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Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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nachgeschaut und das Bild gesehen. Gewundert habe ich mich, dass sich jemand so etwas aufhängt. Da war überhaupt nichts zu erkennen. Es waren nur Farbkleckse.»
     
    Es war eine so gute Geschichte gewesen. Bis dahin! Dass der Chef weitere Fragen hatte, war zwar unangenehm. Aber ein paar Antworten gab es noch. Ein silberfarbener Golf GTI und ein Autokennzeichen, das mit einem B begann. BN vielleicht oder auch nicht. Sie hatte BM sagen wollen. Im letzten Moment war ihr eingefallen, dass Gereons Kennzeichen mit BM begann. Da hätte der Chef die Lüge sicher bemerkt.
    Was den Wagen anging, hatte sie nicht lange überlegen müssen. Es war ein typisches Junge-Männer-Auto. Gereon hatte einen silberfarbenen Golf gefahren, als sie ihn kennen lernte, allerdings nicht mehr lange, der Wagen war schon alt gewesen. Und sie meinte, sich zu erinnern, dass auch Johnnys kleiner, dicker Freund einen Golf gefahren hatte. Genau wusste sie es nicht mehr. Es war auch nicht wichtig. Sie hatte ja nie etwas mit diesen beiden Männern zu tun gehabt.
    Und das Haus, irgendein Haus in Hamburg. Man brauchte nur ein bisschen Logik. Natürlich ein freistehendes Haus! Wenn im Keller ein Proberaum für Musiker eingerichtet war, musste ringsum ein bisschen Platz sein, damit sich die Nachbarn nicht über den Lärm beschwerten. Und ein großes, freistehendes Haus in Hamburg konnte nur Leuten gehören, die reich waren. Und reiche Leute hängten sich Bilder an die Wände. Wie sie ausgerechnet auf ein Bild aus Farbklecksengekommen war, wusste sie beim besten Willen nicht. Aber es war ebenso nebensächlich wie das Auto.
    Der Chef unterbrach ihre Gedanken. «Wieso die anderen?», fragte er. «Eben sprachen Sie nur von dem Dicken und sagten, der dritte sei schon unten gewesen, als Sie kamen. Wer war denn da noch auf der Treppe außer dem Dicken?»
    Die anderen? Es war ihr nicht bewusst, das gesagt zu haben. Sie presste eine Hand gegen die Stirn, versuchte sich zu erinnern, wie genau sie formuliert hatte, als sie das Bild aus Farbklecksen ins Spiel brachte. Es fiel ihr nicht ein, und der Chef wartete auf eine Antwort. Es musste eine logische Antwort sein. Ein Bild aus Farbklecksen war nicht logisch. Reiche Leute bevorzugten gediegene Kunst. Ihre Stimme klang gequält. «Ich weiß es nicht. Ein Mädchen. Der Dicke hatte sich auch ein Mädchen mitgenommen.»
    Sie nickte zufrieden. Das war eine hervorragende Antwort. «Genau!», sagte sie. «So war das. Sonst wäre ich nämlich nicht mitgefahren. Dem habe ich nicht getraut. Ich hatte es vergessen. Aber gerade fiel es mir wieder ein. Es war noch ein Mädchen bei uns.»
    Sie lächelte ihn an wie um Verzeihung bittend. «Jetzt fragen Sie mich aber nicht, wie das Mädchen hieß. Das weiß ich wirklich nicht. Ich hatte sie noch nie vorher gesehen. Sie war an dem Abend zum ersten Mal da. Ich glaube, sie war nicht aus Buchholz. Wissen Sie, die Mädchen aus Buchholz waren vorsichtig geworden, was Johnny und seinen Freund anging. Von denen wäre garantiert keine mit uns gefahren. Es war ein fremdes Mädchen, und es ging später zusammen mit dem Dicken und dem anderen hinaus. Ich weiß nicht, wo sie hingegangen sind. Vielleicht sind sie weggefahren.»
    «Wie sind Sie denn nach Hause gekommen?»
    «Johnny hat mich heimgebracht. Mit dem Golf. Der stand vor dem Haus, als wir herauskamen.»
    «Dann können die anderen doch nicht weggefahren sein.»
    Sie seufzte und erklärte gereizt: «Ich habe doch gesagt, vielleicht. Sie können auch noch im Haus gewesen sein. Ich weiß es nicht. Ich bin ja nicht durchs Haus gelaufen.»
    Der Chef nickte bedächtig. «Und bei der Rückfahrt haben Sie auch nicht auf die Hausfassade oder die Strecke geachtet!»
    «Nein, ich war ziemlich betrunken und bin im Auto eingeschlafen.»
    Er nickte noch einmal und wollte wissen: «Im wievielten Monat waren Sie schwanger, als Sie das Baby verloren?»
    Sie musste erst überlegen. Was hatte sie gesagt? Im August mit Johnny geschlafen! Hatte sie den August erwähnt? Sie erinnerte sich nicht, wusste nur noch, dass sie gesagt hatte: «Im Oktober merkte ich, dass mein Bauch dicker wurde   …»
    Das war ein bisschen knapp, nach drei Monaten wurde noch kein Bauch so dick, dass es auffiel. Ob der Chef das nicht wusste? Jetzt nur keinen Fehler machen. Sie schüttelte den Kopf. «Bitte, das nicht noch einmal. Ich kann nicht darüber reden. Das konnte ich noch nie.»
    Rudolf Grovian wollte sie nicht zu sehr bedrängen. Er gestattete sich nur den dezenten

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