Die Tage sind gezählt
sagte: »Hände hoch!«
Dabei sah er genau in den Lauf einer Pistole und das grinsende Gesicht von ... ja, auch mit Maske erkannte er das Gesicht des jungen Mannes aus dem Flugzeug. Der, der seine Bücher abgeholt hatte. Und danach bei Deschamps aufgetaucht war. Die jüngere Ausgabe von Deschamps! Hier war sie also. Und hatte Maurice hereingelegt.
»Ich erkenne dich auch trotz der Maske«, sagte Maurice.
Der junge Mann lachte. »Wenn ich sie abnähme, würdest du dich nur noch mehr erschrecken.«
Liliane schlief glücklicherweise.
Deschamps junior suchte hastig weiter und fand endlich, was er gesucht hatte. Er grinste vergnügt.
»Genau«, sagte er. »Zwanzigtausend. Genau das, was ich brauche.« Er schob das Geldscheinpäckchen in seine Jackentasche und kletterte durch das Fenster wieder hinaus, einen verblüfften Maurice zurücklassend, der noch immer die Taschenlampe in der Hand hielt. Nach einigen Sekunden begann er unbändig zu fluchen, rief die Hoteldirektion an und verlangte nach der Polizei, der er ausführlich beschrieb, was geschehen war, und das Aussehen des Diebes schilderte. Dann rauchte er eine Zigarette und legte sich wieder hin.
Also so war das. Er hatte sich Deschamps also nicht vorgenommen, wie er es eigentlich gewollt hatte. Vielmehr war Deschamps ihm zuvorgekommen. Er hatte die ganze Zeit über gewußt, daß Maurice ins Jahr 1950 zurückkehren würde, hatte seine jüngere Ausgabe dementsprechend instruiert und hatte sogar noch seine Tantiemen gestohlen …
Dieser Schuft!
Aber es mußte ein Mittel geben, um hier herauszukommen! Maurice besaß immer noch die Zeitmaschine. Große Hoffnung, daß die Polizei Deschamps schnappte, hatte er hingegen nicht. Wenn es ihm zu heiß wurde, konnte er immer noch einige Tage in die Vergangenheit oder Zukunft fliehen …
Doch … er hatte das Treffen im Jahre 1950 verpatzt, aber 1970 würde er Deschamps schon noch kriegen, verdammt. Maurice schöpfte wieder etwas Hoffnung. Ja, das würde er tun. Er erinnerte sich sehr gut an den jungen Deschamps, auf den er an diesem saufseligen Abend hereingefallen war. Er, Maurice, würde sich diesmal vor diesem Burschen warnen. Allerdings … würde seine ältere Ausgabe ihm glauben? Wahrscheinlich nicht, schließlich war er an diesem Abend stark angetrunken gewesen.
Was dann? Sollte er Deschamps, während er die Straße überquerte, einfach die Bücher wieder abnehmen? Das konnte vielleicht auf eine Schlägerei hinauslaufen, und dafür war Maurice einfach nicht groß genug. Also?
Er würde ganz einfach bei sich selbst anklingeln und die Szene spielen, die Deschamps zu spielen vorhatte! Dann würde er seine ältere Ausgabe derart in Rage bringen, daß Deschamps, wenn er später auftauchte, sicher nichts mehr zu lachen hatte und leer ausging …
Das war es!
Maurice kleidete sich schnell an, durchforschte seine Koffer nach dem Geld, das der Dieb nicht gefunden hatte, fand genug, um im Jahre 1970 eine Maschine nach Paris zu bezahlen, und ging hinaus.
Auf der Straße stellte er die Uhr auf 1970 ein, kam dort an, rief ein Taxi und ließ sich zum Flughafen bringen.
Einige Stunden später klingelte er bei sich selbst an. Maurice Lafleur – der Ältere – öffnete und musterte ihn mit verquollenen Augen.
»Herr Lafleur?« fragte Maurice freundlich.
»Ähm.« Lafleur wies ihn wortlos herein.
»Ich hoffe …, daß ich Sie nicht störe?«
»Natürlich nicht«, sagte der andere und schob ihm einen Stuhl hin. »Nehmen Sie doch Platz.«
»Vielen Dank.«
»Sie waren sicher mal bei den Nachtjägern?«
»Wie? Äh … entschuldigen Sie …« Es lief prächtig. Maurice fand echt Spaß an dieser Rolle. Wie er sein älteres Ich aus der Fassung brachte. Wie herzlich würde er wohl Deschamps empfangen?
»Schnäpschen?«
»Nein, vielen Dank.«
»Die Flasche ist sowieso leer. Meine Frau hat zwar noch eine, aber die hat sie versteckt. Ich sah es ihrem Gesicht an. Diese Hexe. Sind Sie verheiratet?«
»Jawohl«, sagte Maurice.
»Dummkopf«, erwiderte der andere mitleidig. »Nun, dann kommen Sie mal zur Sache.«
»Ich bin für einige Tage in Paris, Herr Lafleur und … ich bin ein großer Bewunderer Ihres Talents. Ich …«
»Kaum zu glauben.«
»Äh? Nun ja. Nun, ich kam zufällig durch diese Straße und sah noch Licht brennen. Da faßte ich mir ein Herz …«
»Was wollen Sie?«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht … Ein Autogramm, und dazu ein paar Worte …«
»Gemacht«, sagte Maurice der Ältere, rot anlaufend. »Ein
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