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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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drängte sich durch den Pulk kauernder Menschen.
    »Seht ihr nicht, dass er ein Verführer und Verderber ist? Er ist ein entlaufener Mönch, ein Gottesleugner, der in Spanien bereits in Abwesenheit verbrannt wurde!«
    Neben Mariflores’ Scheiterhaufen hatte seine Strohpuppe am Pfahl gestanden, so hielt es die Inquisition, wenn sie einen Ketzer nicht leibhaftig vernichten konnte.
    Zimenes verstummte. Seine Augen ruhten auf Sidonia, die dem Dominikaner mit gesenktem Blick folgte, an der Hand führte sie Lunetta. Was für ein lächerliches Bild der Unschuld die Bürgerstochter bot. Darin war sie groß! Selbst Lunetta schien sie zu täuschen. Wie grausam von ihr, mit der Zuneigung ihres Opfers zu spielen! Glaubte sie, dass Lunetta etwas über das versteckte Vermögen Adrians wusste? Wenn er Lunetta nur schützen könnte!
    »¡Carabelas a la vista!« , schrie ein Späher im Krähennest.
    »So viel zu den Wundern«, knurrte Zimenes.
    Alle Köpfe drehten sich zum Bug. Begleitet vom letzten Streifen Dämmerlicht hielten die Korsarenschiffe direkt auf die Negrona zu. Noch schienen sie wie Nussschalen auf dem Ozean, aber alle wussten, dass es kaum eine Stunde dauern würde, bis sie die Negrona erreicht hätten.
    Die Karacke tanzte getroffen und mit rüttelndem Geschirr auf den Wellen. Die Korsaren hatten sich nicht die Mühe gemacht, sie zu entern. Sie wussten, dass die Negrona lohnendere Beute versprach. Die Karacke konnte warten.
    »Werft den Ketzer über Bord«, verlangte Aleander, »dann wird Gott euch erretten!« Die Pilger zögerten. Zimenes sah, dass Sidonia ihren Mund öffnete, doch sie schwieg.
    »Macht die Geschütze klar«, donnerte vom Heck die Stimme des Kapitäns über Deck. »Steuerruder in die Mitte!«
    »Wollt ihr elend verrecken?«, zischte Aleander den Matrosen zu und deutete auf Zimenes. » Er ist euer Verderben! Gott straft die Sünde.«
    Schon rannten zwei Matrosen zum Mast und lösten Gabriels Fesseln. Lunetta riss sich von Sidonias Hand los und lief zu Aleander. Sie warf sich vor ihm auf den Boden, mit ihrem Körper bildete sie das Kreuz.
    »Nicht, Lunetta!«, schrie Zimenes.
    »Und dieses Hexenkind dazu«, befahl der Dominikaner.
    Sidonia sah die teuflische Freude in seinen Augen. Der Geruch des Todes beglückte diesen Mann wie einen heidnischen Götzendiener. Er würde morden bis zuletzt – weil er die Macht dazu hatte. Und sie würde er leben lassen, damit sie litt.

11
    Der Kapitän stürzte vom Achterkastell herab.
    »Was geschieht hier?«
    Wütend betrachtete er die beiden Seeleute, die Zimenes und Lunetta mit gebundenen Händen an die Reling geführt hatten. Lunetta drängte sich an Gabriel, der tröstend auf sie einsprach. Unter ihnen brauste schwarz das Meer. Hornlaternen beleuchteten die Gesichter. Die Bullenpeitsche des Kapitäns ging auf die Rücken seiner Matrosen nieder. »Auseinander und an die Kanonen. Ihr werdet bald genug Gelegenheit zum Töten haben!«
    Aleander trat vor. »Comandante, ich habe den Tod dieser Ketzer befohlen. Der Herr hat seinen Zorn auf uns gelenkt, da wir ...«
    »Geschwätz«, brüllte der Kapitän. »Geh in dein Zelt, du Pfaffenarsch, und bete, dass die Kanonen der Korsaren krumm sind!« Die Anhänger des Dominikaners protestierten.
    Aleander richtete sich zu voller Größe auf. »Du spielst mit dem Leben und dem Seelenheil all dieser Menschen.« Theatralisch wies er auf die Passagiere und Matrosen, die sich um ihn drängten.
    »Sie wollen nicht in die ewige Hölle einfahren, weil sie das Leben eines Erzketzers und einer Hexentochter geschont haben! Ich darf das nicht zulassen, mein Gewissen und meine Liebe zu Gott verbieten es mir.«
    Sebald Rieter trat vor. »Wir sind aufrechte Christen! Es kann nicht sein, dass wir unser Leben wegen dieser Teufelsbrut aufs Spiel setzen.«
    »Amen«, schrien einige Pilger und sprangen an die Reling, um ihr Seelenheil durch das Hinabstoßen der Sünder zu retten.
    »Soldaten hierher«, brüllte der Kapitän. Vom Bugdeck der Kanoniere lösten sich zwei Gestalten. Die Pilger bildeten einen Ring um den Dominikaner und seine Opfer. Matrosen schlossen sich an.
    Sidonia schlüpfte neben Aleander. Gabriel sah es mit Verachtung und wandte seinen Blick ab.
    »Was du vorhast, ist eine Dummheit«, flüsterte Sidonia dem Dominikaner zu.
    Aleander sah ihr spöttisch in die Augen. »Willst du deinen Helden retten? Zu spät, mein Kind, das Volk ist eine reißende Bestie«, erwiderte er leise. »Es wird mir nicht gelingen, sie

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