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Die Tätowierung

Die Tätowierung

Titel: Die Tätowierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Energisch f uhr sie fort: »… dann hat Basta vielleicht Marcus ermordet. Um Erik zu bekommen.«
    Hannu dachte eine Weile nach und sagte dann: »Unwahrscheinlich. Denk an Ca r m en Østergaard. Und an Isabell und E m il. Das passt nicht.«
    Bei genauerem Nachdenken m us s te Irene ihm Recht geben. Aber da war ein Ged a nke, der sie nicht losließ. Hatten Erik und Marcus ihre Beziehung jahrelang als platonische Freundschaft fortgeführt?
    Die Bilder v on Marcus h atte je m and ge m acht, der in ihn verliebt war. W ürde dieser Verlie b t e es zulassen, dass sein Angebeteter Sex m it einem anderen Mann hinter einem alten Leuchtturm hatte? Nie im Leben. Auch wenn ho m osexuelle Männer zu m i ndest laut Anders Gunnarsson das m it der Treue häu f ig nicht so eng sahen, so litten sie auf jeden Fall an Eifersucht.
    Etwas an Erik Bolins Geschichte stimmte nicht. Sie hatte das schon gestern geahnt, verstand es aber erst jetzt. Diese Einsicht m a chte sie nur noch nervöser, und unbewusst fuhr sie schneller, obwohl starker Verkehr war.
    »Fünfzig«, m einte Hannu.
    Ein Blick auf den Tacho zeig t e, dass sie fünfundsechzig fuhr. Beschä m t nahm sie den Fuß vom Gaspedal.
     
     
    Die Tür z u m Atelier sah aus wie am Vortag. Irene klopfte lange und laut, ohne dass von innen auch nur irgendeine Reaktion zu hören gewesen wäre. Hannu öffnete den Briefschlitz und schaute hine i n. E i ne ganze W eile stand er vornübergebeugt da, ohne etw a s zu sagen. A l s er sich Irene wieder zuwandte, war er se h r ernst.
    » W ir m üssen den Schlüsseldienst kommen lassen«, sagte er.
    Ohne zu fragen, warum, zog Irene ihr Handy aus der Tasche. Der Mann vom Schlüsseldienst wollte in ei n er halben Stunde da sein. Sie beendete das Gespräch und beugte sich zum Briefschlitz vor, um zu sehen, was Hannu gesehen hatte.
    Direkt hinter der Tür lagen Zeitungen und Post. Fast am Rand ihres Gesichtsfeldes waren Glassplitter und ein Stück von einem zerbrochenen, silbernen Holzbilderrahmen auszumachen. A u f d e m hellen, rosa schimmernden Holzfußboden waren außerdem m ehrere große rostbraune Flecken.
    »Das sie h t nicht g u t aus. Getrocknete Blutflecken auf dem Fußboden. Außerdem waren da noch keine Glassplitter oder kaputte Bilderrah m en, als ich gestern gegen halb fünf gegangen bin«, sagte Irene.
    Hannu nickte. Sein Gesic h t war ausdruckslos, ein untrügliches Zeichen da f ür, dass er sich Sorgen machte.
    Während sie auf den Mann vom Schlüsseldienst warteten, überprüften sie, wer sonst noch im Haus wohnte. Es hatte fünf Stockw e rke, und auf jedem w a ren zwei Wohnungen. Sie beschlossen, m it der Vernehmung der Nachbarn zu warten, bis sie genauer wussten, was i m Ateli e r vor g e f allen war.
    Der Schlüsseldienst kam vorbildlich schnell. Mit wenigen raschen Handgriffen hatte der Mann die Tür geöffnet und verschwand ebenso schnell wieder, wie er gekommen war.
    In der Diele brannte Licht. Irene und Hannu stellten sich in die Tür, um sich ei n en Überblick zu versc h affen. Auf dem Boden lag eines von Bolins Ausstellungsfotos, total zerst ö rt. Das Glas war zersplit t ert, der Rah m en in kleine Stücke gebrochen und das F o to in sch m ale St r ei f en geschnitten. Diese waren jedoch immer noch so breit, dass Irene die K onturen eines Säuglingkopfs, der gegen die Brust einer Frau lehnte, aus m achen konnte: das Bild von Erik Bolins Fa m ilie.
    Von einer Tür links in der Diele aus, die ge s chlossen gewesen war, als Irene am Vortag im Atelier gewesen war, verlief eine deutliche Spur rostroter Flecken zur Wohnungstür.
    Hannu sah es zuerst. Irene m erkte, wie er zusam m en z uckte, und als sie ihn fragend anschaute, sah sie, dass sein Blick auf einen Punkt über ihrer rechten Achsel gerichtet war. S i e d r ehte den Kopf zur Seite, um seinem Blick zu folgen. Ein Schrei drang ungewollt über ihre Lippen. Einen Augenblick sch w ankte der B oden unter ihr. Auf der Hutabla g e lag Erik Bolins abg e schlage n er Kopf und s a h sie m it halb geschlossenen Augen an.
    »Bleib, wo du bist«, sagte Hannu.
    Er zog sein Handy aus der Tasche und rief Verstärkung.
     
     
    »So, so. Jetzt ist Irene wieder zu H ause, und in Göteborg sterben sie wieder wie die Fliegen«, m einte Jonny.
    Er l a chte l a ut, um ihnen zu z e ige n : Das war e i n W itz, aber keiner der anderen verzog auch nur den Mundwinkel. Andersson warf ihm einen düsteren Blick zu. Der Kom m issar wandte sich an I r ene und sagte: »Kannst du noch m al erzählen,

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