Die Sünden des Highlanders
gibt Neuigkeiten.« Sie seufzte und nahm einen großen Schluck Apfelmost. »Es ist wieder eine Frau ermordet worden.«
»Oh nein.« Morainn wusste plötzlich, dass sie deshalb das blutige Messer in ihrem letzten Traum gesehen hatte.
»Doch. Lady Marie Campbell, die mit dem Laird von Banloch verheiratet war. Er weilt momentan im Ort, um die Wollsachen zu verkaufen, die sein Klan herstellt, und um zu sehen, ob er mit den hiesigen Lairds noch ein paar andere Handel abschließen kann. Zumindest war diese Frau nicht schwanger.«
»War denn eine der anderen schwanger?«
»Lady Isabella. Ihr Mann tut mir leid, denn dieses Kind konnte nicht von ihm sein. Er war erst kürzlich von einer Reise nach Frankreich zurückgekehrt, wo er sich ein halbes Jahr aufgehalten hat. Das Kind, das seine Frau im Leibe trug, war noch ganz klein.«
»Aber ich dachte, sie sei ihrem Mann treu gewesen, im Gegensatz zu Lady Clara.«
»Offenbar wohl nicht. Aber das wissen nur wenige, es wird nur hinter vorgehaltener Hand darüber gemunkelt. Ich vermute, die meisten sprechen nur über ihren guten Ruf. Schließlich sagt man Toten nicht gern etwas Schlechtes nach. Na ja, zumindest so lange nicht, bis sie allmählich in Vergessenheit geraten sind. Aber Lady Marie war eine gute Gemahlin, sie liebte ihren Mann, und er liebte sie. Er ist am Boden zerstört. Jetzt trifft er Vorkehrungen, ihre Leiche nach Hause zu überführen. Der arme Mann! Nun ist er Witwer mit zwei kleinen Söhnen.«
»Was geht hier nur vor?«, murrte Morainn. »Gut, gewaltsame Todesfälle gibt es immer wieder, aber doch keine wie diese. Normalerweise geht es weder um Frauen von Stand, noch werden Leute so brutal ermordet. Meist sind es doch nur törichte Männer, die sich wegen irgendeiner eingebildeten Beleidigung gegenseitig umbringen, oder es geht um Diebstahl. Aber selbst bei einem Raubüberfall kommt doch nur selten jemand zu Tode.«
Nora schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre rotbraunen Locken einen wilden Tanz aufführten. »Ich weiß auch nicht, was hier passiert. Aye, wenn sich der Hof in der Nähe befindet, kann es schon ein paar Probleme geben, die es hier normalerweise nicht gibt, aber doch nichts Vergleichbares, da hast du ganz recht. Ach, und immer wieder fällt der Name eines bestimmten Mannes, Sir Tormand Murray. Offenbar hat er all diese Frauen vor ihrer Heirat gekannt. Manche Leute finden das höchst verdächtig.«
»Er ist unschuldig. Der Mann ist vielleicht ein brünstiger Narr, aber kein Mörder.«
Nora blinzelte überrascht. »Kennst du ihn denn?«
Morainn verzog das Gesicht und rieb sich gedankenverloren die schmerzenden Schläfen. »Nay. Ich habe ihn nur einmal gesehen – außerhalb meiner Träume.«
»Du träumst von Sir Tormand Murray?«
»Ich vermute, dass es vielen Frauen so geht«, erwiderte Morainn gedehnt, wobei sie sich wunderte, dass sie dabei einen kleinen Stich spürte. »Ich glaube, der Mann steckt bis zu seinen hübschen Augenbrauen in der Sünde des Fleisches. Aber er ist kein Mörder. In den letzten drei Nächten waren meine Träume so schlimm, dass ich schreiend und vor Angst zitternd aufgewacht bin. Zuerst ist Sir Tormand da, und alles ist gut.« Sie spürte, wie sie errötete, und sah, dass Nora grinste, aber sie achtete nicht darauf. »Doch die Träume enden immer damit, dass ich mit Händen und Füßen ans Bett gefesselt bin, Sir Tormand nirgends zu sehen ist und es um mich herum nach Gefahr stinkt.«
Nora tätschelte Morainns Hand, die diese zu einer festen Faust geballt in den Schoß gelegt hatte. »Deine Gabe ist manchmal eher ein Fluch, stimmt’s?«
»Aye, und das umso mehr, weil ich niemandem davon erzählen kann. Wer würde schon auf mich hören? Na ja, ein paar Leute tun es, aber diese Männer? Wenn sie mich nicht schon von vornherein für verrückt halten, würden sie zumindest denken, dass ich eine Hexe bin. Für sie würde das alles nur beweisen, dass ich genau das bin, was mir so viele vorwerfen.«
»Nicht so viele, wie du glaubst. Aber rede weiter. Zeigen dir deine Traumbilder denn, wer der wahre Mörder ist?«
»Ich glaube, sie wollen mir den Weg weisen. Bei jedem Traum wird der beängstigende letzte Teil deutlicher. Aber ich verstehe einfach nicht, was ich damit anfangen soll. Ich fürchte, der arme Walin bekommt allmählich Angst vor mir.«
»Das wird nie passieren. Er hat Angst um dich, Angst, dass du verletzt werden könntest. Aber ich hoffe, dass du in den Träumen eine Antwort findest, bevor sie dich
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