Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
zum Kellner aufnahm, ließ er ihn wissen, dass er fertig war.
» Bin doch nicht so hungrig gewesen, wie ich dachte « , entschuldigte er sich.
Wieder zu Hause schaltete er den Fernseher ein und fand mehrere Sender, die absoluten Müll brachten. Die Nachrichten konzentrierten sich auf eine königliche Verlobung und sonst nicht viel mehr. Fox hielt das zehn Minuten lang aus, dann ging er seinen Computer suchen. Er wusste, dass er genauso gut bis zum Morgen warten konnte: Joe Naysmith würde Wort halten. Trotzdem gab er Francis Vernals Namen in die Suchmaschine ein und klickte die ersten der 17 250 Links an.
Eine halbe Stunde später kam eine SMS von Tony Kaye.
Trittbrettfahrer – Explosion in Peebles!
Fox fiel keine Antwort darauf ein, und er widmete sich deshalb wieder seinem Computerbildschirm.
Trittbrettfahrer …
Wie immer sah Tony Kaye nur, was er sehen wollte. Fox war sich da nicht so sicher …
Fünf
15
In der Nähe der Stelle, wo Francis Vernals Wagen von der Straße abgekommen war, befand sich eine Parkbucht. Ein kleiner Steinhaufen lag dort, daneben stand eine Tafel, die an » einen Patrioten « erinnerte. Jemand hatte einen Blumenstrauß abgelegt. Die Blumen waren welk – möglicherweise stammten sie noch vom Jahrestag des Unfalls. Vielleicht von Mangold, im Namen seiner selbst und Vernals Witwe.
Fox war heute Morgen mit seinem eigenen Wagen nach Fife gefahren, hatte die M 90 verlassen und Glenrothes in Richtung »East Neuk« umfahren: Dort lagen kleine Fischerdörfer, die bei Landschaftsmalern und Wohnwagenbesitzern beliebt waren. Lundin Links und Elie, St. Monans und Pittenweem, dann Anstruther – das die Einheimischen » Ainster « aussprachen. Francis Vernal war auf einem Abschnitt der B 9131 gestorben, nördlich von Anstruther. Golf spielte er nicht, aber er hatte ein Ferienhaus außerhalb von St. Andrews besessen. Niemand konnte genau sagen, weshalb er nicht auf der A 915 geblieben war – die Strecke wäre kürzer gewesen. Die einzige Theorie bestand darin, dass er einen Umweg gemacht und sich für die landschaftlich reizvollere Route entschieden hatte. Verließ man die Küste, gab es nur noch Ackerland und Wälder. Unmöglich zu sagen, gegen welchen Baum Vernals Wagen geprallt war. Eine weitere Theorie besagte: Er war auf der von Traktoren verschmutzten Fahrbahn ins Schleudern geraten. Gut, das konnte sich Fox vorstellen. Aber dann musste danach etwas passiert sein. Nicht jeder, der einen Autounfall baut, hat anschließend das dringende Bedürfnis nach einer Handfeuerwaffe zu greifen und seinem Leben ein Ende zu setzen. Hatte Vernals Lebensstil ihn eingeholt? Stress, eine turbulente Ehe, zu viel Alkohol? Er hatte getrunken und war deshalb von der Straße abgekommen – vielleicht wollte er Schluss machen. Aber er hatte den Unfall überlebt, also griff er ins Handschuhfach nach dem Revolver: demselben Revolver, den auch Alan Carter benutzt hatte.
Oder er wurde auf ihn gerichtet.
Fox fuhr mit den Fingern über die Gedenktafel. Im Lauf der Jahre hatten unzählige Jugendliche ihre Namen eingeritzt. Einige Kilometer weiter vor der Unfallstelle waren ein paar aufgemotzte Wagen mit aufgedrehter Stereoanlage an ihm vorbeigefahren, wahrscheinlich gesteuert von » Cambo « , » Ali « , » Desi « oder » Pug « . Er richtete sich auf und atmete tief durch. Kein schlechter Ort: friedlich. Das Dröhnen landwirtschaftlicher Nutzfahrzeuge in der Ferne, dazu das halbherzige Krächzen einiger weniger Krähen. Er konnte die frisch umgegrabene Erde riechen. Ein kurzer Marsch durch die Umgebung brachte keine weiteren Aufschlüsse. Niemand hatte einen Blumenstrauß unter einen Baum gelegt. In keiner der Zeitungen war
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