Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
befände, beherbergte die Royal Overseas League. Eine Frau an der Rezeption wies ihm den Weg zurück über die Princes Street. Der Abend war stürmisch. Draußen sollten Straßenbahnschienen verlegt werden, doch es war wiederholt zu Verzögerungen gekommen, da die Bauunternehmer mit der Stadtverwaltung über die Vergütung stritten. Arbeiter standen an Bushaltestellen Schlange, wollten schleunigst nach Hause. Dass nur wenige Geschäfte auf der Princes Street mit Hausnummern versehen waren, half Fox auch nicht weiter. Er suchte die Nummer 86 , lief aber dran vorbei und musste noch einmal umkehren. Endlich, neben einem Geldautomaten, fand er eine anonyme lackierte Holztür. Darüber befand sich ein kleines Fenster, und er konnte gerade so den darin eingravierten Namen erkennen. Er klingelte und wurde schließlich eingelassen.
Er hatte enge, stickige Räume im georgianischen Stil erwartet, doch die Inneneinrichtung war großzügig und modern. Ein uniformierter Portier erklärte ihm, er werde erwartet, und führte ihn eine Treppe hinauf. Einige ältere Herren wanderten umher oder hatten es sich, in Zeitungen vertieft, auf Sesseln bequem gemacht. Fox hatte geglaubt, in eine Lounge oder Bar bestellt worden zu sein, tatsächlich handelte es sich aber um ein exklusiv eingerichtetes Konferenzzimmer. Charles Mangold saß an einem großen runden Tisch. Vor sich eine Karaffe mit Wasser.
» Danke, Eddie « , sagte er zu dem Portier, der sich verneigte und sie allein ließ. Mangold war aufgestanden und schüttelte Fox die Hand.
» Charles Mangold « , stellte er sich vor. » Inspector Fox, nicht wahr? «
» Ganz recht. «
» Dürfte ich Ihren Ausweis sehen? «
Fox zog seinen Dienstausweis.
» Ich fürchte, man kann heutzutage nicht vorsichtig genug sein. « Mangold gab ihm die Brieftasche zurück und bedeutete ihm, Platz zu nehmen. » Ich hab vergessen, Eddie zu bitten, uns was zu trinken zu bringen. «
» Wasser ist wunderbar, Sir. «
Mangold schenkte ihnen jeweils ein Glas ein, während Fox ihn musterte. Korpulent, Anfang sechzig, kahl und mit Brille. Er trug einen dunklen dreiteiligen Anzug, ein blassgelbes Hemd mit goldenen Manschettenknöpfen und eine braun-blau diagonal gestreifte Krawatte. Seine souveräne Ausstrahlung grenzte an Selbstgefälligkeit. Oder war »gediegen« das passendere Wort?
» Schon mal hier gewesen? « , fragte Mangold.
» Nein, es ist das erste Mal. «
» Die meisten anderen Clubs mussten schließen, aber irgendwie schlägt sich dieser hier ganz wacker. « Er nahm einen Schluck Wasser. Tut mir leid, dass ich nicht viel Zeit für Sie habe, Inspector. Wie meine Sekretärin vielleicht schon gesagt hat. «
» Sie haben um halb sechs einen weiteren Termin. «
» Ja « , sagte Mangold und blickte auf die Uhr.
» Wussten Sie, dass Alan Carter tot ist, Mr Mangold? «
Eine Sekunde lang erstarrte der Anwalt. » Tot? «
» Er hat sich gestern Abend einen Revolver an die Schläfe gesetzt. «
» Du lieber Gott. « Mangold starrte die holzvertäfelte Wand an.
» Woher kannten Sie ihn? «
» Er hat für mich gearbeitet. «
» Über Francis Vernal? «
» Ja. «
» Kannten Sie Mr Carter schon lange? «
» Ich kannte ihn kaum. « Mangold schien zu überlegen, was er sagen sollte. Fox ließ sich Zeit, trank aus seinem Glas. » Vor einiger Zeit erschien im Scotsman ein Porträt über ihn – der Schwerpunkt lag hauptsächlich auf seinen verschiedenen geschäftlichen Interessen. Dort wurde erwähnt, dass er ein ehemaliger Polizist ist und damals bei den Ermittlungen eine kleine Rolle gespielt hatte. «
» Bei den Ermittlungen im Fall Francis Vernal, meinen Sie? «
Mangold nickte. » Nicht dass da viel ermittelt wurde. Selbstmord war die
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