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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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dürfte aufgefallen sein, dass sich der Täter dieses Mal noch mehr Mühe machte, etwas mitzuteilen. In der Vergangenheit kam es bei großen Kriminalfällen nicht selten vor, dass Täter verschlüsselte Botschaften hinterlassen haben. Wie schon erwähnt, wollen solche Täter dadurch eine größere Aufmerksamkeit erreichen, und gleichzeitig finden sie Gefallen daran, mit der Polizei Katz und Maus zu spielen. In unserem Fall hinterließ der Täter seine Botschaften nicht nur in Form von lateinischen Worten, sondern auch durch die Art, wie er mit seinem Opfer umging, und insbesondere durch die speziellen Körperteile, die er uns übersandte. Bildlich gesehen sollten diese Körperteile den Text auf brutale Weise unterstreichen.
    Die vierte Botschaft enthält zweifellos eine Anklage. Es könnte durchaus sein, dass er den Kollegen Nawrod, respektive die Polizei anklagt. Und man könnte vermuten, dass er mit dem Vorwurf, wir seien untätig und würden die Augen verschließen, uns mitteilen wollte, dass er quasi gezwungen war, seine Geisel zu ermorden. Doch dessen bin ich mir nicht ganz sicher. Er könnte auch jemand anderen meinen. Ich möchte mich diesbezüglich nicht festlegen.«
    Uhl atmete tief durch. »Kommen wir nun zum Tatort. Nach meinem Dafürhalten verfügt der Täter über ein alleinstehendes Haus. Er könnte es eigens für seine Zwecke angemietet oder gekauft haben. Zweckmäßigerweise müsste das Gebäude eine Garage haben, von der man direkt in das Haus gelangt. So könnte er sein Opfer unbemerkt in einen schalldichten Kellerraum gebracht haben. Natürlich könnte es sich bei dem Tatort auch um ein altes, leerstehendes Firmen- oder Fabrikgebäude handeln. Auf jeden Fall musste der Mörder sicherstellen, dass er am Tatort mit seinem Opfer nicht gesehen und die langanhaltenden Schmerzensschreie des Opfers nicht gehört werden konnten. Man kann nicht unbedingt davon ausgehen, dass sich der Tatort und die betroffenen Postfilialen in ein und demselben Stadtgebiet befinden. Es liegt jedoch sehr nahe. Ich würde vorschlagen, baldmöglichst über Luftaufnahmen oder Google Earth alle infrage kommenden Gebäude dieses Stadtgebietes ausfindig zu machen und sie einer Kontrolle zu unterziehen.«
    Wegner schüttelte den Kopf. »Das ist faktisch unmöglich«, knurrte er. »Kein Staatsanwalt und kein Richter wird für eine solche Aktion einen Beschluss ausstellen. Wir müssten ja die betreffenden Gebäude nach allen kriminalistischen Regeln genauestens durchsuchen. Außerdem bräuchten wir eine ganze Armee von Durchsuchungskräften, um die Häuser wenigstens einigermaßen zeitgleich auf den Kopf zu stellen. Sonst bekäme der Täter sicher Wind von unserer Aktion und hätte genügend Zeit, Beweise zu vernichten und in aller Gemütsruhe das Weite zu suchen.«
    »Was Sie aus meiner Analyse und meinen Ratschlägen machen, bleibt Ihnen überlassen, Herr Wegner. Sie sind der Soko-Leiter und müssen den Kopf hinhalten, wenn irgendetwas schiefgeht oder nicht so läuft, wie es sich unsere obersten Häuptlinge vorstellen.« Mit ein paar Mausklicks fuhr der Profiler seinen Laptop herunter. Danach bedankte er sich bei den Anwesenden für die Aufmerksamkeit und genoss sichtlich den anschließenden Applaus.
    »Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden«, bat er Wegner. »Jedes Detail kann wichtig sein. Geben Sie mir auch bitte Bescheid, wenn sich der Tatverdacht gegen eine bestimmte Person konkretisiert oder sich der Fall dramatisch zuspitzen sollte.«
    Wegner nickte. »Selbstverständlich, Herr Uhl, und vielen Dank für Ihre Bemühungen. Sie haben einen sehr guten Job gemacht.«
    Uhl gab dem Soko-Leiter die Hand. »Wir bleiben in Verbindung.«
    Als der Profiler den Besprechungsraum verlassen hatte, winkte Wegner Yalcin und Nawrod zu sich. »Was meinen Sie, ist nach den Ausführungen Uhls Ansgar Haider unser Mann?«
    »Er wohnt in der Sophienstraße 42«, antwortete Yalcin. »Das ist sein Ankerpunkt, nach Uhls Worten. Wenn man die ersten drei Postfilialen jeweils mit einer Geraden verbindet, ist die Wohnung Haiders fast genau in der Mitte des Dreiecks.«
    »Und Haider ist 32   Jahre alt«, fügte Nawrod hinzu. »Er passt haargenau in das von Uhl geschätzte Alter des Täters. Möglicherweise hat Pfaff keine Ahnung davon, dass Haider ein eiskalter Mörder und nicht nur der Lieferant für eine äußerst medienwirksame Story ist.«
    »Das wird sich herausstellen«, entgegnete Wegner mit ernster Miene. »Die Observation der beiden ist schon in

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