Die Terranauten 024 - Die Raumschiff-Diebe
vor leuchtete.
Ennerk Prime erhaschte einen kurzen Blick auf den schmalen Laufgang, der sich durch die Röhrenbahn zog, dann versperrten ihm zwei männliche Gestalten die Sicht.
Der größere von ihnen war ein Anhänger der neumodischen Kunstpigmentierungen. Über Gesicht und Hals zogen sich feuerrote und eigelbe Streifen und verliehen ihm ein barbarisches Aussehen. Die trompetenförmige Mündung des Schockers in seiner Hand verstärkte noch den Eindruck.
Er grinste und entblößte dabei versilberte, makellose Zähne, warf seinem Begleiter einen schrägen Blick zu.
»Feine Vögel, he?« machte er. »Warten still darauf, daß sie gerupft werden.«
Der Kleine an seiner Seite war nicht minder unsympathisch. Eine blasse, atmungsaktive Gesichtsmaske verbarg seine Züge, und hinter zwei schmalen Schlitzen hervor funkelten seine Augen sie abschätzend an. »Der Alte hat ’ne hübsche dralle Maid dabei«, knurrte er. »Viel zu schade für ihn. Soviel frisches Fleisch kann der gar nicht verarbeiten.«
Ennerk Prime spürte, wie Wut in ihm hochstieg.
Offenbar hatten sie es hier mit Röhrengeiern zu tun; Kriminelle, die über genug technisches Gerät verfügten, um den Sicherheitscomputer täuschen und während der Fahrt ungestört die Passagiere ausrauben zu können.
Der Pigmentierte trat einen Schritt näher. »Auf, auf, Opa«, grinste er. »Wir haben mit der Lady etwas Privates zu besprechen.« Der Schocker drohte.
Die dumpfen Gedankeninhalte der beiden Männer verrieten Primes vorsichtig lauschenden PSI-Sinnen, was sie von den Kerlen zu erwarten hatten.
Gleich! dachte er konzentriert und bemühte sich, den telepathischen Impuls so scharf wie möglich zu bündeln. Wenn nur die Schatten sie nicht orteten …
Die Bestätigung erfolgte sofort. Suzan hatte verstanden, was er beabsichtigte. Prime versuchte so gut wie möglich eine verängstigte Grimasse zu schneiden und erhob sich mit allen Anzeichen des Entsetzens. »Bitte«, haspelte er, »verschonen Sie mich. Sie können mit dem Mädchen machen, was Sie wollen, aber bitte lassen Sie mich leben…«
Der Treiber spannte sich, als er bemerkte, daß die beiden Röhrengeier ihre Aufmerksamkeit auf ihn konzentriert hatten und Suzan Oh ignorierten.
Im gleichen Moment handelte das Mädchen. Ihr Fuß zuckte hoch und schmetterte dem Pigmentierten den Schocker aus der Hand. Prime hieb parallel dazu dem Mann mit der Maske die Faust auf den Schädel und duckte sich gerade noch rechtzeitig, um dem Schwinger des Pigmentierten auszuweichen. In seinem Rücken polterte es.
»Weg, Ennerk«, schrie das Mädchen.
Prime handelte instinktiv und ließ sich fallen.
Knistern ertönte. Der Pigmentierte stöhnte kurz auf und brach dann gelähmt zusammen.
Ennerk Prime entspannte sich. »Saubere Arbeit«, lobte er. »Was machen wir jetzt mit diesen beiden Burschen?«
Ein Klingelzeichen ertönte und Flakkern huschte über den handbreiten Bildschirm des Informators.
Der Zug erreicht in wenigen Minuten Berlin.
»Verdammt«, sagte Suzan heftig. »Die Polizei darf uns mit den beiden nicht erwischen.«
Prime nickte. Es wäre unangenehm für sie, die Aufmerksamkeit der Ordnungsbehörden auf sich zu ziehen. Vor allem, da sie nur noch einen knappen Tag Zeit hatten, um ihr Unternehmen vorzubereiten.
Der Treiber griff nach ihrem kargen Gepäck und schleifte den Mann mit der Maske zu dem Polstersitz. Hinter der blassen Gesichtsfolie befand sich ein jugendliches, entspanntes Gesicht. Seine Lider flimmerten. Bald würde er erwachen.
Suzan Oh löste das Problem mit einem kurzen Feuerstoß aus dem Schocker, und dann hockte auch der Maskierte steif und betäubt neben seinem Kumpanen.
Hastig verließen die Treiber das Abteil.
Der Berliner Röhrenbahnhof erwies sich als futuristisches Labyrinth. Einige Stockwerke tief lagen die Tunnel der kontinentalen und transkontinentalen MHD-Bahnen, und der niemals abbrechende Strom der Verkehrsmittel spuckte in jeder Minute Hunderte, Tausende Menschen in den verschachtelten Bahnhof.
An den Hauptausgängen, so wußte Prime, befanden sich versteckt angebrachte Terminals der Ordnungsbehörden, die mit dem Polizeicomputer und dem Zentralen Rechner Berlins verbunden waren.
Jeder, der sich eines kriminellen Vergehens schuldig gemacht hatte und gesucht wurde, mußte an allen wichtigen Verkehrsknotenpunkten diese Sperren überwinden.
Prime fühlte Nervosität, als er die unsichtbare Sperre passierte, und auch seiner Begleiterin schien es nicht anders zu ergehen. Aber
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