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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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im Stich gelassen hatte. Sie wussten von seinem Zwischenstopp bei Almus. Von der Blechdose, die er gekauft hatte. Von dem hinterhältigen Grinsen auf dem schweinehässlichen Gesicht dieses Hinterwäldlers, das Craig auch jetzt noch verfolgte, wenn er in die orangefarben züngelnden Flammen starrte.
    30 Mäuse! Die Tiere unterhielten sich lachend. Der australische Trottel hat 30 Dollar für eine leere Blechdose bezahlt. Ha! Was wollte er denn damit bloß beweisen? Für wen hat er sie denn wirklich gekauft? Für sich selbst? Wohl kaum. Was hat er sich nur dabei gedacht? Was für ein Narr. Ha!
    Es war alles die Schuld dieses Hinterwäldlers. Ihn zu fragen, ob er verheiratet sei. Wen außer Craig ging das bitte etwas an? Er hatte eben erst begonnen, sich sein Leben zurückzuerobern. Es gefiel ihm unterwegs zu sein – ohne Verantwortung, ohne Arbeit, ohne Frau …
    Nun war all das vorbei. Nur wegen Almus.
    Woher hätte er es auch wissen sollen?, dachte Craig. Er wusste nichts über Rachel, darüber, wie sie sich verändert hatte. Wusste, nicht was für ein Mensch sie einst gewesen war.
    Craigs Kehle schnürte sich zusammen, als er sich an ihr Lachen erinnerte – ein süßes Kichern, das sich erst langsam zu einem herzhaften Ausbruch steigerte.
    Er trank sein Bier aus und wischte sich mit der Hand über die Augen.
    Das Lachen war seltener erklungen, als die manischen Episoden ihr Leben allmählich überschatteten. Oh sicher, die Ärzte hatten behauptet, sie sei nicht manisch und leide auch nicht an Demenz.
    Trotzdem konnten sie ihre gewalttätigen, beleidigenden Ausbrüche nicht erklären. Oder ihre hasserfüllten Tiraden, durchzogen von Flüchen und Schimpfwörtern, die sie früher nie benutzt hatte.
    Ihre gesamte Sicht auf das Leben hatte sich verändert. Die Menschen in ihrer Umgebung, diejenigen, die sie am meisten liebten, wurden zu ihren Feinden – jedenfalls in ihrer Vorstellung.
    Craig war die Zielscheibe für den Großteil ihres Hasses.
    »Ich wünschte, ich hätte dich nie kennengelernt«, brüllte sie dann. »Du verfluchter, beschissener Wichser! Unser Sohn wäre nicht gestorben, wenn ich dir niemals begegnet wäre!«
    Irrational.
    Ihr gemeinsamer Sohn war bei der Geburt gestorben. Die folgenden Jahre waren für sie beide schwer gewesen, aber ihre Liebe hatte sie wie Superkleber zusammengehalten.
    Bis zu ihrer Veränderung.
    Eine Veränderung, die Craig zu ertragen, zu verstehen und zu akzeptieren versucht hatte.
    Aber er hatte es nicht geschafft. Er war einfach nicht stark genug gewesen.
    Wäre die Veränderung ihrer Persönlichkeit das frühe Symptom eines Hirntumors gewesen, er wäre bei ihr geblieben.
    Sie hatte sich untersuchen lassen. Kein Krebs.
    Abgesehen von ihrer Persönlichkeitsveränderung ging es ihr gesundheitlich ausgezeichnet.
    Es war, als sei sie über Nacht zu einem anderen Menschen geworden. Als sei die Rachel, die es einst gegeben hatte, tot.
    Deshalb hatte Craig sie verlassen und war nach Amerika gereist, um von all dem wegzukommen … um von ihr wegzukommen. Er wollte eine größtmögliche Distanz und da erschien es ihm als die beste – wenn auch vielleicht nicht die richtige – Lösung, in ein anderes Land zu reisen.
    »Ich musste mich selbst finden, genau wie in dem Film«, erklärte Craig den Bäumen.
    Allmählich beschlich ihn jedoch der Gedanke, dass er nach mehr suchte als nur nach Freiheit.
    Nach einer alten Blechdose zum Beispiel?
    Craig lugte zum Jeep hinüber, der drei Meter entfernt von ihm parkte.
    »Was soll’s?«, sagte er und stand auf.
    Er öffnete die Hintertür und fand die zerbeulte Dose versteckt zwischen all dem Müll, den er bislang unterwegs angesammelt hatte. Er war erneut überrascht, wie schwer sie war, selbst für eine Dose dieser Größe. Craig machte die Tür des Jeeps wieder zu und ging zurück ans Feuer.
    Er setzte sich auf einen Baumstamm und hielt die Dose in seinen Händen. Neugierig, aber noch immer unsicher, ob er sie öffnen sollte.
    Da ist nichts drin, sagte er zu sich. Warum machst du sie also nicht einfach auf?
    Er schenkte Almus und seinem ganzen Gerede über eingesammelte Seelen, die man einfangen konnte, bevor sie aus dem Körper entflohen, keinen Glauben. Aber der Mann hatte etwas Ungewöhnliches an sich – dieses Lächeln, diesen wissenden Glanz in seinen Augen –, das Craig einfach nicht richtig einordnen konnte.
    Hatte Almus ihm wirklich eine leere Blechdose verkauft?
    Dann überlegte er: Was, wenn sich darin irgendetwas befand, das nur

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