Die Suenden der Vergangenheit
kurzen Locken, die noch eine ganze Weile zum Wachsen brauchen würden. Sie vergaß viel zu oft, sich um ihr Aussehen zu kümmern, da ihr Tag voller neuer Aufgaben war, die ihre Gedanken beschäftigten. Sie wurde meist nur daran erinnert, wenn sie Damon beim Fertigmachen beobachtete, der mehr Wert auf sein Äußeres legte als sie. Sie sagte sich jedes Mal, dass sie in dem Punkt vielleicht etwas mehr weibliche Eitelkeit entwickeln sollte, doch der Vorsatz hielt meist nicht lange.
Störte ihn das? Sie würde niemals wagen, ihm diese Frage zu stellen.
Wenn sie sich jemals Gedanken über einen Mann in ihrem Leben gemacht hätte, dann hätte sie einen Mann wie Damon als unerreichbar für sich eingestuft. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, allein zu bleiben. Und Damon hatte vor langer Zeit für sich beschlossen, allein bleiben zu wollen.
Nico unterdrückte ein Aufseufzen, damit sie Damon nicht störte, der seinen Schlaf brauchen würde, wenn er schon kein Blut von ihr nehmen wollte. Und in dieser Zeit des Monats würde sie selbst ihren Hunger nicht lange unterdrücken können, was ihn nur zusätzlich schwächen würde. Und der Gedanke war schwer zu ertragen, wo sie doch für sein Wohlergehen verantwortlich war.
8. Eremiten unter sich
Freitag, 24. August; spät nachts
Theron war unter die Dusche gestiegen und hatte den heißen Wasserstrahl über seinen Körper rieseln lassen, bis seine Wunden äußerlich verschlossen waren. Er stand einfach nur da wie die unbewegliche Statue eines griechischen Kriegers, über dessen Muskelberge glitzerndes Wasser rann. Er fühlte sich seltsam benommen, schob es auf die Nachwirkungen des Blutverlustes, den er jedoch als unerheblich einstufte.
Irgendwann zwang er sich, aus der Dusche zu steigen, um sich abzutrocknen. Mit einem Handtuch um die für seinen breiten Oberkörper schmalen Hüften gewickelt betrat er sein Schlafzimmer, wo sein Blick auf das unbenutzte Bett fiel. Ron fuhr sich durch die feuchten Haare, deren Locken ohne jegliches Stylingmittel gebändigt, sich nun störrisch aufzurichten begannen, doch gerade kümmerte ihn das wenig. Er dachte über Nathans Ratschlag nach, etwas Abstand zwischen sich und seinen Bruder zu bringen. Es war wohl das Vernünftigste, auch wenn er selbst es vorgezogen hätte, sich gleich mit ihm auszusöhnen oder sich auszusprechen oder was auch immer nötig war, um die entstandene Kluft zwischen ihnen beiden nicht noch größer werden zu lassen.
Aber es war Vollmond und Romy brauchte seinen Bruder dringender, als er das tat. Nathan hatte Recht, er sollte wenigstens ein paar Tage verschwinden. Ron trat an seinen Schrank und wühlte in der hintersten Ecke etwas hervor, das aussah wie ein zusammengeknülltes Stück groben dunkelgrünen Stoffes. Etwas, das man in seinem gut sortierten und penibelst aufgeräumten Schrank niemals zu finden geglaubt hätte. Ein alter Seesack, den er zu Zeiten seines Secret Service Dienstes benutzt hatte.
Genau genommen hatte er nicht nur die Dienstzeit bei Jimmy Carter absolviert. Einer seiner Vorfahren, natürlich ging es dabei um ihn selbst, hatte 1865 die Behörde unter William P. Wood mit aufgebaut. Es war schon merkwürdig, wie schnell man solche Erfahrungen vergessen konnte. Deshalb hatte Theron in seiner Amtszeit eingeführt, dass die Warrior am zivilen modernen Leben der Menschen teilnehmen sollten. Man musste die Zeit, in der man gerade lebte genau kennen, wenn man sein Volk richtig beschützen wollte. Diese Anpassungsleistung brachte ihnen schließlich die nötigen Vorteile über die Aryaner.
Ron packte ein paar Sachen ein, die er mit präzisen Bewegungen verstaute und schlüpfte dann in passende Kleidung. Khakis, schwere Stiefel, ein Rollkragenpulli über einem T-Shirt und einer Allwetterjacke, wie sie Jäger gerne zur Pirsch überzogen. Aus reiner Gewohnheit steckte er sich ein Jagdmesser in den Schaft des Stiefels und eine handliche Feuerwaffe in den Rücken in den Bund seiner Hosen, damit man sie nicht gleich bemerkte. Da es Sommer war, verzichtete er auf eine Wollmütze, wählte stattdessen einen schwarzen Stetson, den ihm einer von Orsens Söhnen zum Geburtstag geschenkt hatte, weil er ihn damit an die aufregenden Cowboy-Geschichten erinnern wollte, die ihm „Onkel“ Theron in seiner Kindheit erzählt hatte.
Ron lächelte müde, da er auch bei Bone auf dem Land um Asyl hätte bitten können, doch Jackie war schwanger und sollte sich nicht aufregen, so dass es besser war, wenn er die Familie seines
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