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Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Titel: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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Generalgouverneur Overstraten wird das nicht verborgen bleiben, darauf gebe ich Ihnen mein Wort.»
    Jacob verbeugt sich. Hat er mich vielleicht herbestellt , überlegt er, um mich zum Kontorleiter zu ernennen?
    «Auf Ihre Zukunft!» Der Faktor und sein Vize stoßen mit Jacob an.
    Vielleicht war er in letzter Zeit so reserviert , denkt Jacob, um den Vorwurf der Begünstigung abzuwenden.
    «Kobayashis Strafe war, Edo mitzuteilen», sagt van Cleef hämisch, «dass es voreilig und unklug wäre, Waren bei einem Handelsposten zu bestellen, der mangels Kupfer in fünfzig Tagen geschlossen sein könnte. Außerdem nutzen wir seine Angst, ihm weitere Zugeständnisse abzupressen.»
    Lichtreflexe funkeln auf den Pendeln der Almelo-Uhr wie Sternensplitter.
    «Wir haben», Vorstenbosch wechselt die Tonart, «eine weitere Aufgabe für Sie, de Zoet. Herr van Cleef wird sie Ihnen erläutern.»
    Van Cleef trinkt sein Glas aus. «Jeden Morgen vor dem Frühstück bekommt Arie Grote vor aller Augen Besuch: ein Händler mit einer prall gefüllten Tasche.»
    «Größer als ein Beutel», ergänzt Vorstenbosch, «kleiner als ein Kopfkissenbezug.»
    «Wenig später geht der Händler wieder, die Tasche so prall gefüllt wie zuvor.»
    «Wie», Jacob verbannt seine Enttäuschung darüber, dass er nicht sofort befördert wird, «lautet Herrn Grotes Geschichte?»
    «Eben, eben», erwidert Vorstenbosch, «er würde van Cleef und mir nur ‹Geschichten› auftischen. Eine hohe Stellung, das werden Sie eines Tages feststellen, entfernt einen Mann von seinen Leuten. Aber der heutige Vormittag hat bewiesen, dass Sie den Riecher haben, um einen Schurken aufzuspüren. Sie zögern. Denken: Niemand mag einen Denunzianten , und damit haben Sie leider recht. Aber wer wie Sie, und davon sind van Cleef und ich überzeugt, für ein hohes Amt bestimmt ist, de Zoet, darf nicht davor zurückschrecken, sich mit den Ellbogen seinen Weg zu bahnen. Statten Sie Grote heute Abend einen Besuch ab ...»
    Sie wollen mich auf die Probe stellen , erkennt Jacob, sehen, ob ich bereit bin, mir die Hände schmutzig zu machen.
    «Ich werde einer seit langem bestehenden Einladung an den Kartentisch des Kochs folgen.»
    «Sehen Sie, van Cleef? De Zoet sagt nie: ‹Muss ich wirklich?›, sondern er überlegt: ‹Wie stelle ich es am klügsten an?›»
    Jacob malt sich aus, dass Anna die Neuigkeiten von seiner Beförderung liest.

    Mauerschwalben segeln im abendlichen Halbdunkel, und Jacob findet Ogawa Uzaemon an seiner Seite. Der Dolmetscher sagt etwas zu Hanzaburo, worauf dieser verschwindet, und begleitet Jacob zu den feuchten Kiefern am Ende der Uferstraße. Dort bleibt Ogawa stehen, macht den im Verborgenen lauernden Spitzel mit einer freundlichen Begrüßung unschädlich und sagt mit gesenkter Stimme: «Ganz Nagasaki spricht von heute Vormittag. Über Dolmetscher Kobayashi und Fächer.»
    «Vielleicht war das sein letzter Versuch, uns derart schamlos zu prellen.»
    «Neulich», sagt Ogawa, «ich habe Sie gewarnt, Enomoto nicht zu Feind machen.»
    «Ich nehme Ihren Rat sehr ernst.»
    «Hier ist noch ein Rat. Kobayashi ist kleiner Shōgun. Dejima ist sein Reich.»
    «Dann kann ich von Glück sagen, dass ich nicht auf seine guten Dienste angewiesen bin.»
    Ogawa versteht ‹gute Dienste› nicht. «Er schadet Ihnen, de Zoet-san.»
    «Vielen Dank für Ihre Besorgnis, Herr Ogawa, aber ich fürchte mich nicht vor ihm.»
    «Vielleicht er durchsucht Wohnung», Ogawa blickt sich um, «nach gestohlene Gegenstände ...»
    Über einem Boot hinter der Seemauer kreischen Möwen in der Abenddämmerung.
    «... oder verbotene Gegenstände. Also, wenn solcher Gegenstand ist in Ihrem Zimmer, ich bitte zu verstecken.»
    «Aber ich besitze nichts», protestiert Jacob, «das mich belasten könnte.»
    Ein winziger Muskel zuckt unter Ogawas Wange. «Wenn es verbotenes Buch gibt ... verstecken Sie. Verstecken Sie unter Fußboden. Verstecken Sie sehr gut. Kobayashi will Rache. Für Sie, Strafe ist Exil. Dolmetscher, der hat durchsucht Ihre Bibliothek, als Sie gekommen, nicht so viel Glück ...»
    Irgendetwas verstehe ich hier nicht, denkt Jacob, aber was ?
    Der Sekretär setzt zu einer Frage an, doch die Frage stirbt.
    Ogawa weiß von meinem Psalter, von Anfang an.
    «Ich werde Ihrem Rat sofort nachkommen, Herr Ogawa ...»
    Zwei Inspektoren treten aus der Knochengasse und gehen die Uferstraße hinauf.
    Ohne ein weiteres Wort geht Ogawa auf sie zu. Jacob verschwindet durch das Gartenhaus.

    Con Twomey

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