Die Sünden des Highlanders
aufzuhören, sie zu streicheln und zu küssen und ihre herrliche Leidenschaft weiter zu entfachen, hielt er nach einem passenden Platz Ausschau, wo er Morainn hinlegen und lieben konnte. Plötzlich fiel sein Blick auf die offene Tür, und sein Verstand siegte über seine Begierde. Er wollte zwar, dass Morainn weiter nach ihm verlangte, aber er wusste nicht, wie er sie dazu bringen und gleichzeitig die Tür schließen sollte.
Dann ging sehr zu seinem Missfallen die Tür ganz auf. Morainn wich bei diesem Geräusch so heftig von ihm zurück, als wäre er ein verheirateter Mann und seine Gemahlin wäre heimgekehrt, ein Schwert in der Hand und Mordlust in den Augen. Tormand sah, wie das Begehren in ihrem Gesicht der Verlegenheit wich. Er fluchte leise, denn er wusste, jetzt würde sie sich endgültig von ihm entfernen und versuchen, ihre Beherrschung wiederzuerlangen. Wer war es, der sie ausgerechnet jetzt störte? Tormand stellte sich gerade eine höchst schmerzhafte Bestrafung für den vor, der die Erfüllung seiner Träume verhindert hatte, als er ein inzwischen recht vertrautes Geräusch vernahm: das Tappen dicker Katzenpfoten. Er blickte nach unten – richtig, William war der Störenfried. In aller Ruhe stolzierte der Kater zu Tormands Schreibtisch. Offenbar war ihm nicht klar, dass er kurz davor stand, gehäutet zu werden.
Tormand musste mehrmals tief durchatmen, um sein rasendes Verlangen zu bändigen, doch schließlich war er ruhig genug, um Morainn anzublicken. Beinahe hätte er gelächelt. Ihre zarten Hände flatterten wie nervöse Spatzen, als sie abwechselnd ihre Röcke glättete und irgendwelche unsichtbaren Zotteln in ihrem dichten Haar entwirrte. Jetzt, wo er etwas ruhiger war, wusste er, dass es ein Fehler gewesen wäre, seiner Begierde zu erliegen. Morainn hatte es verdient, sanft in einem Bett geliebt zu werden, schließlich würde es ihr erstes Mal sein.
In dem Moment, als er ihre Hand nehmen und ein paar süße Worte sagen wollte, um ihre offenkundige Verlegenheit zu zerstreuen, knallte etwas auf den Boden. Morainn stöhnte auf und rannte zu seinem Schreibtisch. Mit einem bangen Vorgefühl drehte sich Tormand langsam um und sah zu seinem Arbeitsplatz. William saß auf der leeren Schreibfläche. Alles, was sich dort befunden hatte, wo der Kater nun saß und ihn beobachtete, war auf dem Boden verstreut, und eine leise schimpfende Morainn war damit beschäftigt, die Sachen aufzusammeln.
Flüchtig dachte Tormand daran, Morainn zu packen und aus seinem Schreibzimmer zu schubsen, aber er wusste, es war zu spät, um seine Haut zu retten. Böse starrte er auf William und überlegte, ob der Kater es absichtlich getan hatte; er sah jedenfalls höchst zufrieden aus.
Dann hörte er Morainn aufkeuchen, und mit dem flauesten Gefühl im Magen wandte er sich ihr zu. Sie stand da, ein paar Blätter in der Hand. Langsam wich die Farbe aus ihren Wangen. Er wusste genau, was sie da las. Fieberhaft suchte er nach den richtigen Worten, um ihren Schock zu lindern, aber ihm fiel nichts ein. Was hätte er schon sagen können, um den Schlag abzuschwächen, den die hässliche Wahrheit ihr versetzt hatte?
Morainn starrte wortlos auf die Blätter. Sie wollte sie einfach dorthin legen, wo sie auch das schwere Hauptbuch hingelegt hatte, aber sie konnte den Blick nicht von der obersten Seite nehmen, die gleich beim ersten Hinsehen ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Es war eine Liste von Namen, drei davon unheilverkündend durchgestrichen. Einen kurzen, schreckerfüllten Moment lang hatte sie tatsächlich befürchtet, dass Tormand der Mörder sei; doch dann erholten sich ihre Sinne so weit, dass sie diese aberwitzige Idee wieder fallen ließ. Schließlich war sie den wahren Mördern bereits begegnet.
Das war die Liste, die Simon kurz erwähnt hatte – eine Liste von Tormands Geliebten oder zumindest von denen, an die er sich erinnern konnte. Und wohl auch von denen, die in der Nähe lebten und deshalb von den Mördern bedroht waren. Sie las einen Namen nach dem anderen, aufgelistet in einer eleganten Handschrift. Auf der Rückseite ging die Aufzählung weiter. Wahrscheinlich würde er noch eine Seite brauchen.
Hinter all ihrer Bestürzung stieg ein tiefer, brennender Schmerz in ihr auf, den Morainn jedoch nach Kräften zu ignorieren versuchte. Sie wollte nicht, dass dieser Mann sah, wie sehr er sie verletzt hatte. Obwohl sie gerade in seinen Armen dahingeschmolzen war wie ein loses Weib, hatte sie noch ihren Stolz. Das war
Weitere Kostenlose Bücher