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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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sie sich erzählten, war nicht halb so sittsam, wie man es von jungen Damen erwartete. Aber vermutlich nicht einmal halb so anzüglich, wie Tante Margarita es gern gehört hätte, wäre sie wach gewesen.
    Mechthild machte sich keine Sorgen wegen des morgigen Kampfes. Sie vertraute auf Johanns Stärke und darauf, dass Gott immer mit den Gerechten war. Es war verführerisch, ebenso wie Mechthild zu denken, sich beschützt zu wissen und der Liebe eines Mannes gewiss zu sein, den kein anderer werfen konnte.
    Am folgenden Morgen standen sie früh auf, gerade rechtzeitig, um von Weitem der ersten Angriffswelle auf die Burg beizuwohnen. Die Knechte stellten einen Tisch und zwei Bänke vor das Zelt, damit sie einen guten Blick auf die Burg und den Angriff hatten, während die Mägde frisches Brot, Eier, Würste, Honig und Milch auftrugen. Das Brot war noch warm. Hatten sie es aus Alvelingeroth herbeigeschafft? Ein wenig seltsam kam es Lena schon vor, hier gemütlich zu tafeln, während vor Burg Birkenfeld gekämpft und womöglich bald gestorben wurde. Waren sich Mechthild und Tante Margarita eigentlich der Gefahren bewusst, denen sich die Männer aussetzten?
    »Seht, dort ist Johann!«, rief Mechthild und verschüttete vor Aufregung fast ihre Milch. Es war der gleiche begeisterte Blick, den sie ihrem Verlobten im Turnier geschenkt hatte, bar jeder Sorge.
    Der rote Waffenrock des Hohnsteiners leuchtete schon von ferne. Er saß auf seinem Pferd hinter einem Trupp Fußvolk. Sofort suchte Lena nach Philip. Er war in seinem schwarzen Waffenrock nicht so leicht auszumachen, doch dann sah sie ihn am anderen Ende der Schlachtreihe neben dem jungen Leopold.
    »Edles Fräulein, ist es gestattet?« Ein älterer Ritter verbeugte sich leicht vor Mechthild. Conrad, erinnerte Lena sich an seinen Namen. Er befehligte die Waffenknechte, die zum Schutz der Frauen im Lager geblieben waren.
    »Gern, Herr Conrad.« Mechthild bot ihm einen Platz an. »Bitte bedient Euch!« Sie winkte eine Magd herbei, damit sie dem alten Ritter auftrug.
    »Was werden unsere Männer tun, Herr Conrad? Mit Sturmleitern angreifen?«
    »Nein, Fräulein Mechthild, dazu ist es noch zu früh.« Er griff nach einer Wurst. »Die erste Attacke gehört den Bogenschützen. Brandpfeile können furchtbare Waffen sein.«
    »Mit Feuer und Schwert muss man das Böse ausrotten«, bestätigte Tante Margarita und schob sich ein Stück Brot in den Mund.
    Brandpfeile! Lena dachte an die kleinen Fachwerkhäuser in der Vorburg. Die strohgedeckten Dächer boten dem Feuer gute Nahrung. Sie kannte die Menschen dort, die Mägde und Handwerker, Mattes den Schmied.
    »Seht Ihr, Fräulein Mechthild? Dort kommen die Bogenschützen.«
    Conrad zeigte auf eine lange Reihe von Männern, die sich vor dem Burggraben in Stellung brachten. Aber auch auf der Burg regte sich etwas. Ein Lichtreflex spiegelte sich zwischen den Zinnen. Womöglich der Helm oder das Kettenhemd eines Verteidigers.
    »Sie werden zurückschießen, nicht wahr?«, fragte Lena und legte ihren Brotkanten zurück. Der Appetit war ihr vergangen. »Und unsere Männer sind ungeschützt.«
    »Verluste gibt es immer.« Conrad trank ungerührt einen Schluck Milch. »Aber meist treffen sie lausig schlecht. Es ist leichter, ein Dach in Brand zu setzen, als einen Mann tödlich zu verwunden.«
    Lena schaute zu Mechthild hinüber. Zum ersten Mal nahm sie so etwas wie Sorge im Gesicht der Fürstentochter wahr. Begriff sie allmählich, dass dies kein Spiel war?
    Sie waren zu weit entfernt, um etwas anderes als ein sinnloses Stimmengewirr aus Schreien und Gemurmel zu hören. In Wirklichkeit waren es vermutlich klare Anweisungen. Lena sah, wie Philip sich von Leopold trennte und auf Johann zugaloppierte. Dann gab jemand das Signal für die Schützen.
    Die brennenden Pfeile zogen Rauchspuren über den Himmel. Ein Teil verlosch augenblicklich im Burggraben, doch die meisten erreichten ihr Ziel hinter der Mauer. Sofort flog ein neuer Schwarm von Pfeilen hinterher. Vermutlich schossen die Verteidiger zurück, denn die Schreie wurden lauter, und einige Männer stürzten zu Boden, aber genau konnte Lena es nicht erkennen.
    Bald darauf stieg eine Rauchsäule hinter der Burgmauer auf. Wessen Hütte mochten die Pfeile wohl in Brand gesetzt haben? Die große mit dem weit ausladenden Dach, die gleich neben dem Tor stand?
    »Sie haben gut getroffen«, sagte Conrad. »Nun werden sie sich zurückziehen und das Feuer für sich arbeiten lassen.«
    »Und dann?«,

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