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Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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nicht mehr.»
    Natürlich nicht! Mit einundzwanzig war man nicht mehr Jungfrau. Da hatte man wohl schon mit dem einen oder anderen Mann geschlafen. Aber auch das musste sie dem Chef nicht auf die Nase binden.
    Sie hatte alles wieder im Griff, hatte so erzählen können, dass Margret unerwähnt blieb, ohne dass eine Lücke entstanden wäre. Nur der letzte Satz, Gereons Feststellung, rutschte heraus, bevor sie es verhindern konnte.
    Und der Chef schaute sie an. Er wollte mehr hören, seine Miene ließ keinen Zweifel daran. Er wollte eine Erklärung für den Tod des Mannes. Bevor er die nicht bekam, konnte er keine Ruhe geben, wollte mit Gereon reden, wahrscheinlich sogar mit Vater.
    Minutenlang war es still im Raum. Der Mann im Sportanzug betrachtete mit zweifelnder Miene das Aufnahmegerät. Der Chef schaute ihr fordernd ins Gesicht. Sie musste ihm etwas erzählen, irgendetwas. Und wenn er die Wahrheit nicht glauben wollte! Jetzt, wo sie den Kopf halbwegs frei hatte und wieder einigermaßen vernünftig denken konnte   …
    Und sie dachte, dass sie Gereons Bemerkung über die Jungfräulichkeit und das, was Grit Adigar über die Möglichkeit, von daheim wegzukommen, gesagt hatte, sehr gut als Grundlage für eine Geschichte nehmen könnte. Und einen Namen für die Hauptfigur   … Wie hatte der Chef es ausgedrückt? «Sein Name war Georg Frankenberg.» Das mochte sein, nur war ihr der Name fremd, und sie befürchtete, sichzu versprechen, wenn sie ihn benutzte. Johnny war vertrauter. Und wenn sie das, was sie sich damals gewünscht hatte, mit dem mischte, was über Johnny erzählt worden war. Da waren ein paar üble Gerüchte im Umlauf gewesen. Es war eine hervorragende Basis für eine gute Geschichte.
    «Wenn ich   …», begann sie zögernd, «Ihnen erkläre, warum ich ihn umgebracht habe. Versprechen Sie mir, dass Sie meine Familie nicht belästigen?»
    Er versprach ihr nichts, fragte nur: «Könnten Sie es denn erklären, Frau Bender?»
    Sie nickte. Ihre Hände zitterten wieder unkontrolliert. Sie legte die eine fest um die andere und drückte beide in den Schoß. «Natürlich kann ich das. Ich hatte nur gehofft, es nicht tun zu müssen. Und ich will nicht, dass mein Mann es erfährt. Er könnte das nicht verstehen. Und seine Eltern erst recht nicht. Sie würden ihm das Leben zur Hölle machen, wenn sie davon wüssten. Weil er sich mit einer wie mir eingelassen hat.»
    Bis dahin hatte sie mit gesenktem Kopf gesprochen. Nun hob sie ihn, schaute ihm fest in die Augen und atmete einige Male tief durch.
    «Ich habe Sie angelogen, als ich sagte, dass ich den Mann nicht kannte. Ich kannte seinen richtigen Namen nicht. Aber ihn   …
    Es ist fünf Jahre her. Im März tauchte er das erste Mal in Buchholz auf. Wie er wirklich hieß, wusste niemand. Er nannte sich Johnny Guitar.
    Mit Männern hatte ich kaum Erfahrung. Ich durfte nur selten ausgehen und musste lügen, um ein paar Stunden für mich zu haben. Meist sagte ich meiner Mutter, dass ich unter freiem Himmel, ohne schützendes Dach, direkt unter dem Auge Gottes meine Begierden klar erkannte und mich besser darauf konzentrieren konnte, sie niederzukämpfen. Solche Sprüche imponierten ihr. Da erlaubte sie mir auch an einemSamstagabend, das Haus zu verlassen. Es gab für junge Leute nicht viele Möglichkeiten in Buchholz. Viel Natur ringsum, Radwanderwege, Cafés und Hotels für Menschen, die Erholung suchten, aber keine Diskothek. Manche fuhren nach Hamburg. Das habe ich nie getan. Obwohl Vater mir bestimmt seinen Wagen gegeben hätte. Er hatte mir auch erlaubt, den Führerschein zu machen. Wir waren Verbündete, Vater und ich. Nur wollte ich das nicht über Gebühr strapazieren.
    Ich ging immer in die Stadt. Es gab ein paar Eisdielen und auch ein Lokal, in dem man samstags tanzen konnte. Freundinnen oder Freunde hatte ich nicht. Die Mädchen in meinem Alter hatten meist einen Freund, mit dem sie lieber allein waren. Und die Männer, natürlich lernte ich ein paar Mal junge Männer kennen, aber das war nichts Ernstes. Ich tanzte mit ihnen, ließ mich auch mal zu einer Cola einladen. Aber mehr passierte nicht. Ich hatte Hemmungen. Und wenn sie merkten, dass sie nicht gleich bei mir landen konnten, verloren sie das Interesse.
    Es hat mir nie etwas ausgemacht. Bis Johnny kam. An dem Abend im März. Ich glaube, ich habe mich schon in den ersten Minuten in ihn verliebt. Er war nicht allein. Es war noch ein Mann bei ihm, ein kleiner Dicker. Sie stammten beide nicht aus

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