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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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hier bei mir und tust, was ich sage, sonst wird es dir leidtun.«
    Bobbys Gesicht wirkte mit einem Mal völlig leer und finster. Er senkte seinen Blick.
    »Jetzt komm, ich will das endlich hinter mich bringen«, sagte George und setzte sich in Bewegung.
    Als das Geräusch der über den Boden schleifenden Tüte jedoch ausblieb, blieb er erneut stehen und drehte sich um. Bobby stand noch immer mit gesenktem Kopf da, hielt die Mülltüte aber nicht mehr mit seiner winzigen Hand umklammert. Sie lag neben ihm auf dem Boden.
    »Heb die Tüte auf und komm.«
    Bobby bewegte sich nicht.
    »Jetzt krieg endlich deinen Arsch hoch!«, knurrte George, doch seine zitternde Stimme klang ganz und gar nicht so streng, wie er beabsichtigt hatte. »Ich werde dir kräftig den Hintern versohlen, wenn du jetzt nicht sofort diese Tüte aufhebst und deine dürren Stelzen in Bewegung setzt.«
    Mit einem lauten Seufzen beugte sich Bobby nach unten und schnappte sich die Mülltüte. Er schlurfte vorwärts.
    George drehte sich wieder um und ging weiter.
    Sie hatten Edmunds Haus schon bald hinter sich gelassen und das Weinen verwandelte sich in einen Geist, der durch Georges fragilen Verstand huschte. Es muss der Fernseher gewesen sein, ganz bestimmt. Es kann gar nichts anderes gewesen sein … oder?
    Soweit er wusste, war Edmund zwar nicht wie Tony, aber bei allem, was er über seine geheime Beschäftigung erfahren hatte, konnte er sich nicht ganz sicher sein.
    Gott, ich hoffe nur, dass ich hier das Richtige für Bobby tue. Ich hoffe, ich mache nicht alles nur noch schlimmer.
    Aber was konnte er sonst schon tun? Es war ja nicht gerade so, dass unzählige Alternativen zur Wahl standen, um das Problem seines Sohns zu lösen.
    Bobby Fisher war kein Idiot. Er war weder geistig zurückgeblieben noch sonst etwas in der Art. Er war eben sehr still, das war er schon immer gewesen. Selbst als Baby hatte er kaum geschrien.
    Als der Junge fünf Jahre alt gewesen war, hatte George sich wegen seiner scheinbaren verbalen Defizite Sorgen um ihn gemacht und ihn zu verschiedenen Ärzten geschleift. Seinem Sohn fehle nichts, hatten diese ihm versichert. Er war nicht geistig zurückgeblieben – ganz im Gegenteil. Laut der Ärzte war er für sein Alter sogar ausgesprochen intelligent. Er war eben nur ein ungewöhnlich stilles Kind.
    Ein ungewöhnlich stilles Kind, das gerne Katzen das Genick bricht und dann guckt, wie ihre Eingeweide aussehen.
    Je älter Bobby wurde, desto schlimmer wurde es. Seine soziale Ader war weiterhin nicht besonders ausgeprägt. Er entwickelte sich zu einem Außenseiter, auch wenn ihn das selbst nicht sonderlich zu stören schien. Richtig besorgt wurde George erst, als Bobby begann, im Hinterhof Feuer anzuzünden und massenweise tote Vögel und andere kleine Tiere achtlos dort liegen zu lassen, nachdem er ihnen vorher den Kopf oder andere Körperteile abgerissen hatte.
    Anfangs hatte George diese Vorfälle als das normale Verhalten eines präpubertären Jungen abgetan.
    Lag dort schon wieder ein geköpfter Vogel im Gras? Nur ein weiterer Strich auf der Liste der Opfer in Bobby Fishers Krieg gegen die Welt unserer gefiederten Freunde. Ein potenziell gefährliches Feuer im Hinterhof? Na ja, so sind Jungs eben.
    Doch George erkannte die Anzeichen. Hätte er sich nicht so gerne in Bücher über wahre Verbrechen vergraben, besonders Bücher, die von ehemaligen FBI-Agenten verfasst worden waren, hätte er sie vermutlich übersehen. Er hätte seinem Sohn einfach nur eine verpasst, ihm gesagt, er solle so etwas nie wieder tun und sich anschließend nicht weiter darum gekümmert.
    Die Katze hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Als er seinen Sohn nach dem Abendessen dabei erwischt hatte, wie er mit Mojos Eingeweiden spielte, hatte er der Wahrheit ins Auge blicken müssen. Und das bedeutete, dass er etwas unternehmen musste, um Bobby vom selben mörderischen Weg abzubringen, den auch sein Onkel eingeschlagen hatte. Und das Erste, was ihm dazu einfiel, war die gute alte »Gib ihnen was zu rauchen bis sie kotzen«-Methode.
    Georges Eltern hatten ihn dazu gezwungen zu rauchen, bis er sich übergeben musste, als sie ihn eines Tages mit einem Glimmstängel im Mund erwischt hatten. Damals war er etwa in Bobbys Alter gewesen und sie hatten verzweifelt gehofft, ihn dadurch für den Rest seines Lebens von diesem Laster fernzuhalten. Und es hatte funktioniert – für etwa sechs Monate. Danach hatte er wieder angefangen. Die ersten paar Male hatte sein

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