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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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jedenfalls.
    Der Mond verblasste, als sie endlich innehielt. Den dichten Wald hatte sie hinter sich gebracht, eine Hügellandschaft dehnte sich vor ihr aus. Das Pferd trottete halb schlafend hinter ihr her. Sie musste ihm eine Rast gönnen, damit es am Morgen frisch war. Sidonia nahm einen Anstieg, tastete sich durch ein Gestrüpp aus Ginsterbüschen und fand eine Lichtung. Dort sattelte sie das Pferd ab. Das Tier schüttelte die Mähne und begann den Boden nach Gras abzusuchen.
    Sidonia legte ihren Lederbeutel auf einen Stein und bettete ihren Kopf darauf. Sie fror und konnte trotz aller Erschöpfung nicht einschlafen. Ihr Triumph über Aleander schien ihr immer brüchiger. Ihre Erinnerungen an die Karte, die der Mönch dem Fuhrknecht erläutert hatte, waren vage. Bei einem Ort namens Torrelavega sollte es in das Flusstal des Rio Besaya gehen, dem sie bis zur Quelle des Ebros folgen konnte. Den Rest hatte sie vergessen.
    Nun, ein Flusstal war für das Pferd zu bewältigen. Doch sie würde in Ortschaften und bei Bauern Halt machen müssen, um dem Tier Futter zu besorgen. Ein fremdländischer Page auf einem Pferd! Sollte Aleander ahnen, wohin sie unterwegs war, würden ihre Verfolger leichtes Spiel haben. Jeder Hirte, jeder Bauer würde sich an den Pagen erinnern.
    Jäh schoss Sidonia in die Höhe. Ein schrecklicher Gedanke suchte sie heim: Was, wenn Aleanders Erklärung der Karte gar nicht dem Fuhrknecht, sondern ihr gegolten hatte! Zum Teufel, das allein machte Sinn! Der Dominikaner hatte mit ihrer Flucht gerechnet, sie gleichsam geplant! Warum? Warum? Fieberhaft dachte sie nach. Dann begriff sie: Aleander glaubte, dass sie den Weg zu Fadrique kannte, dass sie etwas über seinen Aufenthalt wusste. Und er wollte Fadrique vernichten. Entsetzt schloss sie die Augen. Er hatte wieder mit ihr gespielt, nicht sie mit ihm!
    Aleander war der letzte Mensch, der einem anderen glaubte, wenn er wusste, dass er an dessen Stelle lügen würde. Das Risiko ihrer Rache hatte er von Anfang an so gering eingeschätzt, wie es gewesen war.
    Sie konnte nicht töten. Nicht einmal Aleander, den Mann, der ihre Familie vernichtet, ihre Ehre beschmutzt und Gabriel Zimenes in den Tod getrieben hatte. Sidonia spürte Hass in sich aufsteigen. Brennenden Hass, der sich gegen niemanden als sie selbst richtete. Zornig richtete sie ihren Blick in den Himmel, der sich zu röten begann. »Herr, warum hast du mich so schwach gemacht? Warum gabst du mir nicht die Kraft zur Rache?«
    Wie zum Hohn stieg triumphal die Morgensonne auf, überglühte das Land von Osten her mit rosigem Hauch. Die Vögel erwachten zwitschernd, und der Geruch von Oregano würzte die Luft. Das Leben begann erneut, mit aller Kraft brach es sich Bahn.
    Aus der Ferne hallte Huftrappeln zu ihr hinauf. Sidonia schreckte hoch. Sie robbte sich auf dem Bauch bis zu einem Abhang, von dem aus sie die tiefer liegenden Hügel überblicken konnte. Die schwarze Kleidung der Reiter ließ keinen Zweifel. Aleander hatte ihre Fährte von der Santa Hermandad aufnehmen lassen. Sidonia zögerte nicht lange. Rasch sattelte sie ihr Pferd, schwang sich hinauf und sprengte den Hügel hinab. In der Ferne schimmerten die schneebedeckten Gipfel der Kordilleren. Sie würde Aleanders Plan gehorchen und den Weg nach San Zoilo finden! Denn eines war klar: Solange sie nach Padre Fadrique suchte, würden ihre Verfolger gebührenden Abstand halten.
    Nur finden durfte sie den Padre nicht.

6
    Ein guter Tagesritt trennte Santander von dem Marktflecken Torrelavega, in dem kastilische Bauern und Hirten ihren Weizen von der Hochebene der Meseta und ihre Wolle gegen Seehandelswaren zu tauschen pflegten. Sidonia erreichte die Siedlung, die von einem Flussdelta umfangen war, am späten Vormittag.
    Verhaltene Neugier begleitete ihren Einritt über die Reste einer gepflasterten Römerstraße. Staunend betrachtete Sidonia die Holzbalkone, die die Fronten einiger Stadtpaläste schmückten. Ein Feuerwerk aus Farben ging von den Blumen aus, die in Kaskaden von den Balkonen herabrieselten. Nahe der Hauptkirche fand sie einen Markt.
    Sie kaufte, was sie für ihre Reise brauchen würde: Zunderschwamm, Feuerstahl und Feuerstein, eine leichte Kupferpfanne, ein Säckchen mit trockenen Hülsenfrüchten, eine Seite Speck, einen Schlauch mit Wein und eine wärmende Decke aus Schaffell. Ihre Verfolger konnten ruhig wissen, dass sie sich für einen Ritt in die Berge ausstattete.
    Die Marktleute behandelten den Pagen, der bei einem

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