Die Suenden der Vergangenheit
als Awendela Romy ein Glas mit Saft brachte, da sie ja keinen Alkohol trank. Ihre Hände zitterten ein wenig bei der Übernahme, doch auch sie ließ sich nicht anmerken, wo Chryses gerade hingelangt hatte. Seine Miene schien schon wieder glatt wie ein Spiegel, lediglich ein kurzes Aufleuchten seiner grauen Augen verriet ihr bei einem Blick aus den Augenwinkeln, wie gern er noch mal zugepackt und dabei gleichzeitig den süßen Duft ihrer feuchten Haare in sich aufgenommen hätte.
Tiponis Hände zitterten ebenfalls leicht, als sie eines der geschliffenen Kristallgläser mit Champagner zum Anstoßen von Theron gereicht bekam. Allerdings nicht, weil sie ihn toll fand, sondern weil sie eine spitze Bemerkung fürchtete, die ihr die kleine Freude an der Einladung verderben konnte. Doch er sagte gar nichts und das war beinahe genauso schlimm, da er sie im Ungewissen ließ.
„Vielleicht können wir den Hund und die Babys später in einem anderen Raum unterbringen, damit sie ihre Ruhe haben?“
Eine bescheidene Frage der Ablenkung, bei der sich Tiponi ein bisschen zu konsequent von Ron abwandte und sich an die Gastgeber richtete.
„Natürlich. Wir nehmen das Gästezimmer, nicht wahr? - Dad?!“ , warf Wendy ein, bevor Cat antworten konnte.
Nathan nickte zustimmend und deutete in die Richtung, in der Wendys ehemalige Herberge lag. Es war nun wirklich wieder ein ganz normales, leer stehendes Gästezimmer, nachdem seine Tochter nun vollständig ausgezogen war und Nico nicht mehr bei ihnen sondern bei Damon übernachtete, wenn sie in der Fortress weilte. Ein wenig vermisste er die beiden dauerhaft um sich herum, aber auf der anderen Seite war es ganz gut, da Catalina und er nun mehr Zeit für sich hatten, wenn sie zusammen waren und offen über alles miteinander sprechen konnten, ohne auf möglicherweise ungebetene Zuhörer Rücksicht nehmen zu müssen. Cat konnte so besser mit ihrer Vergangenheit umgehen, über die sie sonst nie mit irgendwem gesprochen und sich somit weiterhin stark belastet hätte. Aber das gehörte heute nicht hierher. Sie hatte Geburtstag und das musste entsprechend gefeiert werden. Eine Party bis spät in den nächsten Morgen und alles ganz nach Catalinas Wünschen. Nathan würde für den heutigen Tag ihr ergebenster Sklave sein.
„Einen Toast auf das Geburtstagskind!“
Er hatte einen Arm um Cat gelegt und hob sein Glas, damit sie endlich mit allen anstoßen konnten.
„Sollten wir nicht ein Lied für sie singen?“, platzte Damon dazwischen, während die Gläser aneinander klirrten. Von allen Seiten hagelte es irritierte bis böse Blicke. Damon ließ sich nicht beirren.
„Das macht man so. Sie hat Geburtstag und Frauen mögen das, wenn man ihnen ein Ständchen bringt.“
Die anderen Krieger sahen so aus, als würden sie Damon für seinen Vorschlag killen wollen. Cat sah höchst erwartungsvoll in die Runde und wartete darauf, was denn nun passieren würde, doch niemand konnte sich so recht entschließen, anzufangen.
Wieder war es Wendy, die noch einmal ihr Glas auf Cat erhob und nach zwei tiefen zitternden Atemzügen For she’s a jolly good fellow anstimmte, in das die anderen dann Gott sei Dank gleich mit einfielen.
In der einen Hand hielt sie das Glas, in der anderen die Hand ihres Mannes festumschlungen, ohne ihn anzusehen und ohne einmal in dem kleinen Festtagslied innezuhalten. Je länger sie sang, desto leichter fiel es ihr. Die eisige Kälte, die sie ergriffen hatte, ließ nach und sie fühlte sich nach jedem weiteren Atemzug sicherer und besser. Winston hatte keine Macht mehr über sie. Die Vergangenheit wurde abgeschlossen und metertief vergraben. Nie wieder wollte sie sich durch irgendetwas peinigen oder quälen lassen. Sie hatte nie irgendwem von diesem Detail erzählt, da andere zu offensichtlich gewesen waren und für ihre Bemitleidung vollkommen ausreichten. So konnte sie ganz allein für sich eine weitere Stufe ihres neuen Lebens erklimmen.
Das which nobody can deny kam gleich noch viel inbrünstiger über ihre Lippen.
Nico hielt den Atem an und spürte, wie eine unangenehme Gänsehaut ihr über den Rücken kroch. Das Lied würde nicht nur bei ihr dunkle Erinnerungen heraufbeschwören. Sie hatte den anderen nicht alles erzählt, was sie in der Vision über Wendy gesehen hatte. Sie waren viel zu geschockt darüber gewesen, dass sie die Leiden von Wendy körperlich mitgefühlt hatte, um weiter in sie zu dringen.
Sie stimmte mit in das Lied ein, da sie Awendelas beispielhaftem Mut
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