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Die Terranauten 003 - Das Kaiser-Komplott

Die Terranauten 003 - Das Kaiser-Komplott

Titel: Die Terranauten 003 - Das Kaiser-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Christoff
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man in diesem Teil von Terra rasch zu einem bewegungslosen Bestandteil der Landschaft werden. Genauso weiß und hart und kalt wie die Eisklippen, die sich ringsumher erhoben.
    Nach einer Weile, als sein Körper wieder beweglich geworden war, begann er sogar zu laufen, einen langsamen, stetigen Trab, beide Augen fest auf den Boden zu seinen Füßen gerichtet, um brüchige Stellen im Eis und verborgene Spalten rechtzeitig entdecken zu können.
    Er wußte, daß es eine geheime Verbindung zwischen Ödrödir und dem Palast geben mußte. Einen unterirdischen Gang. Doch er hatte keine Ahnung, wo sich der Eingang dazu befand. Merlin hatte ihn benutzt, wenn er in den Palast kam, und auch Lithe mußte ihn kennen, doch sie hatten ihm nichts darüber verraten.
    Keuchend bewältigte er einen langgezogenen Hügel, den er nicht umgehen konnte, schlitterte auf der anderen Seite hinunter und hielt den Atem an. Genau vor seinen Füßen, die auf einem schmalen Absatz standen, öffnete sich ein weites, schüsselförmiges Tal, eingerahmt von steilen, unersteigbaren Felsklippen, die auf der oberen Hälfte mit Eis bedeckt waren.
    Der Dunkelheit wegen, die wie ein schwarzes Kissen zwischen den Felswänden lag, konnte David nicht erkennen, was sich auf dem Grund des Tales befand. Seine erschöpften Sinne gaukelten ihm einen Duft nach Erde und Kiefernharz vor, doch wußte er, daß es eine Täuschung sein mußte. Der einzige Ort in Grönland, an dem es um diese Jahreszeit ein wenig eisfreie Erde geben konnte und wo es vielleicht nach Kiefern roch, war Ödrödir, und so weit konnte er unmöglich gegangen sein.
    Wie auch immer – die Dunkelheit zwang ihn ohnehin zum Anhalten. Es wäre Irrsinn gewesen, noch einen Schritt weiterzugehen. Die Beschaffenheit der Wand, auf deren oberem Absatz er stand, war nicht zu erkennen. Selbst wenn er annahm, daß das Eis nach und nach in Fels überging, war es Selbstmord, einen Abstieg zu wagen.
    Vorsichtig glitt er mit dem Rücken an der Eismauer entlang, bis er mit angezogenen Knien auf dem schmalen Band kauerte. Doch in dieser Position den Morgen abzuwarten, war genauso unmöglich. David legte das Kinn auf die Knie.
    »Vielleicht«, überlegte er laut, »bin ich so nahe an Ödrödir herangekommen, daß Merlin einen PSI-Ruf empfangen kann. Und er hat einen Gleiter.«
    In der finsteren Stille hallte seine Stimme unbehaglich nach, und er zog den Kopf zwischen die Schultern. Er schloß die Augen und konzentrierte sich auf Merlins Gesicht, so, wie er es in Erinnerung hatte.
    Die Gedankenfiguren, die er schuf, gellten schmerzhaft in seinem Kopf, und er fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Der Strom, den er aussandte, versickerte im Nichts. David sammelte seine Kraft und versuchte es erneut. Es war ein qualvolles Erlebnis, in diese Leere hineinzusinken, ohne auf einen Halt zu treffen.
    Als er endlich Antwort erhielt, schrie er auf, denn der Kontakt schien seinen Kopf auseinanderzusprengen. Flüchtig empfing er das Gefühl von Überraschung, Furcht und Abwehr.
    Das zerfließende Bild eines gesichtslosen Kopfes, umwunden von goldschimmernden Riemen, tauchte in seinem Bewußtsein auf.
    »Llewellyn?« fragte er fassungslos.
    Das Bild verschwand, aber die Gedanken des Riemenmannes bohrten sich in sein Bewußtsein.
    »David?« Selbst aus dem mentalen Kontakt spürte man seine Verwunderung so deutlich, als habe er die Worte laut gesprochen.
    David vergaß die Kälte und seine unbequeme Lage, sogar das Gefühl der Einsamkeit schwand. Er war immer ein Einzelgänger gewesen, aber nie wirklich allein. Treiber – Menschen seiner Art – waren immer erreichbar. Erst seit der Kälte in dem Palast der terGordens, seit er erlebt hatte, daß sein Vater und er verschiedene Sprachen redeten, hatte er bemerkt, was echte Einsamkeit war.
    Zehn entscheidende Jahre hatte er in Gesellschaft der Treiber verbracht und in ihre Wesensart seine Wurzeln gesenkt. Er war enger mit ihnen verbunden, als er je geahnt hatte.
    In rascher Folge zuckten Bilder durch sein Hirn, die Llewellyn ihm vermittelte: der Abflug von Syrta, die kritischen Situationen in W II und das erschütternd leere Gesicht von La Strega del Drago.
    David verstärkte seine Anstrengungen, den Kontakt aufrechtzuerhalten, als er bemerkte, daß die Gedankensendungen schwächer wurden, aber auch er hatte nicht mehr viel Kraft zu geben. Die Kälte, die er nicht spürte, durchdrang seinen Körper und lullte ihn ein. Außerdem war er erschöpft von der Wanderung und

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