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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Easterman
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Assefa. Sie haben mir sehr geholfen. Und es hat mir gutgetan, Sie wiederzusehen.«
    »Mir auch. Gehen Sie jetzt, sonst übermannen mich noch meine Gefühle, und das mag ich nicht, wie Sie wissen.«
    Sie lächelte, obwohl es auch ihr die Kehle zuschnürte.
    »Keine Sorge«, sagte sie. »Ich komme wieder.«

28. KAPITEL
    Das Kirchlein verbarg sich hinter Bäumen in einem langgestreckten Park, der einen beträchtlichen Teil des Stadtzentrums einnahm. Dort standen mehrere Kirchen, aber diese befand sich etwas abseits von den anderen und war hinter dem dichten Grün kaum zu erkennen. Mariyam ging an Affenbrotbäumen, hohen Waterberry-Bäumen, Olivenbüschen und blühenden Niembäumen vorüber. Sie schritt über dichtes Gras, sah Blumen zwischen den Stämmen und atmete den Duft von Eukalyptus ein, der in der Luft lag. Sie fand es merkwürdig, dass sie noch nie in diesen Winkel des Parks geraten war.
    Das Kirchlein St. Georg war alt und in schlechtem Zustand. Es hatte ein Achteck zum Grundriss und oben eine flache Kuppel. Die hatte einen Riss, durch den in der Regenzeit das Wasser hineinlaufen musste. Mariyam ging einmal rundherum, lugte durch die Fenster hinein, konnte aber nichts erkennen. Auf der Seite gegenüber dem Parlamentsgebäude entdeckte sie eine hölzerne Tür, deren Querbalken verzogen und deren Bretter zerkratzt waren. Aber sie trug ein fein geschnitztes Bild von Maria mit dem Christuskind. Die Farbe, die es einmal geschmückt hatte, war allerdings von der Sonne ausgebleicht und vom Regen ausgewaschen. Als sie gegen einen der Türflügel drückte, gab er zu ihrer Überraschung nach, und sie konnte eintreten. Assefa hatte ihr eine Taschenlampe mitgegeben. Die schaltete sie jetzt ein.
    Drinnen war es fast stockdunkel. Das Grün, das das Gebäudeeinhüllte, ließ nur sehr schwaches Licht hereinsickern. Sie musste an die Kirchen in Lalibela denken, die aus dem Felsen gehauen waren und durch deren schmale Fensterschlitze kaum Licht drang, so dass die Gottesdienstbesucher stets Kerzen anzünden mussten. Heute gab es dort sicher elektrisches Licht. Sie suchte nach einem Schalter, aber es war zu dunkel, um etwas so kleines zu finden. Die Taschenlampe gab einen schwachen Schein, der nur ihre unmittelbare Umgebung erleuchtete.
    Während sie sich tiefer in die Kirche vortastete, stürmten verschiedene Eindrücke auf sie ein – der Duft von Weihrauch, Myrrhe und Sandelholz, Farbflecke in Gold und Scharlachrot von den Malereien an Wänden und Decke, ferne Töne, als ob jemand singe oder bete, vielleicht ein Priester, der sich hierher verirrt hatte. Ihr wurde unheimlich zumute. Die Kirche war offenbar leer, hier würde sie niemanden finden. Dann vernahm sie Flügelklatschen, und ein Vogel ließ seinen lauten, heiseren Schrei hören. Es war ein Ibis. Draußen saßen Dutzende dieser Vögel in den Zweigen oder kreisten über den Bäumen. Dies war einer ihrer Lieblingsplätze. Solche hatten sie in den Gärten des Hotels gesehen.
    Noch ein Ibis flatterte auf. Er war fast ganz schwarz, aber der Strahl ihrer Taschenlampe erfasste einen weißen Fleck auf dem Gefieder. Als das Flügelklatschen verstummt war, hörte sie einen anderen Ton, ein Rascheln, als zerknülle jemand dünnes Papier. Sie hatte lange genug in Äthiopien gelebt, um sofort zu wissen, was das war. Es kam vom Fußboden her und war beim Licht der Taschenlampe bald deutlich zu erkennen: Eine Pavianspinne, ein abscheuliches Ding, größer als eine Tarantel, dicht behaart, mit kräftigen Beißwerkzeugen, kleinen, glühenden Augen und sehr flinken Beinen. Die hatte sie schon als Kind verabscheut. Eine zweite kam in denLichtkegel gerannt, und in der Nähe hörte sie weitere rascheln.
    Sie beschloss zu gehen. Hier war niemand. Sie verschwendete nur ihre Zeit. Die Luft war zum Schneiden dick, und die Schatten der Spinnen schienen von überall her auf sie zuzulaufen. Sie waren nicht lebensgefährlich, aber ihr Biss war sehr schmerzhaft, das hatte sie seit ihrer Kindheit nicht vergessen. Hastig zog sie sich in Richtung Tür zurück. Dabei drang ein Geräusch an ihr Ohr, das weder von einer Spinne noch von einem Vogel stammen konnte. Sie blieb stehen und lauschte angestrengt. Der Ton wiederholte sich. Das konnte ein Mensch sein. Es klang wie ein schwaches Stöhnen.
    Es kam entweder aus dem Bereich, wo die Gemeinde das Abendmahl feierte oder aus dem Allerheiligsten, wo sich eine schlechte Abbildung der Bundeslade befand und wo nur hohe Priesterränge Zutritt hatten.
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