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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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ist das Beste, was wir zu bieten haben. Mit Kräutern belebt, wird er zu einem erträglichen Genuss.« Der Mönch untertrieb, der Wein war stark und köstlich, man meinte, wilde dunkle Beeren darin zu schmecken und den Harz junger Bäume.
    Nach dem Essen begleitete der Mönch sie zurück in die Zelle. »Soll ich dich morgen wecken?«
    Sidonia nickte schläfrig. »Ich möchte sehr früh aufbrechen.«
    »Und wohin genau geht dein Weg?«
    »Nach Süden«, sagte Sidonia vage.
    Der Mönch nickte langsam. »Kennst du den Psalm 121?«
    Sidonia schaute ihn zweifelnd an und unterdrückte ein Gähnen.
    »Er wird gern als Wallfahrerlied bezeichnet: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. «
    Eine Erinnerung blitzte jäh in ihr auf, kaum greifbar. Wie in Trance setzte Sidonia den Spruch fort: »... von dort wird mir Hilfe kommen. «
    »Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht wanken lassen. Der dich behütet, schläft nicht« , machte Bruder Simuel weiter.
    Plötzlich wusste sie, woher sie den Psalm kannte. Sie sah sich wieder mit Zimenes an Bord der Negrona. Sein Gesicht tauchte auf, sein sprödes Lächeln, der entschlossene Blick, sein kaltherziger Rat, sich an den Padre zu wenden, um den Schatz Adrians von Löwenstein zu finden, und nie diesen Psalm zu vergessen. Aufgeregt fasste sie nach dem Arm des Mönches, grub ihre Finger in seine Kutte. »Kennst du Padre Fadrique?«
    Das Gesicht des Mönchs verschloss sich.
    »Am Baum des Schweigens reift die Frucht des Friedens, mein Sohn. Ich kenne niemanden mit diesem Namen.«
    Täuschte sie sich, oder betrachtete der Mönch sie lauernd? Sidonia hatte trotz der eben gemachten Entdeckung Mühe, die Augen offen zu halten, spürte aber, dass der Dominikaner ihren Blick festhielt. Endlich seufzte er, als sei er zu einem Entschluss gekommen.
    »Vor dir liegt ein gefahrvoller Weg, du musst dich gut ausruhen.«
    »Von welchen Gefahren sprichst du?«
    »Fürchtest du dich vor Wölfen?«
    Sidonia zuckte mit den Achseln. »Nein, aber bislang bin ich noch nie einem begegnet.«
    »Trägst du Waffen bei dir?«
    »Nur ein Messer.«
    »Der Weg, den ich meine, führt bis in die höchsten Gipfel. Dort gibt es Täler, die sicher sind.«
    »Vor Wölfen?« Wieder gähnte Sidonia und blinzelte mit den Lidern, um wach zu bleiben.
    Bruder Simuel ging zur Tür. »Dort oben«, sagte er leise, »kann es zu seltsamen Begegnungen kommen. Berufene finden dort ihren ewigen Frieden. Vielleicht weil der Himmel so nah ist.«
    Sidonia erwiderte die Bemerkung mit einem fragenden Blick.
    »Einige Menschen wählen den Weg dorthin, um ihrem Herrn näher zu sein.«
    »Du sprichst von Eremiten?«
    »Viele würden sagen: Ketzer!«
    Der Dominikaner betrachtete sie eindringlich.
    Sidonia erbleichte unter seinem Blick. Sie dachte wieder an Gabriel Zimenes. Ohne nachzudenken wiederholte sie, was sie von ihm gehört hatte. Ihre Stimme klang in ihren Ohren seltsam fern, so als gehöre sie gar nicht zu ihr. »Der Unterschied zwischen einem Ketzer und einem Heiligen ist mitunter haarfein.«
    »Klug gesprochen. Vielleicht ein wenig zu klug. Nur der heiligen Mutter Kirche obliegt es, über den rechten Glauben zu entscheiden. Wo kämen wir hin, wenn jeder frömmelnde Schwärmer meint, er könne ohne Vermittlung der Kirche genauso gut mit dem Herrn der Heerscharen stehen wie ein Kardinal! Dann gäbe es kein Oben und kein Unten mehr, ein Kesselflicker könnte so göttlich sein wie der Papst! Das wäre das Ende der ewigen Ordnung. So denkt man in Spanien.«
    Der Abglanz eines Lächelns streifte das Gesicht des Dominikaners, dann schloss er die Tür und drehte den Schlüssel von außen um. Sidonia war wieder eine Gefangene.
    Wütend eilte sie zu der Holztür, hämmerte dagegen, rüttelte am Riegel. Keine Antwort. Zum Teufel! Wieder einmal war Zimenes ihr zum Verhängnis geworden. Was hatte sie sich dabei gedacht, ihn zu zitieren, einen Ketzer, von dem sie doch wusste, dass er in Spanien ein Verfolgter war. Einer, dessen Puppe man bereits verbrannt hatte, einer, der längst tot war, begraben in den Wellen, nicht in den Bergen. Resigniert und todmüde drehte sie sich zu der Strohmatte um.
    Das Bild des Eremiten lugte darunter hervor. Hatte sie die Karten so nachlässig versteckt, oder hatte einer der Mönche ihre Zelle durchsucht? War die Karte der Grund für ihre Gefangenschaft?
    Sie ließ sich auf das schlichte Lager sinken, der Raum begann sich zu drehen. Sie war zu erschöpft, um weiter

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