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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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begegnete.«
    Brocando öffnete den Mund, aber Pismire kam ihm zuvor und hob die Hand.
    »Schlaue erinnern sich nicht nur an die Vergangenheit, sondern auch an die Zukunft«, sagte er. »Aber … Sie sprechen nie davon.«
    »Diese Schlaue bildet eine Ausnahme«, stellte Glurk fest. »Sieh mich nicht so an. Hältst du es etwa für möglich, daß ich eine solche Geschichte erfunden habe?«

 

     
    » E s war nicht schwer, euch zu folgen«, sagte Glurk. »Ich meine, zwanzig Personen hinterlassen Spuren – in dieser Hinsicht ergaben sich keine Probleme. Ich mußte nur aufpassen, euch nicht direkt über den Weg zu laufen. Und dann dachte ich … Sie ziehen in einer geraden Linie nach Süden – warum eilst du nicht voraus, um das Gelände zu erkunden und zu sehen, was geschieht? Nun, eine Person kann wesentlich schneller sein als zwanzig, oder? Außerdem: Ich hatte mir einen Snarg besorgt. Die Biester sind eigentlich gar nicht so übel, wenn man sie mit der richtigen Mischung aus Freundlichkeit und Gemeinheit behandelt. Tja, und so lernte ich schließlich Culaina kennen. Sie ist sehr seltsam.«
    Stille folgte. »Ich fürchte, in deinem Bericht gibt es die eine oder andere Lücke«, bemerkte Pismire.
    »Ich zeige euch, wo sie wohnt«, fuhr Glurk fort. »Ich, äh … Vermutlich kann man den Ort nur sehen, wenn sie es zuläßt. Ich kenne nichts Vergleichbares, und … Und da war sie plötzlich, und sie sagte mir, wohin ihr unterwegs seid und wie ich mich an der Plattform festhalten kann, und wie man einem Vortgorner die Rüstung abnimmt, und wie man die Ponen befreit, und daß sie fliegen können und … alles.«
    »Woher wußte sie davon?« fragte Brocando.
    »Sie wußte davon, weil wir ihr alle Einzelheiten schildern«, sagte Glurk. »Um ganz ehrlich zu sein: Wie so was klappt, ist mir ein Rätsel.«
    »Die Schlauen erinnern sich an Vergangenheit und Zukunft«, murmelte Bane.
    »Aber sie dürfen nicht von zukünftigen Ereignissen erzählen!« entfuhr es Pismire. »Andernfalls könnten entsetzliche Dinge passieren.«
    »Nun, ich weiß nicht …«, erwiderte Glurk vorsichtig. »So wie ich die Sache sehe … Eure Befreiung erscheint mir nicht sonderlich schlimm.«
    »Wir müssen zum Stamm zurück«, befand der Schamane.
    »Und zu meinem Volk!« fügte Brocando hinzu. »Es braucht uns!«
    »Ich habe darüber nachgedacht«, meinte Glurk. »Zweihundert Munrungs und dreitausend Deftmenen, zusammen und bewaffnet … Warum sollten sie unsere Hilfe benötigen? Es gehören einige sehr tüchtige Burschen zum Stamm. Und außerdem ist Snibril bei ihnen. Oder?«
    »Äh«, sagte Brocando. »Ja. Das hoffen wir.«
    »Na bitte. Und deine Untertanen wissen, wie man wirkungsvoll kämpft. Wir sind vier, befinden uns in einer unbekannten Gegend, in der es von Feinden wimmelt … Wir brauchen Hilfe. Wie dem auch sei: Zuerst reden wir mit Culaina.«
    »Aber sie hat dir alles erzählt, und uns gelang die Flucht«, wandte Brocando ein. »Wir können uns ein anderes Mal bei ihr bedanken …«
    »Nein«, widersprach Pismire. »Wenn Glurk recht hat, wenn Culaina ihm die Zukunft schilderte und wir nicht zu ihr gehen … Dann könnte praktisch alles passieren. Meine Güte, vielleicht rollt sich der Teppich zusammen oder so. Wir müßten mit dem Schlimmsten vom Schlimmen rechnen …«
    »Du meinst, schlimmer als …«, begann Brocando unsicher.
    »Schlimmer als die entsetzlichsten Bilder, die deine Phantasie zu malen vermag«, betonte der Schamane.
    »Diesen Hinweis hat mir die Schlaue angekündigt«, sagte Glurk.
    Sie dachten darüber nach.
    »Offenbar vertraut sie dir sehr«, kommentierte Bane. Die Ponen stapften und trabten weiter. Die vier Reisenden auf Langzunges Rücken dösten oder beobachteten schweigend, wie die Schatten länger wurden. Die meiste Zeit über blieben sie mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt.
    Staubbüsche wuchsen dicht zwischen den Haaren, und in ihnen summten und klickten verborgene Wesen. Hoch oben bildeten Fusseln apfelgrüne flaumartige Vorhänge, und daran wuchsen Flusenblumen. Ihre Blütenblätter glänzten in tausend verschiedenen Tönungen, die von Grün über Olivfarben bis hin zu einem matten Gelb reichten. Ein intensiver Duft ging von ihnen aus, wehte über Lichtungen und roch nach der Farbe Grün.
    »Das ist interessant«, sagte Pismire irgendwann und setzte sich auf. Es geschah zum erstenmal seit mindestens einer Stunde, daß jemand von ihnen sprach.
    »So etwas sieht man nicht oft«, fügte er hinzu und

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