Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
gewesen. «
» Stürmisch? « Sie dachte über das Wort nach. » Keine schlechte Umschreibung. «
» Wie haben Sie sich kennengelernt? «
» Auf den Barrikaden. «
» Doch nicht buchstäblich? «
» Fast – bei einem Sit-in an der Universität. Ich glaube, wir haben gegen den Vietnamkrieg protestiert. « Sie schien daran zurückzudenken. » Aber es kann auch Apartheid oder Rhodesien gewesen sein. Er war bereits Anwalt; ich war Studentin. Wir haben uns auf Anhieb verstanden. «
» Trotz des Altersunterschieds? «
» Meinen Eltern war das zunächst gar nicht recht « , räumte sie ein.
» War Mr Vernal damals schon Nationalist? «
» In seiner Jugend war er Kommunist. Dann bei der Labour Party. Der Nationalismus kam erst später. «
» Sie haben seine politische Einstellung geteilt? «
Sie musterte ihn. » Ich weiß nicht genau, was Sie von mir wollen, Inspector. «
» Ich hatte nur das Gefühl, wir sollten uns kennenlernen. «
Sie dachte noch darüber nach, als Eileen Carpenter mit einem Tablett eintrat. Darauf stand eine kleine Teekanne und nur eine Porzellantasse mit Untertasse. Es war loser Tee, dazu gab es ein silbernes Teesieb. Fox bedankte sich. Sie fragte ihre Dienstherrin, ob sie noch etwas bräuchte.
» So weit alles in Ordnung, denke ich « , erwiderte Imogen Vernal. » Vielleicht sollten Sie Charles das auch sagen. « Dann an Fox gewandt: » Er wird darauf warten, dass sie ihm eine Nachricht zukommen lässt. «
Carpenter lief ganz leicht rot an, als sie den Raum verließ.
» Sie ist nicht direkt seine Spionin « , erklärte Imogen Vernal. » Aber Charles wird nicht lockerlassen. «
Fox schenkte sich Tee ein. » Wissen Sie, warum er Alan Carter angeheuert hat? « , fragte er.
» Um den Mord an meinem Mann aufzuklären. «
» Sind Sie sicher, dass es tatsächlich Mord war? «
» Ziemlich sicher. «
» Haben Sie das damals auch gesagt? Ich erinnere mich nicht, dass es in den Zeitungen erwähnt wurde. «
» Um ganz ehrlich zu sein, ich hatte ein bisschen Angst. «
Fox akzeptierte das. » Aber Sie haben nicht mehr als Verdachtsmomente – keine echten Beweise? «
» Auch keine anderen als die, die Sie inzwischen zusammengetragen haben werden « , gestand sie und legte ihre Hände in den Schoß.
» Und Selbstmord …? «
» Steht außer Frage: Francis war ein viel zu großer Feigling. Ich habe in letzter Zeit selbst häufig darüber nachgedacht. Ich hab gesagt, ich wolle keine Chemo mehr und das alles – das war einfach zu viel. Gegen die Schmerzen nehme ich Morphium, aber ich kann sie immer noch spüren, direkt unter der Watteschicht. Selbstmord wäre eine Option gewesen, aber ein solcher Schritt erfordert einen gewissen Mut. Ich bin nicht mutig, und Francis war es auch nicht. «
» Er war aber doch nicht krank, oder? «
» Er war stark wie ein Ochse. «
» Trotz der Zigaretten? «
» Oh, ja. «
» Hatten Sie gestritten? «
» Nicht heftiger als sonst. «
» Eine stürmische Beziehung? «
» Eher stürmisch als schwankend. Hat jemand das Wort ›Hitzkopf‹ in Zusammenhang mit ihm verwandt? « Sie sah Fox nicken. » Ich wäre enttäuscht gewesen, wenn nicht – so war Francis, verstehen Sie? Im Leben, bei der Arbeit, in der Politik. Es war ihm egal, ob man für oder gegen ihn war, so lange man Feuer unterm Arsch hatte. «
» In der Nähe der Stelle, an der er starb, befindet sich ein kleiner Steinhaufen … «
» Charles hat ihn dort aufgebaut. «
» Und der jährliche Blumenstrauß? «
» Stammt von mir. «
Fox beugte sich ein wenig vor. » Wer, glauben Sie, hat ihn umgebracht, Mrs Vernal? «
» Ich weiß es nicht. «
» In der Zeit vor seinem Tod … Wirkte er da besorgt? «
» Nein. «
» Er fühlte sich beobachtet … «
» Das hat ihm gefallen: Das bedeutete, dass er ›ihnen zusetzte‹. «
» Wem? «
» Dem
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