich an Hauswänden Verwendung findet. Hersteller ist die Firma Colortec. Das Produkt ist in jedem Baumarkt zu haben.
    Weiter ist bekannt, dass die DNA des Opfers nicht in unserer DAD einliegt. Ebenso sind in der AFIS keine Fingerabdrücke von ihm gespeichert. Mehr wissen wir nicht. Insbesondere ist für mich derzeit noch nicht erkennbar, ob es zwischen Täter und Opfer eine Beziehung gibt respektive gab. Denkbar wäre auch, dass der Täter sein Opfer willkürlich und nur zu dem Zweck auswählte, sein Ziel zu erreichen.«
    »Das würde zu Haider passen«, flüsterte Nawrod Yalcin ins Ohr.
    »Habe ich auch grad gedacht«, flüsterte sie zurück.
    Uhl setzte seine eindrucksvolle Power Point-Präsentation fort. Er hatte sich wirklich viel Mühe gegeben, die wichtigsten Fakten des Falles herauszuarbeiten, um sie anschließend im Detail zu analysieren. Gekonnt trug er seine Schlussfolgerungen vor.
    »Kommen wir zu den einzelnen Taten, die wir so zusammenfassen können, dass der Täter sein Opfer zunächst stückweise verstümmelt und es schließlich mit der Entnahme des Herzens tötet. Zweifellos erreicht er durch die Tötung die aus seiner Sicht höchstmögliche Beachtung in der Öffentlichkeit.
    Betrachten wir aber zunächst die zweite Verstümmelung. Der Täter schickte uns ein Ohr des

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