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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sich.
    Ari streckte sich und wollte schon schlafen, als es an der Tür klopfte.
    »Ich bin müde, Dyan!« rief er. »Kann es nicht bis morgen warten?«
    »Es geht um etwas anderes.« Die Antwort kam gedämpft durch die geschlossene Tür. »Kann ich dich kurz sprechen?«
    Aris Herz schlug schneller, als er mittels seines Laran den Besucher erkannte. Dennoch stand er auf und öffnete.
    Der Erste Bewahrer von Hali trat ein. Ohne die scharlachrote Robe wirkte er weniger furchterregend; ein durchschnittlicher Mann, klein und drahtig wie Ari. Vor allem aber bemerkte Ari, daß die kalte Arroganz aus seinen Augen gewichen war; offen und verletzlich gewährten sie Einblick in seine Seele.
    »Es gibt da einige Punkte, die ich mit dir besprechen möchte«, erklärte der Bewahrer auf ruhige Art.
    Ari bot Coryn höflich einen Stuhl an. Er selbst setzte sich ihm gegenüber auf das Bett.
    »Ich würde dir sehr gern von deiner Mutter erzählen.« Coryn streckte den Arm aus und hielt seine Finger über Aris Hand.
    »Möchtest du es hören?«
    Ari nickte, und plötzlich ließ Coryn seine Hand auf Aris ruhen.
    Ari verspürte ein leichtes, aber nicht unangenehmes Prickeln, wie bei einem schwachen Stromstoß, als Coryn Hastur, Erster Bewahrer des Turms zu Hali, nach fünfzehn Jahren zum ersten Mal wieder einen anderen Menschen berührte.

    ROXANA PIERSON
    Ungeziefer
    Mit Roxana Pierson können wir eine alte Bekannte und Freundin Darkovers begrüßen. In ihrer Geschichte Schwarmgesang in Die Monde von Darkover hat sie uns eine wirklich ungewöhnliche Anwendung von Laran vorgeführt.
    Von ihrer Kindheit weiß sie zu berichten, daß »neben den Tieren und Insekten Bücher meine einzigen Freunde waren«. Ihr Vater war Hobbyimker, und sie sagt, »ich kann mich noch gut daran erinnern, wie er die tropfenden Honigwaben herausnahm und die Bienen mit bloßer Hand abstreifte.« Auch sie sei, obwohl sie keinerlei Schutzkleidung trug, nie gestochen worden. »Jahre später erfuhr ich, daß ich gegen Bienenstiche allergisch war, und da erst wurde mir klar, wie unbekümmert wir waren.«
    Sie erklärt weiter, daß sie gerne Insektenkunde studiert hätte, aber ihr Vater hielt nichts davon, Geld in die Ausbildung von Mädchen zu investieren. Erst nach einer gescheiterten Ehe konnte sie zum College gehen. (Mir erging es ebenso.)
    Das bekannte Thema der Trockenstädte erfährt in dieser Geschichte eine neue und überraschende Abwandlung.
    Rot flirrende Mittagshitze lag über dem großen Haus von Shandar.
    Alles war still. Die Dienerschaft wagte kaum zu sprechen und die Ärzte berieten sich im Flüsterton. Der Herr des Hauses, Zhalara, lag im Sterben.
    Die Oberärzte zupften sich nachdenklich die Bärte und schüttelten trübsinnig die Köpfe, während die jüngeren Assistenten eifrig Zhalara untersuchten und im faulenden Fleisch, das ihm als schwabbelige Wampe herabhing, herumstocherten. Noch vor wenigen Monaten war der Alte gesund und munter gewesen; eine stattliche Erscheinung, nur daß er bei seiner Leibesfülle Schwierigkeiten hatte, ein geeignetes Pferd zu finden, das nicht gleich unter ihm zusammenbrach. Aber jetzt … eine unbekannte Form der Auszehrung hatte ihn befallen, begleitet von merkwürdigen Halluzinationen. Aber Zhalara war ohnedies alt, und wer konnte schon ewig leben?
    »Mylady.« Valeron, der älteste der Ärzte, verneigte sich tief vor Zhalaras Frau Julana, die ungerührt auf einem kleinen, vergoldeten Stuhl neben Zhalaras Bett saß. Beide Hände, in Ketten gelegt, ruhten auf ihrem geschwollenen Bauch.
    »So sprecht«, erwiderte sie tonlos, ohne dabei von ihren mit Juwelen besetzten Handfesseln aufzusehen.
    »Ich … wir haben alles getan, was in unserer Macht steht«, erklärte Valeron und räusperte sich verlegen. Insgeheim verwünschte er den Alten, der ein Mädchen zur Frau genommen hatte, das noch kaum im heiratsfähigen Alter war. Andererseits nötigte es ihm Respekt ab, daß Zhalara sie auf seine alten Tage noch geschwängert hatte.
    »Meine Kollegen und ich stimmen alle darin überein, ein solcher Krankheitsfall ist uns noch nie begegnet.«
    »Sie sagen, er ißt nichts?« erkundigte sich Falyn. Als zweitältester der behandelnden Ärzte besaß er das Vorrecht, Valeron bei der Befragung von Patienten und Angehörigen zu assistieren. Die jüngeren Kollegen, die es nicht wagen durften, mit einem weiblichen Mitglied des Haushaltes zu sprechen, mußten den Patienten notgedrungen selbst untersuchen. Vorausgesetzt natürlich, daß es

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