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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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einlässt, kommt mitunter schwer von ihr los. Vor allem, wenn er verführbar und bestechlich ist.«
    Frater Franco schaute mit leichtem Entsetzen auf.
    »Du bist gewarnt, und nun geh«, sagte Aleander kalt.
    Nachdenklich kehrte er in seine Zelle zurück, wechselte die Kutte, hielt eine Morgenandacht und machte sich dann auf den Weg ins Heilige Offizium. Die Gassen Santiagos glänzten vom nächtlichen Regen. Die feuchte Kühle erfrischte Aleander. In seinem Kopf nahm ein Plan Gestalt an. Er musste Bruder Franco vernichten, das war klar. Und er würde Francos Schicksal mit dem Lunettas verbinden! Noch bevor er die Tür zu seinem Schreibzimmer öffnete, hatte er dazu eine Lösung gefunden, die von unübertrefflicher Eleganz war. »Herr, ich danke dir«, murmelte er, als er die Tür aufdrückte.
    Der Morgen hatte schlecht begonnen, aber gegen Mittag wusste Aleander, dass dieser Tag, der 25. August, sein Tag war. Der Reiterbote, der ihm vor Tagen den Fund des Tarotbuches gemeldet hatte, war mit weiteren Nachrichten aufgetaucht.
    »Wir nahmen in den Bergen die Spur eines jungen Mannes auf.« Bevor Aleander eine Frage einwerfen konnte, setzte der Mann hastig hinzu. »Es ist nicht Euer Page, Herr, nur ein einfacher Bauer-oder Hirtenjunge. Er heißt Jona.«
    »Und?«
    »Nun, er hat in mehreren Dörfern nach einer Frau namens Sidonia gefragt und sie exakt so beschrieben wie die Ketzerin, die Ihr sucht: rote Locken, helle Haut, aus dem Norden.«
    Aleander lehnte sich in seinem Armstuhl zurück.
    »Wo ist dieser Kerl jetzt?«
    »Er hat hinter Carrión de los Condes den Jakobsweg eingeschlagen und geht auf Astorga zu.«
    »Sehr gut«, nickte Aleander. »Ich hoffe, er weiß nichts von seinen Schatten?«
    »Er sieht nur den Schatten, der ihm von Gott beigesellt wurde. Seinen eigenen.«
    »Achtet darauf, dass es so bleibt.«
    »Wie lange?«
    »Von mir aus bis zum Grab des Apostels, du Dummkopf. Greift erst zu, wenn dieser Jona sein Ziel erreicht hat.«
    »Ihr meint diese Sidonia? Und wenn er sie nicht findet?«
    »Er wird sie finden. Diese Hexe zieht die Männer an wie das Aas die Fliegen.«
    Der Bote wollte sich verabschieden, doch Aleander hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
    »Weißt du mehr über diesen Jona? Woher stammt er?«
    Der Bote schlich auf leisen Sohlen rückwärts. Diese Fragen hatte er vermeiden wollen. »Nun, er kommt gleichsam aus dem Nichts. Niemand kennt ihn, vielleicht ist er ein arbeitsloser Hirtenbursche, der in den Bergen herumzieht, um ...«
    »Genug«, sagte Aleander. »Wer viel redet, hat nichts zu sagen. Merke dir das.«
    Als der Bote sein Zimmer verlassen hatte, starrte Aleander den flimmernden Staubkörnern nach, die die Luft durchschwebten. Fürwahr, Sidonia hatte etwas an sich, dass selbst ihn in Versuchung führte, an die Existenz von Hexen zu glauben.
    Waren es die grünen Katzenaugen? Ihre milchweiße Haut? Ihr ... Genug. Er verschwendete zu viele Gedanken an sie. Nur gut, dass das Gespenst von Zimenes ihn seit einigen Tagen nicht mehr belästigte.
    Stattdessen hatte er in Bruder Franco einen wirklichen Verfolger erkannt. Juan Prado Tavera musste ihn bestochen haben. Einfältiger Narr! Man setzte einem Löwen keine Ratten auf die Fährte. Nun, er würde der Ratte zu unverdientem Ruhm verhelfen. Der Spitzel des Bischofs würde in Kürze zum Blutzeugen widerwärtigster Ketzerei werden. In der Kathedrale von Santiago de Compostela. Ermordet von der Hand eines Teufelskindes. Ob Lunetta ihre Bestimmung wohl in ihren Karten lesen konnte? Aleander lachte amüsiert auf.

15
    Sie durchquerten die Meseta zu Pferde. Sie hatten die frisch zugerittenen Wildtiere in einem Bergdorf erworben, waren das Tal des Flusses Carrión hinabgeritten und in die Weite der kastilischen Hochebene eingetaucht. Übermütig warfen die kleinen Reittiere ihre Köpfe, schüttelten die Mähnen und bevorzugten den Galopp als Gangart.
    Auf dem Jakobsweg hinter Carrión de los Condes war jeder Baum zum Ereignis geworden. Schutz vor Sonne, Wind und Regen suchte man vergeblich. Graugelbe Töne bestimmten die Landschaft, Entfernungen ließen sich in ihrer Weite schwer abschätzen. Ging man zu Fuß, schien man auf der Stelle zu treten, selbst bei scharfem Ritt meinte man, kaum voranzukommen.
    Immer wieder suchte Sidonia den Horizont hinter sich nach Staubwolken ab, die das Herannahen von Verfolgern verraten würden. Doch sie blieben unbehelligt. Das Wetter war klar, und im Norden konnte man die Ausläufer der Kordilleren ausmachen.

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