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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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Stricher, der ihn in die Falle gelockt und später das vernichtende Urteil über ihn gefällt hatte.
    »Nicht der Rede wert«, entgegnete der andere. »Er dachte wohl, er könnte mich verarschen. Musste ihn erst vom Gegenteil überzeugen, bevor ich ihn aus seinem Luxuszimmer führen konnte.«
    »Okay, dann kommen wir zur Sache.« Die Stimme des Blonden wurde schneidender. »Gottwald Radecke, Sie wurden zur Höchststrafe verurteilt. Ein Teil dieser Strafe wird heute vollstreckt. Sie haben keinerlei Möglichkeit, Einspruch einzulegen.«
    Bevor Radecke antworten konnte, wurde er von hinten umklammert. Gleichzeitig wurden ihm die Beine weggezogen. Er spürte eine kurze Seitwärtsbewegung und landete danach hart auf einer ebenen Fläche. Sie war glatt und kalt. Ein Tisch, dachte er. Dann schlang sich auch schon ein kräftiger Lederriemen um seinen Oberkörper, der sofort festgezurrt wurde. Weitere Riemen legten sich über seinen Unterkörper und seine Fußgelenke. Er hatte keine Möglichkeit zur Gegenwehr. Im Nu war er auf der Unterlage festgebunden. Nur seinen Kopf konnte er noch bewegen. Das Atmen bereitete ihm durch den straff angezogenen Brustriemen Schmerzen. Jedes Mal, wenn sich sein Brustkorb hob, hatte er das Gefühl, seine Rippen würden ihm in die Lunge stechen. Er schmeckte das Salz des Angstschweißes auf den Lippen. Die Augen brannten, obwohl er sie unter der Kapuze geschlossen hielt.
    »Nimm ihm die Handschellen ab und binde seine Hände auf den Tisch!«, hörte er den Stricher sagen.
    Radecke spürte, wie die Handfesselung gelöst wurde. Anschließend wurden, etwas seitwärts von seinem Körper, die Hände nacheinander so festgebunden, dass er nur noch die Finger ein klein wenig bewegen konnte.
    »Warum die Linke?«, hörte er den Uniformierten fragen.
    »Das Schwein ist Linkshänder, weißt du das nicht mehr. Er hat mich damals mit dem linken Mittelfinger penetriert, verstehst du?«, antwortete der andere.
    »Wir schneiden ihm den Schwanz ab«, keuchte der Uniformierte.
    »Bist du verrückt? Willst du, dass er vorzeitig krepiert?«
    »Er hat ihn mir reingerammt. Ihm war es scheißegal, ob mir der Schließmuskel reißt oder mein Dickdarm platzt. Und jetzt ist es mir egal, ob der Hurensohn verblutet oder an Nierenversagen draufgeht, weil er nicht mehr pinkeln kann.«
    »Vergiss nicht, was wir vorhaben. Wenn er sich vorzeitig verabschiedet, kann es sehr schwierig werden, unseren Plan umzusetzen.«
    »Das Risiko nehme ich in Kauf«, entgegnete der Uniformierte.
    In diesem Moment wurde Radecke bewusst, was die Stunde geschlagen hatte. Jetzt war er sich sicher. Er war zwei ehemaligen Ministranten in die Falle gegangen, die er vor über zwanzig Jahren missbraucht hatte und die sich grausam an ihm rächten. Und er sah mit seinem inneren Auge die dicken Schlagzeilen fast aller Zeitungen, die über die mysteriösen Sendungen von Körperteilen berichtet hatten. Sie haben sich zuerst Philipp Otte vorgenommen und nun bin ich an der Reihe, dachte Radecke. Siedend heiß erinnerte er sich an die Worte des Tagesschausprechers, der mit betroffener Miene verkündete, dass nach Finger, Ohr und Auge schließlich auch ein menschliches Herz an die Kripo Heidelberg geschickt worden war und dass sämtliche Körperteile von ein und derselben Person stammen würden.
    »Zieh ihm die Kapuze herunter! Er soll sehen, was mit ihm geschieht«, hörte er den Stricher sagen.
    Obwohl er sofort die Augen schloss, blendete Radecke ein greller Lichtstrahl so sehr, dass ein stechender Schmerz durch seine Augäpfel fuhr. Laut stöhnend konnte er nur sehr langsam die Lider öffnen.
    »Binde seinen Kopf fest!«, sagte der Stricher. »Ich habe keinen Bock darauf, dass er damit herumzappelt. Weißt ja, welches Theater der andere aufgeführt hat. Er muss völlig ruhig liegen.«
    Der Uniformierte entfernte sich. Ein paar Sekunden später sah Radecke ihn direkt über sich. Er hatte einen langen, breiten Ledergurt in der Hand, den er sofort auf Radeckes Stirn legte. Es ging alles sehr schnell, weshalb Radecke vermutete, dass der Uniformierte die Enden an Haken befestigte, die sich bereits am Tisch befanden. Der Gurt wurde dermaßen festgezurrt, dass Radecke seinen schmerzenden Kopf nicht einmal mehr einen Millimeter bewegen konnte.
    27
    Staatsanwalt Brügge stellte sich erneut quer, obwohl Kriminaloberkommissar Hauk alle Register seines diplomatischen Geschickes zog. Brügge blieb stur und ließ sich absolut nicht davon überzeugen, dass man zum

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