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Die Sünden des Highlanders

Die Sünden des Highlanders

Titel: Die Sünden des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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das leicht verschwommene Grau, wenn er gedankenverloren versuchte, ein Rätsel zu lösen. Bei seinem besorgten Blick wurde ihr plötzlich klar, dass Sir Simon ein sehr gut aussehender Mann war; er sah viel besser aus, als sie bislang gedacht hatte. Dass er sich Sorgen um sie machte, ja, sogar bereit war, eine Chance, diese Ungeheuer schneller zu fassen, verstreichen zu lassen, nur um sie, Morainn, zu schonen, berührte sie zutiefst.
    »Aye«, erwiderte sie. »Diesmal bin ich besser auf das vorbereitet, was ich womöglich zu sehen und zu fühlen bekomme. Ich hoffe nur, dass es etwas ist, was Euch weiterhilft.«
    Ihre Worte entsprachen der Wahrheit, gepaart mit einem Schuss Hoffnung. Sie wusste, dass schon die kleinste Berührung mit der Haarnadel sie in die düstere Welt aus Blut, Schmerz und Wahn schicken konnte, in der die Mörder lebten. Sie hatte nicht den geringsten Zweifel, dass die Vision sie verstören würde, falls sie sich überhaupt einstellte. Aber sie hatte sich fest vorgenommen, sich diesmal nicht in Angst und Schrecken versetzen zu lassen. Diesmal wollte sie ihre Sinne behalten und die Bilder, die ihr durch den Kopf wirbelten, ganz genau betrachten. Dort irgendwo musste die Wahrheit zu finden sein, und sie war fest entschlossen, sie zu finden und diese Bestien an den Galgen zu bringen.
    Als sie hinter sich eine leichte Bewegung spürte, brauchte sie sich gar nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es Tormand war. Sie kannte seinen Geruch inzwischen schon so gut wie ihren eigenen. Auch wenn sie noch immer wütend auf ihn war und Kränkung und Eifersucht in ihr tobten, konnte sie nicht leugnen, dass seine Anwesenheit ihr Kraft gab. Die Versuchung, mit dem Ellbogen kräftig nach hinten auszuschlagen und den Teil von ihm zu treffen, den er so freigiebig mit zahllosen Frauen geteilt hatte, war zwar groß, aber sie schaffte es, ihr zu widerstehen. Unabhängig davon, was sie über diesen Mann dachte und wie sie zu ihm stand, brauchte sie in diesem Moment den Mut, den er ihr stillschweigend zukommen ließ. Sie nahm sich vor, später darüber nachzudenken, wie ihm das ganz ohne Worte und ohne direkt mit ihr in Berührung zu kommen gelang.
    Tormands Verwandte saßen um den Tisch in der Großen Halle und beobachteten sie, doch Morainn achtete nicht weiter darauf. Sie streckte die Hand aus. »Sehen wir zu, dass wir es hinter uns bringen!«
    »Gefunden habe ich diese Nadel an …«, fing Simon an.
    »Nein, sagt nichts. Solches Wissen könnte die Vision verzerren oder die Art beeinflussen, wie ich sehe, was mir zu sehen bestimmt ist. Ich muss die Vision völlig unvoreingenommen auf mich wirken lassen.«
    Simon nickte und legte die Haarnadel in ihre Hand. Morainn verspannte sich sogleich, zwang sich jedoch, wieder ruhig zu werden. Sie wollte nicht gegen die Vision ankämpfen, sondern sich von ihr an welchen Ort auch immer führen lassen. Damit hoffte sie, die schlimmsten Auswirkungen abzuwenden, unter denen sie das letzte Mal gelitten hatte. Wenn sie gegen die Vision ankämpfte und die daraus erwachsenden Regungen zu sehr verinnerlichte, blieb ihr womöglich verborgen, wonach sie so dringend suchten.
    Die Zeit verstrich, und Morainn begann schon zu glauben, dass diesmal gar keine Vision über sie kommen würde. Die enttäuschten Mienen der Männer sagten ihr, dass sie dasselbe befürchteten. Doch dann drangen die Bilder wieder so intensiv und rasch in ihren Kopf, dass sie keuchte. Ihr war, als sei ihr soeben ein schwerer Schlag versetzt worden. Sie spürte, wie zwei starke Hände sie an den Schultern festhielten und ihr Kraft gaben. So gelang es ihr, die Vision zu ertragen, ohne wieder zusammenzubrechen angesichts des Bösen, das ihr erschien.
    Wie beim letzten Mal drangen als Erstes Gefühle in ihren Kopf: Schmerz, Angst, Hass, Wahnsinn und eine grauenhafte Lust. Die Empfindungen waren so stark, dass sie sie fast schmecken konnte. Sie stand kurz davor, sich zu übergeben. Doch diesmal zeigte die Vision viel mehr Einzelheiten, nicht nur einen flüchtigen Blick auf vorübereilende Bilder. Morainns inneres Auge sah sich alles genau an.
    Der Schmerz und die Angst der Frau, die in einer Scheune auf einem Lehmboden lag, an Pfähle gefesselt, waren so groß, dass es Morainn trotz ihrer Bemühungen, sich davor zu schützen, kaum aushielt. Doch dann verschwanden diese Empfindungen ganz plötzlich – die Frau war tot. Durch den Nebel des Bösen, der die drei Gestalten in ihrer Vision umgab, drang das Gefühl, dass es zu schnell

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