Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Titel: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
Vom Netzwerk:
Jan, Piet und Klaas sind arme Schlucker, ausgesetzt unter Heiden.»
    «Ohne Hoffnung», fügt Hovell hinzu, «nach Hause zu ihren Familien zurückzukehren.»
    Der Kapitän blickt auf die Stadt. «Sobald die niederländischen Beamten an Bord sind, weihen wir sie in ihre verwaiste Stellung ein und stellen uns nicht als Angreifer, sondern als Paten vor. Einen schicken wir an Land zurück: Er soll seine Landsleute zum Übertritt bewegen und als unser Botschafter den japanischen Behörden erklären, dass die niederländischen Schiffe in Zukunft nicht mehr aus Batavia, sondern von der Prince-of-Wales-Insel in Penang kommen.»
    «Beschlagnahmen wir das gesamte niederländische Kupfer als Prise, schlachten wir damit die goldene Gans des Handels. Tauschen wir aber die Seide und den Zucker in unserem Frachtraum ganz legal gegen die Hälfte des Kupfers ein, können wir jedes Jahr wiederkommen - zur fortwährenden Bereicherung der Kompanie und des Königreiches.»
    Wie sehr, denkt Penhaligon, erinnert mich Hovell doch an meine eigene Sturm- und Drangzeit.
    «Die Mannschaft», wendet Wren ein, «wird Zeter und Mordio schreien, wenn sie ihr Prisengeld verliert.»
    «Die Phoebus », sagt der Kapitän, «ist kein Kaperschiff, sondern eine Fregatte Seiner Majestät.» Er geht zurück zum Bootsmann; die Schmerzen in seinem Fuß lassen sich nur noch schwer verbergen. «Mr. Flowers, bitte lassen Sie das Boot zu Wasser. Mr. Malouf, sagen Sie Mr. Cutlip, er möge mit dem Einschiffen seiner Seesoldaten beginnen. Lieutenant Hovell, wir verlassen uns darauf, dass Ihr Niederländisch ausreicht, ein paar fette niederländische Heringe ins Beiboot zu locken, ohne dass uns ein einheimischer Fisch ins Netz geht ...»
    Der Anker der Phoebus wird ausgeworfen, und das Beiboot mit den Seesoldaten bewegt sich gemächlich auf das Empfangskomitee zu. Bootsmann Flowers führt das Ruder, Hovell und Cutlip sitzen am Bug.
    «Der Hafen von Nagasaki», bemerkt Wren, «ähnelt dem Hafen von Mahon ...»
    Silberne Fische wechseln im glasklaren Wasser die Richtung.
    «... und mit vier, fünf modernen Stellungen wäre er so gut wie uneinnehmbar.»
    Terrassenförmig angelegte Reisfelder ziehen sich in langen, geschwungenen Streifen über die flachen Berge.
    «Verschwendet an eine rückständige Rasse», lamentiert Wren, «die zu träge ist, eine Flotte zu bauen.»
    Im welligen Hinterland steigt schwarzer Rauch auf. Penhaligon erkundigt sich bei Snitker, ob es sich dabei um ein Signal handeln könnte, aber Snitker bringt keine verständliche Antwort hervor, und der Kapitän lässt Smeyers holen, einen Zimmermannsgehilfen, der aus den Niederlanden stammt.
    Die Pinienwälder versprechen gutes Holz für Masten und Rundhölzer.
    «Die Bucht bietet einen wunderschönen Blick», äußert Leutnant Talbot zaghaft.
    Penhaligon ärgert sich über das feminine Adjektiv, und er fragt sich, ob es klug gewesen ist, Talbot, nachdem Sam Smythe in Penang gestorben war, zum Leutnant zu ernennen. Aber dann erinnert er sich, wie einsam er selbst in seiner Zeit als Dritter Leutnant war, gefangen zwischen der Kajüte eines eisigen, barschen Kapitäns und dem Cockpit der Kadetten mit seinen einstigen Kameraden. «Ja, ein schöner Blick, Mr. Talbot.»
    Schräg unter ihnen fängt ein Mann lustvoll an zu stöhnen.
    «Die Japaner, habe ich gelesen», sagt Talbot, «verfügen über blumige Namen für ihr Kaiserreich ...»
    Der unsichtbare Matrose erleichtert sich mit einem hemmungslosen Schrei ...
    «... ‹Land der tausend Herbste› oder ‹Ursprung der Sonne›.»
    ... und seine Scheiße platscht ins Wasser wie eine Kanonenkugel. Wetz schlägt drei Glasen.
    «Auf den ersten Blick», sagt Talbot, «erscheinen diese poetischen Namen zutreffend.»
    «Ich», sagt Wren, «sehe nur einen geschützten Hafen, groß genug für ein ganzes Geschwader.»
    Geschwader? , denkt der Kapitän. Diese Bucht bietet Platz für eine ganze Flotte. Die Vision lässt sein Herz schneller schlagen. Eine britisch-pazifische Flotte!
    Er sieht eine schwimmende Stadt aus britischen Kriegsschiffen und Fregatten vor sich ...
    ... und dass in seiner Seekarte von Nordostasien ein britischer Stützpunkt in Japan verzeichnet ist ...
    China , denkt er kühn, könnte Indien in unser Herrschaftsgebiet folgen ...
    Seekadett Malouf kommt mit Smeyers zurück.
    ... und auch mit den Philippinen hätten wir leichtes Spiel.
    «Mr. Smeyers, seien Sie so gut und fragen Sie Mr. Snitker, was es mit dem Rauch ...»
    Der zahnlose Amsterdamer

Weitere Kostenlose Bücher