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Die Terranauten 003 - Das Kaiser-Komplott

Die Terranauten 003 - Das Kaiser-Komplott

Titel: Die Terranauten 003 - Das Kaiser-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Christoff
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Als Mitglied der menschlichen Gemeinschaft müßte es selbstverständlich sein, daß du freiwillig die Verantwortung übernimmst. Du bist der Sohn Myriams …!«
    »Myriam! Misteln!« David unterbrach ihn wütend. »Diese ganze Geheimnistuerei! Wir beide wissen doch, was es damit auf sich hat. Myriam war eine Frau, meine Mutter – keine Heilige oder Zauberin. Die Misteln sind eine Ware, ein Arbeitsgerät. Immerhin habe ich fünfzehn Jahre lang in diesem Haus gelebt und oft genug miterlebt, wie um Preise gefeilscht wurde.«
    »Aus deinem Mund – dem Mund eines Treibers – hören sich diese Worte ziemlich seltsam an«, sagte Merlin steif. »Aber wir wollen nicht streiten. Ich bin der festen Überzeugung, daß du eines Tages selbst begreifen wirst, wo dein Platz ist. Komm jetzt. Da du schon einmal hier bist, sollst du auch Yggdrasil sehen. Es wird inzwischen hell geworden sein.«
    David folgte ihm durch den Gang, in den die Höhle mündete. Hinter sich hörte er den leichten Schritt Lithes und das Rascheln ihres Gewandes. Er wollte sich umdrehen, mit ihr sprechen, aber ein unbehagliches Gefühl hielt ihn zurück. Sie war eine Fremde geworden.
    Vor ihnen wurde es heller. Durch den schmalen Halbkreis eines Torbogens sah man das fahle Grau eines neuen Tages. Er verschränkte die Arme vor der Brust, um die Kälte abzuwehren. Ohne den Schneeanzug war es eisig kalt.
    Merlin und Lithe neben sich, trat er durch den Bogen und blickte hinunter auf einen kreisrunden See, in dem es nur wenig Wasser gab. Weißliche Kalkablagerungen bedeckten die Wände und die steinigen Ufer. In der Mitte dieses Sees gab es eine Insel, und darauf erhob sich der knorrige Stamm eines ungefähr dreißig Meter hohen Baumes, dessen Wurzelgeflecht jedes Stück Erde bedeckte.
    David sog den Atem zwischen seine zusammengebissenen Zähne. Der Baum hatte nichts Ungewöhnliches an sich außer seiner Höhe und seinem Umfang, und trotzdem ging etwas Ehrfurchtgebietendes von ihm aus, vielleicht bedingt durch sein unglaubliches Alter.
    »Er bestand schon, als die Menschen noch wie Tiere waren«, murmelte Merlin. »Man sagt, er sei der Ursprung des Lebens.«
    »Man könnte es beinahe glauben!« David war erstaunt über den Klang seiner eigenen Stimme. Sie war so fremd wie die Welt, in die er so plötzlich getreten war. Eine Welt, die nichts mit Terra des 25. Jahrhunderts zu tun hatte, die noch in der Vergangenheit existierte. Genau wie die beiden Menschen neben ihm, die auch in keinem festen Verhältnis zum Jetzt standen.
    Merlin berührte ihn an der Schulter.
    »Die Antwort«, sagte er, »auf die Fragen, die du dir schon stellst, ohne es zu wissen, wirst du vielleicht dort finden. Das Blut deiner Mutter ist in dir, und sie war ein Teil von Yggdrasil. Versuche, mit ihm zu sprechen.«
    Er deutete auf die schmalen, rauhen Stufen, die in die Felswand gehauen waren. Sie führten bis zu der Wasserfläche, über die sich ein schmaler Holzsteg spannte, bis zum Rand der Insel.
    David zögerte. Er empfand Furcht vor diesem Baum und vor sich selbst. Bei seinem ersten Kontakt mit Yggdrasil war er weit von Terra entfernt gewesen. Es war etwas ganz anderes, diesem fremdartigen Lebewesen unmittelbar gegenüberzustehen und mit voller Absicht in sein Bewußtsein einzudringen.
    Doch stärker als diese Furcht war das Gefühl der Verbundenheit mit Yggdrasil. David mußte wissen, wovor der Urbaum ihn warnen wollte.
    Langsam tastete er sich die tückischen Stufen hinab und überquerte vorsichtig den knarrenden Steg. Über dem niedrigen Wasserspiegel lag ein warmer Nebelschleier. Wahrscheinlich trennte nur eine dünne Erdschicht diesen See von unterirdischem, vulkanischem Feuer.
    David stolperte durch das verschlungene Wurzelgeflecht, bis er die Handflächen gegen den mächtigen, rissigen Stamm legen konnte. Das Holz schien unter seinen Füßen zu zittern, und er blickte hinauf zu den Zweigen, die sich ächzend bewegten, obwohl kein Wind ging. Die Stirn gegen die rauhe Borke legend, schloß er die Augen und versuchte, den Lebenskern dieser Pflanze mit seinen Gedanken zu berühren.
    Er tastete sich durch ein Labyrinth seltsamer, verworrener Linien, die etwas darstellten: Erinnerungen, Gedanken, Mitteilungen, aber seinem menschlichen Hirn war diese Form der Existenz zu fremd, um sie verstehen zu können.
    Als Yggdrasil ihn auf Syrta rief, war es so einfach gewesen, mit dem Baum Kontakt aufzunehmen. Aber ihre Unterhaltung hatte in Weltraum II stattgefunden. An diesem kalten,

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