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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Easterman
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dachte er bei sich. Er stellte sich die Sterne tanzend vor wie die Männer und Frauen, die er am Morgen in der Kirche gesehen hatte. Mariyam lief wortlos neben ihm. Seit seiner Scheidung waren die wenigen Versuche, eine neue Beziehung zu einer Frau zu knüpfen, kurz und enttäuschend gewesen. Er begann Mariyam mehr zu mögen, als er sollte, aber seine schlechten Erfahrungen und die harte Realität, die sie zusammengeführt hatte, mahnten ihn, sich zurückzuhalten. Die Erde drehte sich, und langsam veränderte sich die Stellung der Sterne, aber ihm schien, als bewegten sie sich aus eigenem Antrieb träge über den Himmel.
    »Man fühlt sich klein und einsam bei all dieser Unendlichkeit und diesen riesigen Entfernungen. Wie geht es Ihnen?«
    Sie zuckte kaum merklich die Schultern.
    »Genauso«, sagte sie dann. »Ist nicht jeder manchmal einsam? Um das zu wissen, brauche ich keine Sterne.«
    Im Hotel angekommen, fragte ihn Mariyam, ob er noch einen Drink nehmen wolle. Sie gingen in die Imperial Bar, die zu dieser Stunde halbleer war. In einer Ecke spielte eine kleine Band einen alten Mahmoud-Ahmed-Song.
    »Wenn Sie lange genug hier sind«, meinte Mariyam, »werden Sie diese Melodie öfter hören. Sie ist auf Hochzeiten sehr beliebt. Und im Ghion wird viel geheiratet, fast jedes Wochenende.«
    »Wie wollen wir weiter vorgehen?«, fragte er sie, als sie sich etwas abseits von der Musik niedergelassen hatten. »Wenn uns der Patriarch nicht sagen will, wo sich das Kloster befindet …«
    »Ich denke, er ist nicht der Einzige in Äthiopien, der weiß, wo Washa Meskel liegt.«
    Ein Kellner trat heran. Conor bestellte sich einen Bourbon, dazu ein Ginger Ale, und Mariyam bat um einen Baileys Cream.
    »Ihnen zu Ehren«, sagte sie, als der Kellner fort war. »Wird dieser Likör in Irland viel getrunken?«
    »Nicht besonders.«
    »Ist er kein traditionelles irisches Getränk?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Er wurde zusammen mit dem Namen 1974 erfunden. Echte Iren trinken Guinness.«
    Mariyam zuckte die Achseln. In Äthiopien dachte man sich andauernd neue, angeblich traditionelle Sitten für die Touristen aus.
    Der Ober brachte die Getränke auf einem Silbertablett. Jetzt spielte die Band ein langsameres Stück. Zwei Paare begannen zu tanzen. Sie bewegten die Schultern im Rhythmus der Musik und schwebten übers Parkett. Ein Tenorsaxophon blies coole Melodien mit einem Touch von Don Byas in den hohen Tönen. Conor hatte sein Whiskeyglas abgesetzt und wollte Mariyam gerade zum Tanzen auffordern, da sah er zwei Männer in ihre Richtung kommen. Beide waren hochgewachsen, weiß und Anfang vierzig. Der eine hatte tiefschwarzes Haar, der andere war bereits ein wenig graumeliert. Sietrugen elegante, sehr gutsitzende Anzüge, die gar nicht in eine äthiopische Bar passten. Ihr Haar war exakt geschnitten. Auf Conor wirkten sie wie zwei Mormonen-Missionare. Doch die gibt es in diesem Land sicher nicht, dachte er bei sich.
    Der Erste hielt ihm seine Hand hin.
    »Sie müssen Conor O’Davoren sein«, sagte er und trat ganz dicht an ihn heran, so dass er die ausgestreckte Hand schütteln musste. Aus dem Sessel erhob er sich nicht.
    »Daniel Ferry«, stellte sich der Mann mit amerikanischem Akzent vor. Dann wandte er sich Mariyam zu. »Und Sie sind sicher Dr. Mariyam … – Entschuldigung, ich habe Ihren Namen vergessen.«
    »Filimon«, sagte sie vorsichtig.
    Nun trat der Zweite heran.
    »Greg Oliver«, stellte er sich vor. »Freut uns, Sie beide zu sehen.«
    »Woher kennen Sie unsere Namen?«, fragte Conor in leicht feindseligem Ton. Wenn das keine Mormonen waren, dann sicher etwas Ähnliches.
    »Dürfen wir Platz nehmen?«
    »Die Bar gehört uns nicht. Sie können sich niederlassen, wo Sie wollen.«
    Die beiden nahmen sich jeder einen Stuhl und setzten sich zu ihnen. Die Band spielte jetzt einen äthiopischen Song, den Abatte Barihun berühmt gemacht hatte. Eines der Paare setzte sich, und ein anderes betrat die Tanzfläche.
    Ferry griff in sein Jackett und holte eine Visitenkarte aus der Brieftasche. Sein Begleiter tat es ihm gleich. Conor warf einen Blick darauf. Da stand, dass Daniel Ferry in der Kulturabteilung der US-Botschaft in Addis Abeba tätig sei. Das Gleiche traf auf Greg Oliver zu.
    »Das erklärt nicht, woher Sie unsere Namen kennen. Und was Mariyam und ich mit der US-Botschaft zu tun haben. Ich möchte nicht unhöflich sein, aber Sie stören eine private Unterhaltung.«
    »Das tut uns leid. Aber es dauert nicht lange. Und die

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