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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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reicht sogar, um dir einen Wagen samt Fuhrknecht zu kaufen. Du kannst reisen wie eine Königin. Ich werde dich zum Hafen bringen, sobald du reisen kannst.«
    Sidonia kämpfte sich vom Bett hoch. »Ich soll zurück nach Köln?«
    Goswin nickte wieder. »Seine Anweisungen sind klar. Und das Reisegeld mehr als großzügig! Keine Ahnung, wie du das alles ausgeben willst, aber Zimenes meinte, du habest dir das Geld redlich verdient.« Missbilligend setzte er hinzu. »Auf welche Weise auch immer. Vielleicht im Dienst eines Kirchenmannes?« Die Anspielung auf Aleander war überdeutlich.
    »Dieser Hund!«
    »Wer? Der Dominikanermönch?«
    »Gabriel. Ich will nicht zurück!«
    »Du bist ein undankbares Geschöpf, Sidonia van Berck. Überheblich wie dein Vater! Ich möchte gar nicht wissen, was du Gabriel Zimenes angetan hast, aber er hasst dich.«
    Sidonia schnappte nach Atem, die Luft fuhr pfeifend über ihre Rippen und erinnerte sie an ihre Verletzung. Im Moment spürte sie sie nicht, denn ein übermächtiges Gefühl von Taubheit füllte ihre Brust.
    »Gib mir das Geld«, forderte sie.
    »Was willst du damit machen?«
    »Reisen, was sonst!«

3
    Die Hammerschläge der Zimmerleute hallten über den Freiplatz vor Santiagos Kathedrale. Geschickt fügten die Handwerker vor der Kirche eine Tribüne aus Brettern zusammen. In der Mitte des Podestes entstand eine Empore für den Bischofsstuhl und für zwei vornehme Beisitzer. Für Aleander, den Chefankläger der Inquisition, und für den weltlichen Richter, der für die Durchführung der Ketzerverbrennung zuständig war. Vor der Tribüne richteten Knechte des Henkers Holzkreuze auf, an zwei waren lebensgroße Puppen genagelt.
    Die Strohfiguren trugen Sambenitos, schwarze Schandkleider verziert mit Höllenflammen und Dämonen als Zeichen dafür, dass sie dem Teufel verfallen waren. In einer Seitenkapelle der Kathedrale waren Dutzende solcher Kleider ausgestellt, versehen mit den Namen der Armesünder, die sie auf ihrem letzten Gang getragen hatten, damit man in alle Ewigkeit auf ihre Kinder und Kindeskinder zeigen konnte.
    Die Sambenitos wurden den Verurteilten vor dem Feuertod vom Leib gezerrt und mit Weihwasser entsündigt, während ihre Träger nackt in Flammen aufgingen. Begnadigte Büßer, die in gelben Gewändern solchen Hinrichtungen beizuwohnen hatten, standen dabei, um Gott zu danken und Holz nachzulegen, wenn das Feuer schwächer wurde. Nicht selten waren es Verwandte der Unglückseligen, ihre Kinder, der Ehemann oder die Ehefrau.
    Der Scharfrichter zupfte das Stroh der gekreuzigten Puppen zurecht und schichtete Holz, Reisig und Sägespäne unter ihnen auf. Er trat zurück und begutachtete sein Werk.
    »Sehr ansehnlich«, lobte ihn Aleander, der eben von der Tribüne herübergehinkt war.
    Ein Priester heftete auf seine Anweisung Zettel an die Gewänder der zwei Puppen. Darauf waren die Namen derjenigen verzeichnet, an deren Stelle sie brennen würden. Padre Fadrique hieß die eine, Gabriel Zimenes die andere. Aleander faltete mit Blick auf die Strohpuppen fromm die Hände und sprach ein Bittgebet für die Seelen der Verurteilten. Der Henker zerrte seine rote Wollmütze vom Kopf und stimmte in das Amen mit ein.
    Aleander hatte sich entschlossen, die Verbrennung von Gabriel Zimenes zu wiederholen. Noch immer quälten ihn Zweifel, ob dieser Teufel nicht doch noch lebte. Auch wenn es nur sein Gespenst war – er wollte ihn ein zweites Mal im Feuer sehen.
    Zudem gab es einen frei gewordenen Platz aufzufüllen. Den Platz des von ihm verurteilten Uhrmachers Corriano. Dessen Freilassung war der Preis gewesen, den Aleander dem Bischof hatte zahlen müssen, um Fadrique in Abwesenheit zum Tode verurteilen zu können. Der Padre wäre damit in Spanien für immer ein toter Mann, vogelfrei und entmachtet. Natürlich wäre es erhebender für ihn und eindrücklicher für die Bürger Santiagos gewesen, den Padre leibhaftig brennen zu lassen. Ein wimmernder, brüllender, jammernder Mensch beförderte die Gottesfurcht mehr als eine brennende Strohpuppe. Aleander lächelte. Nun, vielleicht würde es ja noch gelingen, den Padre selbst ans Kreuz zu binden. Die Soldaten der Santa Hermandad hatten den Flüchtigen zwar in den Bergen verloren, aber Lunettas Hilfeschrei in der Kathedrale bewies ihm, dass der Mönch in der Stadt war. Sicher würde dieser heilige Narr alles versuchen, um Lunetta zu retten. Irgendwann würde er auftauchen. Es galt abzuwarten. Wie pflegte Fadrique selbst zu sagen? Alles

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