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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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auf das Blitzen, das den Angriff noch vor der Hand verriet.
    Da war es! Ein schneller Sprung nach vorn, Eisen schlug auf Eisen. Wie ungezählte Male zuvor fing er Saids Angriff ab. Er hörte kaum die anerkennenden Rufe der Männer, den Applaus der Damen, die alle noch keinen derartigen Kampf gesehen hatten. Seine Aufmerksamkeit gehörte nur seinem Gegner. Es war schwierig, gegen Said zu kämpfen, nicht nur weil er ein Meister war, sondern weil es vor allem ständiger Selbstbeherrschung bedurfte, die Waffe nicht so hart zu führen wie im echten Kampf. Auch Said hielt sich daran, um notfalls die Klinge zurückzuhalten, wenn die gegnerische Deckung brach.
    Wieder umkreisten sie sich, den anderen stets im Blick. Jetzt wagte Philip einen Angriff, setzte vor, versuchte die Klinge in der Führhand seines Freundes abzudrängen. Said parierte mühelos.
    »Hast du die Damen genügend beeindruckt?«, rief er Philip auf Arabisch zu. »Dann sollten wir zum Ende kommen!«
    Im nächsten Augenblick stieß er vor und schlug Philip mit derselben Attacke, die er gerade abgewehrt hatte, den Säbel aus der Führhand. Die Menge schrie auf, dann folgte Applaus für den geschickten Angriff. Philip handelte sofort, sprang ein Stück zurück und wechselte den verbliebenen Säbel von der Linken in die Rechte.
    »Wir sind noch nicht am Ende!« Dabei wirbelte er den Säbel eindrucksvoll in der Hand herum.
    »Du bist ein Angeber, Philip.« Said lachte. Dann griff er erneut an. Doch diesmal war Philip schneller. Geschickt wehrte er die Attacke beider Säbel mit zwei schnellen Paraden ab und erntete dafür ebenso viel Applaus wie Said zuvor.
    »Willst du dich noch ein bisschen aufplustern, oder soll ich dir den Rest geben?«, fragte Said.
    »Versuch es doch!«
    Wieder belauerten sie sich. Philip sah die Attacke schon, bevor sie begann, dennoch war er zu langsam. Ein schneller Vorstoß von Said, eine missglückte Parade, und sein Säbel war gefangen zwischen Saids beiden Klingen. In einem echten Kampf hätte er jetzt das Einzige getan, was er noch vermocht hätte. Einen schnellen Tritt gegen den Unterleib des Gegners. Aber dies war kein echter Kampf, und so gab er sich bereitwillig geschlagen, als Saids Angriff ihm den Säbel aus der Hand riss. Und obwohl der tosende Beifall Said galt, genoss Philip ihn fast noch mehr, als wäre er selbst der Sieger. Die Menschen fingen an, Said ungeachtet seines Glaubens aufgrund seines Könnens zu achten.
    »Was für ein Schauspiel!«, rief Johann. »Euch möchte man wahrlich nicht zum Feind haben, Said al-Musawar.«
    Auf einmal stand eine Traube von Männern um Said, die alle wissen wollten, wie man auf diese Weise kämpfte. Philip schob sich unauffällig aus ihrer Mitte und ging auf Lena zu.
    »Tröstest du einen glücklosen Verlierer, der es nicht vermochte, würdig in deinem Namen zu streiten?«
    »So unglücklich siehst du gar nicht aus.« Sie erhob sich von der Bank, die man für die Damen aufgestellt hatte. »Wollen wir ein Stück gehen?«
    Er nickte und reichte ihr den Arm.
    »Was wird Said tun, wenn du hierbleibst?«, fragte sie. »Für ihn wird es gewiss noch schwerer als für dich.«
    »Er wird nicht bleiben«, antwortete Philip. »Ich habe ihm versprochen, dass wir gemeinsam nach Ägypten zurückkehren, um dort einige wichtige Angelegenheiten zu regeln und dich meiner Familie vorzustellen. Dann wird er dort bleiben, und wir kehren allein zurück.«
    »Was war die längste Zeit, die du jemals in deinem Leben von Said getrennt warst?«, fragte sie, ohne auf die geplante Reise nach Ägypten einzugehen.
    »Ich glaube, zwei Wochen, so genau weiß ich es nicht mehr«, antwortete er. »Das war, als ich Heinrichs Knappe wurde.«
    »Zwei Wochen«, wiederholte sie. »Und seither wart ihr immer zusammen.«
    Er nickte. Warum musste Lena damit anfangen? Wusste sie nicht, dass es ihm auch so schon schwer genug fiel, über die Trennung von Said nachzudenken?
    »Philip, bist du dir sicher, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast? Du musst nicht bleiben. Nicht meinetwegen.«
    »Das weiß ich.«
    »Und auch nicht wegen deiner Schuldgefühle. Was geschehen ist, ist geschehen. Dein Vater hat damals eine Entscheidung getroffen. Du bist nicht hier, um seine Fehler wiedergutzumachen.«
    »Dann soll ich Ulf von Regenstein Burg Birkenfeld überlassen?«
    »Was ist mit Elises Kind? Niemand außer uns weiß, dass Dietmar nicht sein Vater ist. Elise könnte auf seinen Erbanspruch pochen. Wer sollte sie für die Taten

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