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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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aufzuhalten«.
    Sidonia hielt seinem Blick stand. Ihr Vater hatte ihr beigebracht, dass es Menschen verunsicherte, wenn man ihren Augen nicht auswich.
    »Mein Interesse an Zimenes beschränkt sich auf dies hier.« Sie zog das Amulett aus ihrer Rocktasche. »Dieses Götzenbild gehörte nicht Gabriel Zimenes, sondern stammt aus einem Schatz, den dein Bruder Adrian aus dem Neuen Indien mitbrachte. Zimenes hat diesen Schatz geborgen.«
    Sie bemerkte die Verunsicherung in den Augen des Dominikaners. »Ein Schatz? Und wo ist dieser sagenhafte Schatz?«
    Sidonia griff nach Aleanders rechter Hand. Sie drückte das Amulett hinein und schaute ihn unverwandt an.
    »Das weiß nur Zimenes!«
    Statt eines flehenden Blicks zauberte sie das Glitzern der Gier in ihre grünen Augen. Auch das kannte sie von ihrem Vater, sie kannte es von vielen Kaufleuten. »Wenn du Zimenes töten lässt, werden wir nie erfahren, wo dieses Versteck liegt.«
    Die Soldaten hieben die meuternden Passagiere roh auseinander. »Weg da«, brüllte einer von ihnen. Es war Goswin. Er postierte sich neben Zimenes, um ihn vor Übergriffen zu schützen.
    »Der Kapitän hat Anweisung gegeben, dich in dein Zelt zu führen«, herrschte er Aleander an. »Du bist ein Aufrührer, der zur Meuterei anstiftet.«
    Im Hintergrund wurde Geschützdonner laut. Die Korsaren kündigten ihre Ankunft an. Der Kapitän gab Befehl, das Feuer zu eröffnen. Die Negrona antwortete mit einem Geschoss, das begleitet von einem Feuerschweif durch die Dunkelheit raste.
    »Nein«, protestierten die Pilger. »Der Mönch soll bleiben. Er muss uns von den Ketzern befreien und den Kapitän zwingen, wieder Segel zu setzen.«
    »Feiges Pack«, schnauzte Goswin. »Wir können die Korsaren mit unseren Kanonen zur Hölle jagen! Es sind die besten Kanonen, die ich je gesehen habe.«
    Aleander zögerte kurz, dann wandte er sich mit frommem Blick an die Passagiere.
    »Hier habe ich keine Macht. Ich werde in meinem Zelt für euch beten!«
    »Das wird nicht nötig sein und aus deinem Munde kaum hilfreich«, ertönte Zimenes’ Stimme von der Reling her.
    Aleander wirbelte herum. »Was wagst du!«
    »Ich bekenne, ich bin ein Ketzer und habe den Tod verdient. Aber er soll diesen armen Seelen wenigstens von Nutzen sein. Kapitän, ich kenne einen Ausweg aus dieser Hölle!«
    In knappen Worten umriss Zimenes seinen Plan und gewann den Schiffsführer dafür. Der Kapitän wusste, dass eine Meuterei auf dem Schiff ein noch sichererer Tod als ein Kampf mit den Korsaren war.
    »Nur zwei Bedingungen habe ich«, schloss Zimenes. »Schont das Kind und setzt Segel, sobald ich im Wasser bin! Niemand kann behaupten, Ihr hättet nicht das Möglichste getan, um der Karacke zu helfen, schließlich geht Ihr mit dem Plan ein hohes Risiko ein.«
    Der Kapitän zögerte, dann nickte er und löste Gabriels Fesseln. Er ließ die Umstehenden auseinandertreiben und gab Befehl, ein Beiboot nach Zimenes’ Anweisung zu rüsten. Lunetta ließ er von einem Soldaten in seine Kajüte bringen. Das Mädchen wehrte sich. Gabriel umarmte sie und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Widerstrebend folgte Lunetta dem Soldaten über das schwankende Deck.
    Der Kapitän schaute Zimenes fest an: »Ich werde das Kind schützen. Ob Ketzer oder nicht, Ihr seid ein tapferer Mann, Señor!«
    Goswin, der neben Gabriel stand, nickte.
    Aleander verfolgte alles mit wütendem Gesicht. »Mit Verlaub«, mischte er sich ein, während die Matrosen das verlangte Beiboot mit einem Holzaufbau versahen, in den sie Haken einschlugen.
    Der Kapitän wandte den Kopf. »Was willst du noch? Der Ketzer geht freiwillig in den Tod!«
    »Ich bezweifle seine Aufrichtigkeit! Nur ein Ketzer, der bereut, kann vor ewiger Verdammnis bewahrt werden. Der heilige Augustinus sagte: Wir möchten die Ketzer verbessert haben, nicht getötet, wir wünschen uns den Triumph der Kirchenzucht, nicht den Tod, den sie verdienen. Als Mönch muss ich das Seelenheil jedes Menschen schützen. Lasst ihn nicht gehen, bevor er gebeichtet hat. In meinem Zelt!«
    »Halt das Maul, du sodomitischer Blender«, schrie Goswin und sorgte mit einem Fausthieb dafür, dass Aleander seinem Befehl folgte. Als der Dominikaner zu Boden ging, rannte Sidonia auf Zimenes zu, fasste ihn beim Arm und zog ihn an die Reling. Goswin beobachtete den vermeintlichen Pagen des Mönches voll Argwohn.
    »Bitte«, flüsterte Sidonia verzweifelt, »bitte geh nicht!«
    Zimenes lachte trocken. »Warum?«
    »Weil ich es nicht ertragen könnte.

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