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Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead

Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead

Titel: Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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an­de­re Sei­te der Fluss­mün­dung ge­lei­tet wur­den. Fox stieg aus dem Wa­gen und spür­te den Sog des mit ho­her Ge­schwin­dig­keit vor­bei­ra­sen­den Ver­kehrs­stroms, der ihn auf die Fahr­bahn zu zie­hen droh­te. Aber es gab ei­nen Bür­ger­steig, der zu ei­nem Fuß­weg über die Brü­cke führ­te.
    » Du machst Wit­ze « , rief ihm Kaye zu.
    » Ich brau­che fri­sche Luft, das ist al­les. «
    » Und was zum Teu­fel sol­len wir ma­chen? «
    » War­tet auf der an­de­ren Sei­te auf mich, mög­lichst nah bei den al­ten Maut­häus­chen. «
    » Soll ich mit­kom­men? « , frag­te Nay­smith, aber Fox schüt­tel­te den Kopf, knall­te die Tür zu und stell­te den Kra­gen auf. Er war be­reits drei­ßig oder vier­zig Me­ter ge­gan­gen, bis sich eine Ver­kehrs­lü­cke auf­tat und dem Mon­deo end­lich ge­stat­te­te, sich wie­der ein­zu­fä­deln und mit ei­nem kur­zen knap­pen Hu­pen an Fox vor­beizu­rau­schen. Fox wink­te dem Wa­gen hin­ter­her und ging wei­ter. Er hat­te die Forth Road Bridge noch nie zu Fuß über­quert. Da­bei mach­ten Jog­ger und Tou­ris­ten das stän­dig. Der Lärm von der Fahr­bahn her war oh­ren­be­täu­bend und der Ab­grund zum Fir­th of Forth schwin­del­er­re­gend, aber Fox ging wei­ter, sog die Lun­ge vol­l Ab­gas­luft. Eine Frau mit Hund kam ihm ent­ge­gen. Sie trug ein Kopf­tuch, nick­te ihm zu und lä­chel­te, was er nicht über­zeu­gend zu er­wi­dern wuss­te. Links konn­te er die Ei­sen­bahn­brü­cke se­hen, größ­ten­teils we­gen Bau­ar­bei­ten mit Pla­nen ab­ge­deckt. Dort un­ten gab es auch In­seln und drü­ben auf der rech­ten Sei­te den Ha­fen von Ros­yth. Der Wind pfiff ihm um die Oh­ren, aber er hat­te das Ge­fühl, es nicht an­ders ver­dient zu ha­ben. Kaye hat­te na­tür­lich Recht: Es war eher ein Hil­fe­schrei als ein ernst­zu­neh­men­der Selbst­mord­ver­such ge­we­sen. Aber trotz­dem. Mit den Neu­ig­kei­ten über Paul Car­ter hat­ten sie eine Bom­be plat­zen las­sen und sich an­schlie­ßend ein­fach ver­zo­gen. Kein An­ruf beim So­zi­al­amt oder sonst je­man­dem, der be­reit ge­we­sen wäre, nach ihr zu se­hen. Eine Nach­ba­rin? Eine Ver­wand­te in der Ge­gend? Nein, sie hat­ten nur ihre ei­ge­ne Haut und den ver­damm­ten Mon­deo ret­ten wol­len. Fox war wäh­rend sei­ner Jah­re im Po­li­zei­dienst sel­ten mit Ge­walt oder Tra­gö­di­en kon­fron­tiert ge­we­sen. Als er noch Uni­form ge­tra­gen hat­te, hat­te er die eine oder an­de­re Prü­ge­lei zwi­schen Be­trun­ke­nen be­en­det; ein oder zwei schlim­me Mord­fäl­le hatte es wäh­rend der Zeit beim CID gegeben. Die Ab­tei­lung für in­ter­ne Er­mitt­lun­gen war ihm auch des­halb so at­trak­tiv er­schie­nen, weil es dort um Re­gel­brü­che ging und nicht um Kno­chen­brü­che; um Po­li­zis­ten, die die Sei­te ge­wech­selt hat­ten, und nicht um ge­walt­tä­ti­ge Män­ner. War er des­halb ein Feig­ling? Er glaub­te nicht. Kein rich­ti­ger Po­li­zist? Auch das nicht. Aber er ging von Na­tur aus Kon­fron­ta­ti­o­nen aus dem Weg oder sorg­te lie­ber von An­fang an da­für, dass es erst gar nicht zu sol­chen kam – und ge­nau des­halb hat­te er bei Te­resa Col­lins ver­sagt. Je­den Au­gen­blick, den er mit ihr ge­spro­chen hat­te, hät­te er an­ders an­ge­hen kön­nen, und es wäre mehr da­bei raus­ge­kom­men. Fox rieb sich im Ge­hen mit den Hän­den übers Ge­sicht. Er be­schleu­nig­te sei­nen Schritt, der Wind wur­de schnei­den­der, je mehr er sich der Mit­te der Brü­cke nä­her­te. Er be­fand sich jetzt di­rekt über dem Fir­th of Forth, hing an Stahl­dräh­ten hier oben in der Luft. Er ver­ließ sich da­rauf, dass sie hiel­ten. Ohne zu wis­sen, was er tat, fing er an zu ren­nen – zu­nächst joggte er nur, dann wur­de er schnel­ler. Wann war er zum letz­ten Mal ge­rannt? Er konn­te sich nicht er­in­nern. Mehr als zwan­zig, drei­ßig Me­ter schaff­te er nicht im Sprint, und zum Schluss war er au­ßer Pus­te. Zwei ech­te Jog­ger be­äug­ten ihn im Vor­bei­lau­fen.
    » Geht schon. « Er wink­te ab.
    Viel­leicht glaub­te er es so­gar selbst. Er zog sein Handy aus der Ta­sche und schoss ein Foto von der Aus­sicht, nur um sie nicht zu ver­ges­sen. Un­ter ihm lag South Queens­ferry mit

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