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Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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dabehalten.»
    Dann war Mechthild ins Wohnzimmer gerannt, hatte die Äpfel aus der Obstschale geschnappt, ihm auf den Tisch geknallt.«Hier, die nimmst du am besten auch mit. Du kannst den Tathergang damit rekonstruieren.»
    Mechthild ging von falschen Voraussetzungen aus. Was er rekonstruieren wollte, hatte nichts mit Äpfeln zu tun, allenfalls mit Zitronen.
    Er begann zu plaudern, harmlos und unverfänglich. Dass es ihrem Vater nun wirklich etwas besser ginge. Die Ärzte meinten, er sei über den Berg. Margret wolle ein gutes Pflegeheim für ihn suchen. Und Margret denke daran, im Laufe der nächsten Woche zurück nach Köln zu kommen. Dann fragte er, ob sie überhaupt mit ihm reden dürfe. Privater Besuch oder nicht, vielleicht habe ihr Anwalt ihr geraten zu schweigen.
    Damit brachte er sie erneut zum Lachen. «Nein, er sah aus, als ob er selbst einen guten Rat braucht. Wissen Sie, irgendwie hat er mich an Horsti erinnert. Nicht dass er ein schmächtiges Kerlchen wäre, aber er war genauso schüchtern und leicht zu beeindrucken.»
    Eigentlich hatte Rudolf Grovian noch ein Weilchen über ihren Anwalt plaudern wollen. Eberhard Brauning, den Namen hatte er vom Staatsanwalt gehört, nur sagte er ihm nichts. Er hätte gerne gewusst, ob Eberhard Brauning zu den scharfen Hunden zählte. Es gab ein paar scharfe Hunde unter den Pflichtverteidigern, die für ihre Klientel taten, was getan werden konnte.
    Mechthild war der Meinung, dass Cora Bender einen von den ganz scharfen Hunden brauchte, der als Erstes dafür sorgte, dass ein gewisser Polizist die Finger von seiner Mandantin ließ. Weil dieser gewisse Polizist selbst nahe dran war, den Verstand zu verlieren. Das war vielleicht der gute Aspekt an dem Ärger daheim, Mechthild sorgte sich ausschließlich um ihn. «Du reibst dich auf, Rudi. Du steigerst dich da in etwas hinein. Sieh dich doch mal an, wie du aussiehst! Mein Gott, du bist nicht mehr fünfundzwanzig, du brauchst deinen Schlaf.»
    Und in den letzten Nächten hatte er nicht allzu viel bekommen. Zu viele Gedanken! Er hätte gerne ein paar davon abgegeben. An ihren Anwalt zum Beispiel. Dass sie ihm, dem Polizisten, den Zugriff auf ihre letzten Reserven verwehrte, war verständlich. Er war von der ersten Minute an der Angreifer gewesen. Aber ein Verteidiger, ein tüchtiger Mann, der ihr von der ersten Sekunde an suggerierte: Ich bin auf deiner Seite.
    Was sie gerade gesagt hatte, klang nicht nach Tüchtigkeit und Suggestionskraft. Und Horsti war das zweite Thema für diesen Tag. Er griff den Faden auf, dankbar, dass er sich nicht das Hirn verrenken musste, um sie dahin zu bringen.
    Er hatte die weite Fahrt nach Buchholz nicht erneut auf sich genommen, um mit Margret zu reden oder sich nach dem Zustand ihres Vaters zu erkundigen. Da gab es auch nichts mehr zu erkundigen. Wilhelm Rosch war tot. Margret suchte ein Pflegeheim für ihre Schwägerin. Man konnte deren Versorgung nicht auf Dauer der Nachbarin überlassen. Aber ihr das zu sagen, hätte er nicht übers Herz gebracht. Da hätte ihn Professor Burthe nicht eigens darauf hinweisen müssen. «Frau Bender könnte das nicht verkraften.» Natürlich nicht! Horsti war als unverfängliches Thema genehmigt.
    Es hatte ihn nicht viel Mühe, nur ein wenig Fragerei gekostet, ihren Jugendfreund ausfindig zu machen. Grit Adigars Tochter Melanie, inzwischen aus Dänemark zurück, hatte ihm weitergeholfen, sich erinnert, dass Horsti mit Nachnamen Cremer hieß und wo er zu finden war. In Asendorf, einem kleinen Ort in der Nähe von Buchholz. Melanie wusste noch mehr.
     
    Sie hatten zu dritt in einem hellen, modern eingerichteten Wohnzimmer gesessen, während Melanie Adigar ihr Gedächtnis bemühte.
    Sie hatte Cora einmal zusammen mit Johnny Guitar im«Aladin» gesehen. An Magdalenas Geburtstag. An dem Punkt versuchte Grit Adigar noch, ihrer Tochter zu widersprechen. «Du musst dich irren. An dem Tag ist sie bestimmt nicht weg gewesen.»
    Melanie erklärte mit vorwurfsvollem Unterton: «Mama, ich weiß doch, was ich gesehen habe. Ich habe mich ja auch gewundert. Aber ich habe sogar mit ihr gesprochen. Sie war allein, und   …» Und dann war ein wenig Neid aufgekommen. Johnny Guitar, ein blonder Adonis, ein faszinierender Mann, den hätte auch Melanie nicht von der Bettkante gestoßen. Obwohl er mit Vorsicht zu genießen war! Er schleppte ja immer diesen kleinen Dicken mit sich herum.
    Und Melanie hatte einmal erlebt, wie ein Mädchen nach dem Zusammensein mit beiden zurück

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