Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
gekauft hat, hat mich mein Dad ein paarmal hergeschleift. Dad fand es saukomisch, dass Onkel Alan glaubte, er würde das Haus aufwerten, wo er doch eigentlich alles nur schlimmer machte. « Carter schien einen Augenblick in der Erinnerung gefangen, doch dann schüttelte er sie ab. » Vielleicht sollte ich es einfach anzünden und die Versicherungsprämie kassieren. «
» Sind Sie sicher, dass Sie mir das erzählen sollten? «
Carter rang sich ein Lächeln ab. Er wirkte erschöpft – die Vernehmungen hatten ihre Spuren hinterlassen; vielleicht auch das Geflüster und Angestarrtwerden in der Stadt.
» Als Kind hab ich ihn sehr gemocht – und ich dachte, er würde mich auch mögen. «
» Ich hab’s vergessen, wie hieß seine Frau noch mal? «
» Tante Jessica – man musste es immer ganz richtig sagen. Wenn man’s mit ›Jess‹ oder ›Jessie‹ versucht hat, wurde man sofort zurechtgewiesen. Irgendwann stellte sich heraus, dass sie hinter Onkel Alans Rücken was mit einem anderen hatte, und das war’s dann. «
» Haben Sie Ihren Eltern das Leben zur Hölle gemacht? «
» Wie die meisten Dreikäsehochs. «
» Aber auch noch, als Sie kein ›Dreikäsehoch‹ mehr waren? «
Carter zuckte mit den Schultern und ging vom Badezimmer in das kleine Nebenzimmer. Es wurde als Abstellkammer benutzt, hier stapelten sich Kisten und Koffer.
» Ein schönes Freudenfeuer « , murmelte er erneut, bevor er sich wieder an Fox wandte. » Ich war nicht anders als alle anderen. Wenn er Ihnen erzählt hat, ich sei ein Monster gewesen, dann hat er gelogen. «
» Er hat Sie verpfiffen « , stellte Fox leise fest.
» Dann war er vielleicht selbst das Monster – haben Sie sich das mal überlegt? «
» Hab ich tatsächlich. «
Damit hatte Paul Carter nicht gerechnet. Er musterte Fox ohne zu blinzeln. Fox fiel ein leichtes nervöses Zucken direkt unter dem einen Auge auf. Carter, dem dies bewusst war, drückte sich einen Finger auf die Stelle, als ob er es so kurieren könnte.
» Wissen Sie, was die im Knast mit Bullen machen? « , fragte er leise, bevor er seine Frage selbst beantwortete. » Natürlich wissen Sie das – Sie lassen ja ständig Cops einbuchten. «
» Nur diejenigen, die’s verdient haben. «
» Und Sie denken, ich hab’s verdient? « Carter hob die Stimme. » Weil ich eine erbärmliche kleine Schlampe um eine halbe Stunde ihrer ach so kostbaren Zeit gebeten habe? «
» Warum haben sich die anderen beiden Frauen gemeldet und ausgesagt? «
Er schlug mit dem Handballen gegen die Wand. Das gesamte Gebäude schien zu beben. » Ich weiß es nicht! « , schrie er. » Sie muss ihnen gesagt haben, dass sie’s tun sollen! «
» Sie kannte sie gar nicht. «
» Ich hab den beiden nichts getan – hab’s nicht mal versucht! « Er trat mit dem Fuß gegen die Wand, der Putz bröckelte.
» Denken Sie dran, dass das Haus jetzt Ihnen gehört. «
» Ich will’s nicht haben! « Carter fuhr sich erneut mit der Hand über den Kopf. » Ich hab das alles satt. Ich will mein Leben zurück. Der Richter kann jetzt jederzeit zu einer Entscheidung kommen, oder aber Cash klagt mich wegen Mordes an. Schöne Alternativen, was? « Er sah Fox an. » Aber warum erzähle ich Ihnen das? Ihnen ist das doch scheißegal. «
Er schubste Fox mit der Schulter beiseite und rannte die Treppe hinunter, nahm zwei Stufen auf einmal. Fox wartete einen Moment, bevor er ihm folgte. Als er den Flur erreicht hatte, ließ Carter bereits den Astra an und wendete in drei Zügen. Von der Tür aus sah Fox dem Wagen nach, als dieser den Hügel hinabfuhr. Das Vorhängeschloss hing offen an der Tür. Ohne Schlüssel würde es sich nicht schließen lassen. Paul Carter war das egal – das Cottage war nur ein weiterer Klotz am Bein. Fox schloss die Tür, so gut es eben ging, stieg in seinen Wagen und machte sich an
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