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Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Titel: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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der weniger bedeutenden zweiten Geisel zu. «Willkommen an Bord Seiner Majestät Fregatte Phoebus, Stellvertreter Fischer.»
    Faktor van Cleef verbietet seinem Vize zu antworten.
    Penhaligon weist Hovell an, Fischer über den Indienfahrer zu befragen.
    Faktor van Cleef klatscht zweimal in die Hände, um sich die Aufmerksamkeit des Kapitäns zu verschaffen, und gibt eine Erklärung ab, die Hovell wie folgt übersetzt: «Ich bedaure, Sir, aber er hat gesagt: ‹Ich habe ihn in meinem Arsch versteckt, du englischer Sodomit.›»
    «In Sydney Cove redete mich ein Mann einmal auf dieselbe Weise an», erinnert sich Cutlip. «Ich durchsuchte genanntes Versteck mit einem Bajonett, und danach war er nie mehr frech zu einem Offizier.»
    «Teilen Sie unseren Gästen Folgendes mit, Mr. Hovell», sagt Penhaligon. «Wir wissen, dass ein Schiff in Batavia abgesegelt ist, weil der Hafenmeister in Macao mir berichtete, es habe dort am 28. Mai Anker gelichtet.»
    Van Cleefs Zorn kühlt bei diesen Worten merklich ab, und Fischer macht ein ernstes Gesicht. Sie beraten sich, und Hovell lauscht. «Der Faktor sagt: ‹Wenn das keine englische Hinterlist ist, haben wir noch ein Schiff verloren ...›»
    In den Wäldern entlang der Küste ahmt ein Vogel einen Kuckuck nach.
    «Weisen Sie sie darauf hin, Lieutenant, dass wir die Bucht absuchen und dass wir beide aufknüpfen, wenn wir ihren Indienfahrer finden.»
    Hovell übersetzt die Drohung. Fischer kratzt sich am Kopf. Van Cleef spuckt aus. Diesmal verfehlt der Speichel den Schuh des Kapitäns, aber Penhaligon kann nicht zulassen, dass seine Autorität vor den Augen der Mannschaft untergraben wird. «Major Cutlip, bringen Sie Faktor van Cleef ins Kabelgatt: Keine Lampe, keine Erfrischungen. Stellvertreter Fischer» - der Preuße blinzelt wie ein aufgeschrecktes Huhn - «kann sich derweil in meiner Kajüte ausruhen. Zwei meiner besten Männer sollen ihn bewachen, und sagen Sie Chigwin, er soll ihm eine halbe Flasche Roten bringen.»
    Bevor Cutlip den Befehl ausführen kann, stellt van Cleef Hovell eine Frage. Der neue Ton in seiner Stimme weckt Penhaligons Neugier. «Was will er?»
    «Er will wissen, woher wir seinen Namen und den Namen seines Stellvertreters kennen, Sir.»
    Es wird uns von Nutzen sein , denkt Penhaligon, wenn wir deutlich machen, dass sie uns nicht täuschen können.
    «Mr. Talbot, bitten Sie unseren Informanten, seine alten Freunde zu begrüßen.»
    Daniel Snitker schreitet zur Vollendung seiner Rache und nimmt den Hut ab.
    Van Cleef und Fischer starren ihn mit offenen Mündern und aufgerissenen Augen an.
    Snitker hält genüsslich eine seit langer Zeit vorbereitete Rede.
    «Es sind blutrünstige Worte, die er da äußert, Sir», murmelt Hovell.
    «Wie das Sprichwort sagt, Rache genießt man am besten kalt.»
    Hovell will etwas erwidern, aber dann hört er weiter zu und übersetzt. «Im Kern sagt er: ‹Sie haben wohl geglaubt, ich würde in einem batavischen Gefängnis verfaulen!›»
    Snitker stolziert auf Fischer zu und reckt ihm triumphierend den Zeigerfinger entgegen. «Er sagt, er sei der Heerführer für die Restauration Dejimas.»
    Als Snitker Melchior van Cleef höhnisch in das bärtige Gesicht grinst, rechnet Penhaligon damit, dass der Faktor seinen Landsmann anspuckt, beschimpft oder sogar zuschlägt, aber ganz gewiss nicht mit einem freudigen Lächeln, das in ein aufrichtiges, urwüchsiges Lachen übergeht. Snitker ist ebenso verblüfft wie die englischen Zuschauer. Strahlend klopft van Cleef seinem einstigen Vorgesetzten auf die Schulter, und die Soldaten treten, Böses ahnend, vor, um einzugreifen, aber van Cleef schüttelt nur ungläubig den Kopf und spricht voller Begeisterung. Hovell übersetzt: «Sir, er sagt, Snitkers Auftauchen sei der Beweis für Gottes Güte und Gerechtigkeit. Weiter sagt er, dass die Leute an Land sich nichts mehr wünschten, als ihren alten Chef an dem Platz zu sehen, der ihm gebührt ... und dass ‹die Natter Vorstenbosch und sein Speichellecker de Zoet› ein übles Possenspiel veranstaltet hätten ...»
    Van Cleef wendet sich an seinen Stellvertreter und scheint nach einer Bestätigung zu verlangen.
    Fischer nickt verstört und blinzelt. Van Cleef fährt fort. Hovell hat Mühe, seiner Rede zu folgen: «Offenbar gibt es an Land einen Burschen namens Oost, der Snitker vermisst wie ein Sohn den Vater ...»
    Snitker, anfangs hin und her gerissen zwischen Zweifel und Verwunderung, taut langsam auf.
    Van Cleef zeigt mit seiner Pranke

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