Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Titel: Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Nugent
Vom Netzwerk:
er aber einen anderen Namen benutzt: Vincent Dax. Keine Ahnung, warum. Wären das meine Bücher, würde ich wollen, dass jeder weiß, dass ich die geschrieben habe.
    Ich war auch an dem Abend dabei, als sie sich im März 1982 kennengelernt haben; werde ich nie vergessen. Wir waren auf der Präsentation für dieses Naturkundebuch, das sie illustriert hatte. Ich habe diese Veranstaltungen immer gehasst. Jedes Mal fein rausputzen, und ich dann in meinem zu engen Anzug und fast erwürgt von meiner Krawatte. Oliver war einer von diesen lässigen, selbstbewussten Typen, hatte einen schicken Leinenanzug an, französische Zigarette im Mundwinkel, braun gebrannt und gut aussehend. Fast wie ein Filmstar, mit seinen dunklen Augen und dieser gewissen Gewandtheit, wenn Sie wissen, was ich meine. Ich habe neben Alice gestanden, als die beiden einander vorgestellt worden sind. Ich könnte schwören, dass er mich nicht mal bemerkt hat, der hatte nur Augen für sie. Wie er sie angeschaut hat, und ich meine, so richtig angeschaut, und sie ist natürlich rot geworden, auf ihre reizende, schüchterne Art. Weil mir das dann zu blöd geworden ist, habe ich so getan, als müsste ich husten, hat aber eher so geklungen, als kämen mir die Häppchen wieder hoch. Auf jeden Fall war mir dadurch seine Aufmerksamkeit sicher, und als er sich zu mir umgedreht hat, habe ich meinen Arm um ihre Schultern gelegt, damit er kapierte, dass Alice zu mir gehörte und er sie nicht anzumachen brauchte. Dumm von mir. Das hatte ich nämlich noch nie getan; so ein Pärchen waren wir einfach nicht, mit Händchenhalten, Anfassen und solchen Dingen. Und so bin ich dann dagestanden, mit meinem Arm irgendwie um ihre Schultern, und meine Hand hat runtergehangen auf ihre Brust. Ich hab richtig gemerkt, wie unangenehm Alice das war. Sie hat mich als Barney vorgestellt, ihren Freund, womit ich mich schon ein bisschen besser gefühlt habe, aber dann hat er gesagt, er hätte einen Freund, dessen Hund Barney heißt, und da hat sie gelacht. Es war so ein helles, flirrendes Lachen, das ich so noch nie bei ihr gehört hatte, und er hat auch gelacht. Sie haben beide gelacht, zusammen. Um nicht ganz blöd dazustehen, habe ich also auch gelacht, oder wenigstens so getan, aber es klang ziemlich falsch. In einem Comic wäre aus meinem Mund eine Sprechblase gekommen, in der »har har har« gestanden hätte.
    Damals hab ich mit dem Rauchen angefangen. Hat eine Weile gedauert, bis ich mich dran gewöhnt hatte. Den Sommer hatte ich auch versucht, braun zu werden, habe mir aber nur einen Sonnenbrand an den Ohren eingefangen und ziemlich dämlich ausgesehen. Für Alices Job war Oliver aber gar nicht schlecht. Sie hat die Illustrationen für sein erstes Buch gemacht, und wie es aussah, sollten da noch weitere Bände folgen. Außerdem hat er uns ein paarmal zum Essen ausgeführt. Meistens sind noch andere Paare dabei gewesen, vermutlich alte Freunde von ihm, vom College. Alle sehr nett, aber wirklich auf einer Wellenlänge war ich mit denen nicht. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, die wären ein gutes Stück jünger als ich, aber gleichzeitig viel erwachsener. Da wurde über Bücher geredet, die ich nicht gelesen hatte, und über Filme, die ich nicht gesehen hatte, oder über politische Themen, die mir sonst wo vorbeigingen. Mit ein paar von denen war Oliver wohl vor einigen Jahren mal zusammen auf dem Kontinent gewesen; so wie Cliff Richard in Summer Holiday – nur ohne den Bus.
    Ende Mai hat es dann geheißen, dass man doch mal wieder zusammen verreisen könnte, vielleicht auf eine griechische Insel. Mal ganz davon abgesehen, dass ich überhaupt keinen Pass habe, wäre das für mich sowieso nicht in Frage gekommen. Onkel Harry hatte Anfang des Jahres einen leichten Schlaganfall gehabt, und der Großteil der Arbeit blieb jetzt an mir hängen. Nicht, dass mir das was ausgemacht hätte. Mein Onkel war in all den Jahren sehr gut zu mir gewesen. Außerdem war Reisen eh nicht so mein Fall. Ich vertrage die Sonne nicht (wie man ja gesehen hat), und was das Essen angeht, da schmeckt’s mir zu Hause am besten. Ganz ehrlich: So tun, als könnte man fliegen, reicht mir völlig. Aber ich hab gemerkt, wie gern Alice mitgefahren wäre – nur dass es für sie genauso unmöglich schien wie für mich. Irgendjemand musste sich ja um Eugene kümmern. Mrs O’Reilly hätte das allein nie geschafft.
    Es war meine Idee. Ich bin gleich zu Alices Mutter und habe es ihr vorgeschlagen. Jeden Tag vor der

Weitere Kostenlose Bücher