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Die Tage sind gezählt

Die Tage sind gezählt

Titel: Die Tage sind gezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Datum?«
    »1950?«
    »Ja.«
    »Die Antwort ist – dies!« Deschamps legte mit einer geheimnisvollen Gebärde eine hübsche Armbanduhr auf den Tisch.
    »Das?«
    »Mhmm.«
    »Halten Sie mich für einen Trottel? Sie wollen mir doch nicht etwa weismachen, daß …«
    »Schauen Sie sie etwas genauer an.«
    Es war ein prächtiges Ding, diese Uhr, das mußte Maurice zugeben. Neben den Stunden zeigte sie auch die Tage, die Monate und die Jahre an. Er musterte Deschamps verwirrt.
    »Es ist eine Zeitmaschine, Maurice«, erklärte Deschamps stolz.
    »Zeitmaschine, klar. Wie?«
    »Wirklich!«
    »Na, kommen Sie …!«
    »Gut, Sie glauben mir nicht. Verstehe ich. So was kommt schließlich auch nicht alle Tage vor. Aber wenn Sie mir zuhören, werden Sie nichts anderes tun können, als mir zu glauben. Zwanzig Jahre in der Vergangenheit begann ich eine Karriere als Schriftsteller. Und ich besaß die Zeitmaschine. Ich stellte bald fest, daß es mit der Schreiberei nicht so recht lief und ich drauf und dran war, bei den windigen Tantiemen zu verhungern. Was tat ich also? Ich nahm meine Zeitmaschine, stellte sie auf zwanzig Jahre in die Zukunft ein und stahl die Werke eines anderen Autors, Werke, die ich nach 1950 mitnahm, die damals ja noch nicht existierten. Ich habe sie dann nacheinander herausgebracht und gut daran verdient. Ich hatte zwanzig Jahre lang ein gutes Auskommen.«
    »Und«, fragte Maurice, »der Autor war ich?«
    »Genau.«
    »Oh.«
    Eine seltsame Geschichte. Nach einigen Minuten angestrengten Nachdenkens mußte Maurice allerdings zugeben, daß dies die einzige logische Erklärung war, die man akzeptieren konnte. Wie anders hätte Deschamps sonst an seine Bücher herankommen sollen, die er erst viel später zu Papier gebracht hatte? Aber dann …
    »He – und der junge Mann?«
    René lachte verschmitzt. »Ja, als ich die Werke abholte, war ich ziemlich von den Socken, Maurice. Du warst zufällig ziemlich außer Fassung – und auch nicht ganz nüchtern. Ich habe nicht einmal darum bitten müssen. Du hast sie mir geradezu in die Arme geworfen …«
    »Das warst du? Und im Flugzeug? Etwa auch?«
    »Gut geraten. Ich war es in der Tat. Auf dem Rückweg, als ich deine Bücher gerade geholt hatte. Und nun bin ich in meine Zeit zurückgekehrt.«
    »Aber du sagtest doch, du hießest Maurice Lafleur. Du hast dich sogar unter diesem Namen in die Passagierliste eintragen lassen!«
    »Ein kleiner, unschuldiger Witz von mir, Maurice«, sagte Deschamps. »Ich war damals noch ziemlich jung, verstehst du?«
    »Gut, René«, sagte Maurice, »ich werde die Geschichte glauben müssen. Aber ungeachtet dessen habe ich noch immer den Vorwurf des Plagiats am Hals. Schließlich wird mir kein Gericht der Welt diese Sache glauben. Sie werden nichts als die Tatsachen sehen und glauben, du hättest das alles erfunden, um mir aus dem Schlamassel herauszuhelfen.«
    »Da kann ich nicht widersprechen«, sagte Deschamps. »Aber ich mache dir einen Vorschlag. Du kannst meine Zeitmaschine geliehen haben. Damit gehst du ebenfalls zwanzig Jahre in die Zukunft und klaust dir einen Haufen Bücher, die jetzt noch nicht geschrieben sind, kehrst damit zurück und bist aus der Traufe! He? Was hältst du davon?«
    »Tja«, meinte Maurice zögernd.
    Es gab wohl eine ganze Menge zu diesem Vorschlag zu sagen. Einerseits war es eine gute Lösung, andererseits blieb der Plagiatsvorwurf an ihm hängen und würde seinen Namen nicht reinwaschen. Selbst wenn er mit den besten Werken der Zukunft zurückkehrte, würde kein gegenwärtiger Verleger auch nur einen Knochen von ihm nehmen. Aber es gab noch einen anderen Ausweg. Maurice kniff die Augen zusammen, dachte noch einmal darüber nach und grinste.
    »Topp«, sagte er dann.
    »Das wird schon klappen«, meinte Deschamps.
    »Erst noch eine kleine Information«, verlangte Maurice. »Wann genau im Jahr 1950 bist du in die Zukunft gereist?« Er sah Deschamps lauernd an, aber der schien nicht die geringste Gefahr zu wittern.
    »Es war am … 16. März.«
    »Okay«, sagte Maurice, nahm seinen Hut, steckte die Uhr resolut in die Tasche und verabschiedete sich.
    Wenn Deschamps dachte, daß er, Maurice, so dumm war und ihn so billig davonkommen lassen würde, war er schief gewickelt. Maurice grinste, als er etwas später in einer kleinen Pension ein Bier bestellte, vorsichtig die Uhr aus der Tasche nahm und vor sich auf den Tisch legte. Hehe, zwanzig Jahre in die Zukunft, wie? Und wenn etwas dabei schiefging? Wenn er nun mitten

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