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Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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nicht zum Vergnügen, das kannst du glauben.»
    «Mir reicht’s, wenn du es glaubst», sagte er. «Aber du glaubst ihr ja jeden Scheiß.»
    «Wenn sie doch Recht hat», erklärte Mechthild halbwegs bestimmt. «Peter arbeitet zu viel. Sie ist immer allein. Das ist kein Leben für eine junge Frau.»
    «Wieso? Ich finde, das ist ein tolles Leben. Er arbeitet zu viel, und sie wirft das Geld, das er damit verdient, mit beiden Händen zum Fenster raus. Das ist doch besser, als mit gefalteten Händen unter einem Kreuz hocken zu müssen.»
    «Na, das ist ja ein Vergleich», sagte Mechthild. «Wie kommst du denn darauf?»
    «Nur so. Sag mal, haben wir eigentlich eine Bibel?»
    «Also, jetzt reicht’s, Rudi! Es ist fast halb vier.» Mechthild drehte sich auf die Seite.
    «Haben wir eine oder nicht?», fragte er.
    «Unten im Schrank», sagte sie.
    Da ging er hinunter, räumte den halben Schrank um, fand ein abgegriffenes und reichlich dünnes Exemplar. Es musste noch aus der Schulzeit seiner Tochter stammen. Es lag bei ihren alten Schulbüchern, und die Ränder waren vollgekritzelt. Er legte sich damit auf die Couch und las das Stück über die Vertreibung aus dem Paradies. Daran erinnerte er sich noch, dass es um einen Apfel gegangen war. Und er ging so weit, zu vermuten, dass Cora Bender die Äpfel nur aus einem Grund mit an den See genommen hatte, weil sie dort schwimmen wollte bis zum Jüngsten Tag.
    Die Vertreibung aus dem Paradies, aus dem Familienbetrieb ihres Schwiegervaters und der Ehe mit einem Mann,der ihr das Gesicht blutig schlug und sich einen Dreck darum scherte, wie die Polizei mit ihr umging. Mit keinem Wort hatte Gereon Bender sich nach dem Befinden seiner Frau erkundigt oder gefragt, was denn nun mit ihr geschehe, als er seine Aussage machte.
    Unter der Erinnerung an ihr Söhnchen stand ihm nicht mehr der Sinn nach der büßenden Magdalena. Er las trotzdem ein paar Zeilen und fühlte sich anschließend noch deprimierter. Magdalena war eine Hure gewesen. Und da ergab sich in Verbindung mit Heroin und ihren zerstochenen Armbeugen eine Kombination, die ihm überhaupt nicht gefiel.
    Um halb sechs raffte er aus den Küchenschränken zusammen, was man für ein kräftiges Frühstück brauchte, und legte einen Zettel für Mechthild auf den Tisch, dass er zusehen wolle, zu Mittag heimzukommen. Länger, davon war er überzeugt, konnte es kaum dauern, Cora Bender beim Haftrichter abzuliefern. Und genau das hatte er vor. Genau das hätte er am vergangenen Abend schon tun müssen, als sie die ersten Anzeichen von Verwirrung zeigte. Es war unverzeihlich, dass er sich seiner inneren Stimme widersetzt hatte.
    Um sechs war er wieder im Büro. Kurz nach ihm traf Werner Hoß ein. Sie stellten die Unterlagen für den Staatsanwalt zusammen, hörten sich noch einmal die Bänder an, vor allem das letzte, diskutierten eine Weile darüber und kamen zu keiner Einigung.
    «Ist eigentlich das Band aus Frankenbergs Recorder sichergestellt?», fragte er.
    Hoß grinste. «Wollen Sie einen Versuch machen?»
    «Nein», sagte er und grinste ebenfalls. «Ich lasse die Finger von der Sache. Aber wenn es sich tatsächlich um eine Eigenkomposition handelt   …» Den Rest sprach er nicht aus.
    Hoß kümmerte sich darum und trieb die Kassette bei der Spurensicherung auf. Sie hörten kurz hinein. Es war nur Musik. Rock, ziemlich wüst und wild. In Rudolf GroviansOhren klang es nach Chaos und immer gleich. Aber wenn es etwas mit der Musik zu tun gehabt hatte, konnte es sich nur um das letzte Stück auf dem Band handeln. Von Winfried Meilhofer wussten sie, dass der Recorder abgeschaltet hatte – wenige Sekunden, nachdem es geschehen war.
    «Auf einen Versuch sollten wir es ankommen lassen», meinte Hoß. «Wir lassen sie einen Querschnitt hören. Wenn sie das Stück auf Anhieb bezeichnen kann. Ich könnte das nicht bei dem Gewusel.»
    Rudolf Grovian schüttelte bestimmt den Kopf. «Und wenn sich herausstellt, dass wir es ihr vorgespielt haben, können wir die Sache vergessen.»
    Kurz vor neun traf eine Kopie vom Obduktionsbefund ein. Sieben Stiche insgesamt. Die Platzierung stimmte mit Cora Benders Angaben überein. Einer in den Nacken, einer hatte die Halsschlagader zerfetzt, einer den Kehlkopf getroffen. Die restlichen waren mehr oder weniger belanglos. Todesursache: Aspiration. Georg Frankenberg war an seinem Blut erstickt, bevor er hatte verbluten können.
    Wenig später erschien der Staatsanwalt. Es wurde noch einmal alles durchgesprochen

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