Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
schüttelte. » Das genügt mir nicht, Inspector « , sagte er, zog die Tür auf und bedeutete Fox, dass es Zeit war zu gehen.
» Bei mir zu Hause wurde eingebrochen « , teilte ihm Fox mit. » Glauben Sie, wenn in zwanzig Jahren jemand in Ihre kostbaren Archive hinabsteigt, dass er dann etwas darüber finden wird? «
» Verbrecher gibt’s da draußen nicht zu knapp. «
» Auch darin sind wir uns einig « , erwiderte Fox.
Sie gingen gemeinsam zurück zum Gang, an den Vernehmungszimmern und den Wachen vorbei.
» Ich hoffe, Ihrem Vater geht’s bald besser « , sagte Jackson, während Fox seinen Besucherausweis wieder an der Rezeption abgab.
» Danke. «
Er streckte Fox die Hand hin. » Wir sind beide auf derselben Seite « , unterstrich er. » Vergessen Sie das nicht. «
» Wann fahren Sie wieder runter in den Süden? «
» Morgen oder übermorgen. Aber Sie wissen, wo Sie mich finden können, wenn Sie mich brauchen. «
» Um ehrlich zu sein « , sagte Fox, » hoffe ich, dass ich Sie nie wieder sehe … «
Um acht Uhr an jenem Abend saß Fox am Krankenbett seines Vaters. Jude hatte sich überreden lassen, für ein paar Stunden Schlaf nach Hause zu fahren. Auch Mitch schlief. Fox war im Lauder Lodge gewesen und hatte ein paar Sachen geholt und schließlich sogar den Schuhkarton mit den Fotos mitgebracht. Er hatte jedes einzelne davon betrachtet und sich gefragt, was für eine Geschichte die Bilder ihm erzählten. Eine Familie aus dem zwanzigsten Jahrhundert, die sich nicht besonders von anderen unterschied. Sie hatten ein Dach über dem Kopf und ausreichend zu essen. Ausflüge ans Meer und Weihnachtsfeste. Da war Malcolm in seinem Lieblings-T-Shirt, die Haare länger als seinem Vater recht war, er riss ein Geschenk aus der Verpackung. Jude posierte mit ihrer Mutter in einem Theatersaal. Es war bestimmt ein Musical gewesen: Ihre Mutter hatte ein Faible für Musicals gehabt. Vater und Sohn waren zu Hause geblieben und hatten stattdessen amerikanische Krimiserien im Fernsehen geguckt.
Wieder Burntisland: Chris Fox mit Jude auf den Schultern. Mit einem Polierlappen in der Hand zeigte er stolz sein Motorrad. Radikal … Gewaltbereite Streikposten … Aufstände … Fox hätte ihn gerne gekannt. Hätte sein Vater nicht geschlafen, hätte er vielleicht versucht, ihm ein paar Fragen zu stellen. Mitchs Atem war unregelmäßig. Immer mal wieder schien er keine Luft mehr zu bekommen, hustete, ohne davon aufzuwachen. Seine Wangen wirkten eingefallen. Er hing immer noch am Tropf, hatte im wachen Zustand keine feste Nahrung zu sich nehmen können. Fox versuchte die Katheterschläuche zu ignorieren, die sich unter der Decke auf einen Beutel am Metallgestell des Betts zuschlängelten.
Was ich mache, ist richtige Polizeiarbeit, wollte Fox seinem Vater sagen. Wozu auch immer das gut sein mag …
Als sein Handy vibrierte, sah er aufs Display. Die Rufnummer wurde unterdrückt. Er stand auf und meldete sich, ging an der Schwesternstation vorbei in den Gang.
» Hallo? «
» Ist da Malcolm Fox? « Die Stimme klang irritiert.
» Ja. «
» Man hat mir gesagt, ich muss mit Ihnen sprechen. «
» Aha? «
Ein Räuspern wurde vernehmbar. Fox hatte das Gefühl, bei dem Anrufer handelte es sich um einen Mann Mitte sechzig.
» Ich war an dem Abend dabei. Man hat mir gesagt, Sie müssten das wissen. «
» Francis Vernal? « Fox blieb stehen. » Sie haben ihn verfolgt? «
» Überwacht, ja. «
» Ich möchte Sie zurückrufen. Geben Sie mir bitte Ihre Nummer … «
» Ich bin vielleicht pensioniert, aber senil bin ich nicht. «
» Dann einen Namen. «
» Wie wär’s mit Colin? Oder James? Oder Fred? «
» Also kein Name? « , tippte Fox.
» Kein Name « , bestätigte die Stimme. » Ich bin schon lange nicht mehr im Dienst und
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