Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
drehte sich zu Jude um, die ihn immer noch am Arm gepackt hielt.
» Ich muss weg « , sagte er. » Kommst du hier alleine klar? «
Sie nickte langsam, wirkte ein bisschen ängstlich. Fox machte sich frei und strich ihr mit der flachen Hand seitlich über den Kopf. » Aber wenn sich irgendwas ändert … «
» Ich ruf dich an « , sagte sie.
» Wird nicht lange dauern. «
» Komm einfach, wenn du fertig bist « , sagte Jude. Sie bekam sogar eine Art Lächeln hin, als wollte sie ihm Mut machen. Fox tat etwas, das er schon lange nicht mehr gemacht hatte: Er beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. Sie hob den Kopf ein bisschen, so dass es für ihn leichter war.
Und dann war er weg.
38
Als Fox im Präsidium in Stirling eintraf, hatte die Medienpräsenz nicht abgenommen, und bewaffnete Beamte prüften seinen Dienstausweis erneut sehr gründlich. Er schickte Chief Constable Pears eine Nachricht aufs Handy: Sagen Sie Jackson, dass ich unten warte.
Zehn Minuten später stand der Mann von der Special Branch vor ihm. Fox ließ sich mit dem Aufstehen Zeit, er hatte auf demselben Stuhl Platz genommen wie bei seinem vorangegangenen Besuch.
» Was zum Teufel wollen Sie? « , fuhr ihn Jackson an.
» Wurde schon Anklage erhoben? « , fragte Fox beiläufig.
Jackson verschränkte die Arme und sagte nichts.
» Ich hatte gestern Abend eine nette Unterhaltung mit dem Chief Constable « , fuhr Fox fort. » Tut mir leid, dass Alison Pears das Gefühl hatte, Sie da raushalten zu müssen. «
Jackson schnaubte. Sein Handy gab einen Ton von sich, und er las die Nachricht auf dem Display. Fox wartete, bis er wieder die volle Aufmerksamkeit seines Gegenübers hatte, dann sprach er weiter.
» Chris Fox – sagt Ihnen der Name was? «
Jackson starrte ihn an, nickte anschließend kaum merklich. » Hab mich gefragt, wann Sie draufkommen « , murmelte er. » Kommen Sie … «
Fox bekam einen Besucherausweis von derselben Beamtin wie am Vortag. Er folgte Jackson durch den Gang und dann eine Treppe hinunter, einen weiteren Gang entlang, der diesmal aber von einem bewaffneten Beamten bewacht wurde, der noch einmal die Ausweise prüfte. Zwei Vernehmungszimmer lagen einander gegenüber. Polizisten in schusssicheren Westen standen davor Wache. Jackson drückte eine der Türen auf.
» Sehen Sie « , sagte er.
Im Türrahmen stehend sah Fox einen Mann am Tisch sitzen. Er trug Handschellen und weigerte sich, den Blick zu heben. Hellbraune Haut, dichtes gewelltes Haar, dunkle Ringe unter den Augen, das linke Auge zugeschwollen. Jackson schloss die Tür wieder und starrte Fox an.
» Zuerst militärische und politische Ziele, dann zivile – Supermärkte, Fußballstadien, sogar Krankenhäuser. Denen war egal, wer dabei draufgeht, Hauptsache, sie sorgen für Aufsehen. «
» Worauf wollen Sie hinaus? « , fragte Fox.
» Darauf, dass es eine echte und akute Bedrohung gibt und wir bescheuert wären, wenn wir uns mit der Vergangenheit aufhalten würden. « Jackson merkte, wie die Wachen die Ohren spitzten. Er ging weiter den Gang entlang, an hemdsärmeligen Detectives vorbei, die ihm einen Gruß zunickten. Neben weiteren Türen stand ein kleines Büro leer, Jackson ging hinein und wartete darauf, dass Fox ihm folgte.
» Machen Sie die Tür zu « , befahl er. Fox gehorchte, und die beiden Männer sahen einander an.
» Eine echte und akute Bedrohung « , wiederholte der Mann von der Special Branch leise. » Wir tun, was getan werden muss, damit sie nicht Realität wird. «
» Ich habe Sie nach Chris Fox gefragt. «
» Ich dachte, darum ging’s. Als ich in den Archiven auf den Nachnamen stieß, wusste ich, dass es eine Verbindung geben muss. «
» Als wir uns in der Cafeteria unterhalten haben? «
» Da wusste ich es schon « , bestätigte Jackson.
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