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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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erwiesen. Die Kanonen der Angreifer waren alles andere als treffsicher, ihre Schüsse gingen weit über das Ziel hinaus. Es war also das Sicherste, nah an das Schiff heranzukommen. Schließlich haben wir den Kurs gewechselt und das Schiff in knapper Distanz passiert. Wir konnten die Wellen gegen die Bordwände klatschen hören.«
    Die Korsaren hatten weiter nach Süden gehalten, aber der Vorsprung der Negrona war zu groß gewesen. In der Morgendämmerung hatten Gabriel Zimenes und Goswin am Horizont die Begleitkaracke ausgemacht, die schwer beschädigt auf dem Meer dümpelte. Sie waren an Bord genommen worden. Die Schiffszimmerer konnten die Karacke notdürftig zusammenflicken, und vier Tage später waren sie in einen französischen Hafen eingelaufen. Dort hatten sie ein Schiff mit Kurs auf La Coruña bestiegen und waren dank glücklicher Winde vier Tage später in Spanien gelandet und nach Santiago aufgebrochen.
    Sidonia kaute auf dem Fladen herum, der sich als steinharter Eierkuchen erwies. »Aber wie seid ihr hierhergekommen?«
    »Zu Pferde«, knurrte Goswin.
    »Und warum?«
    Goswin schwieg.
    »Ihr habt das Geld gesucht, nicht wahr?«
    »Welches Geld?« Goswin schien ehrlich verblüfft. Sidonia schluckte einen Bissen von dem Fladen. So widerlich er schmeckte, er stärkte sie.
    »Gib mir Wasser«, bat sie Goswin, um von dem Geld abzulenken. Es schien, wie Fadrique gesagt hatte, Gabriel würde keinem Menschen das Versteck verraten.
    Sie stellte ihre Frage erneut, eine unbestimmte Erregung ließ ihre Stimme zittern. »Wie kommt es, dass ihr ausgerechnet hier herumgeritten seid?«
    Goswin reichte ihr einen Becher und zuckte mit den Achseln. »Gabriel suchte einen Padre Fernando oder Frederico.«
    »Fadrique!«
    Goswins Gesicht erhellte sich. »Genau!«
    »Habt ihr auch nach mir gesucht?«
    Goswin verzog den Mund. »Von dir war nie die Rede.«
    »Nie?«
    »Nun, Gabriel fluchte, als er dich auf dem Weg zum Passkreuz sah. Er hatte nicht mit dir gerechnet. Er war mehr als wütend, weil er sich um dich kümmern musste, statt dem verrückten Padre nachzusetzen.«
    »Verrückt! Weshalb?«
    »Dieser Mann, der mehr wie ein Hirte als ein Priester aussah, tauchte auf dem Pass auf, als die schwarzen Schergen gerade ihre Feuerrohre neu luden! Er ritt direkt auf sie zu, sprang vom Pferd und lief einen Abhang hinunter. Wie ein übermütiger Hase, der die Füchse foppen will. Die Männer sind sofort hinter ihm her. Hab mein Lebtag keinen Mann – schon gar nicht von seinem Alter – so springen sehen. Seine Flucht war deine Rettung.«
    Sidonia schloss die Augen. »Gabriel Zimenes war also die ganze Zeit dort beim Pass?«
    Goswin nickte. »Wir sahen dich den Weg hinauf reiten.«
    »Und habt zugesehen, wie die Soldaten auf mich anlegten?« Empört richtete Sidonia sich auf. Wieder stachen die unsichtbaren Messer in ihrer Brust.
    »Auf dich und deinen Geliebten!«
    »Meinen Geliebten?«
    »War nicht mehr zu retten der Kerl. Schade drum, kann kaum älter als sechzehn oder siebzehn gewesen sein.«
    »Jona!« Sidonia erbleichte. Sie hatte den Jungen ganz vergessen. Jona. Natürlich, er war tot.
    »Er ist ... er war nicht mein Geliebter«, sagte sie schwach.
    »Sah aber verdammt danach aus, als er dich küsste.«
    Sidonia schwieg, sie wollte nicht über den Toten reden, sie wollte ihn vergessen. Das stille, erstaunte Gesicht. Töricht. So töricht. Ein zweiter Lambert. Sie schlug die Wolldecke zurück.
    »Was machst du da?« Goswin zerrte die Decke zurück über ihre Knie.
    »Ich muss zu Gabriel! Sag mir endlich, wo er ist?«
    »In Santiago.«
    »Dann auf nach Santiago. E ultreia, e suseia. «
    »Wie bitte?«
    »Nichts, das ist nur ein Pilgergruß. Unten ist doch eben ein Wagen vorgerollt, vielleicht kann er uns mitnehmen.«
    Sie kämpfte sich vom Bett hoch und warf einen Blick durch das winzige Fenster, sah eine Maultierkarre mit Scheibenrädern und einen Mann in schwarzen Pluderhosen.
    »Ein Maragato«, rief sie erfreut aus. »Fadrique sagte mir, dass dies die schnellsten und verlässlichsten Fuhrleute von ganz Spanien sind!«
    »Du gehst nirgendwohin! Du musst ganz gesund werden. Ich habe Gabriel versprochen, dich keinen Moment aus den Augen zu lassen.«
    »Hat er das gesagt?«
    Goswin nickte. »Und, dass er dich auf keinen Fall in Santiago sehen will. Deshalb gab er mir das.« Er zog einen prallen Lederbeutel hervor. »Genug Geld, um deine Passage von La Coruña nach Antwerpen zu bezahlen. Von dort kannst du zurück nach Köln. Das Geld

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